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Situation teilweise entspannt

Die Hochwasser-Situation entspannte sich am Donnerstag zwar, die Hilfsaktionen der Einsatzkräfte waren aber noch lange nicht abgeschlossen.

Der Kampf gegen das Hochwasser in Österreich ging am Donnerstagabend weiter. Zwar entspannte sich die Situation in Oberösterreich und in einigen Teilen Niederösterreichs, die Hilfsaktionen der Einsatzkräfte waren aber noch lange nicht abgeschlossen. Erschwerend für die Arbeit der Mannschaften sei, dass sich einige Menschen weigerten, ihre Häuser zu verlassen, berichtete das Rote Kreuz. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) versprach rasche Hilfe. Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer (V) sprach nach einem Lokalaugenschein im Kamp- und im Kremstal von einem „wirklich erschütternden Bild“.

Während an den Oberläufen des Kamp bereits mit den Aufräumungsarbeiten begonnen wurde, spitzte sich die Situation im Mündungsbereich des Flusses zu. Die Ortschaften Grafenwörth (Bezirk Tulln) und Jettsdorf waren am schwersten betroffen, teilte der Landesfeuerwehrverband mit. Man habe die Lage aber mittlerweile im Griff, sagte Sprecher Jörg Würzelberger. Im gesamten Bundesland kämpften 5.000 Feuerwehrleute gegen die Fluten, unterstützt von 300 Bundesheerangehörigen.

In Jettsdorf mussten sich die Einsatzkräfte aus dem Gefahrenbereich zurückziehen, auch das Feuerwehrhaus stand unter Wasser. Ein Bereitschaftszug der Berufsfeuerwehr Wien mit zehn Fahrzeugen und 26 Unterwasserpumpen unterstützte die niederösterreichischen Kollegen.

In Melk ist die Donau über das Kanalsystem in die Innenstadt eingedrungen. Gefahr für die Bevölkerung bestand hier keine. Im Bezirk Horn wurde die Evakuierung der Bewohner der überfluteten Siedlung Neukamegg abgeschlossen. Hingegen gingen in Zöbing am Nachmittag Seilbergungen von Eingeschlossenen via Hubschrauber weiter. Die Brücken in Gars und Rosenburg waren nicht befahrbar. Im Bezirk Waidhofen an der Thaya war die Telefonverbindung weiter unterbrochen.

Die Stadt Zwettl war durch Hochwasser zweigeteilt. Im Stift Zwettl mussten 50 Kinder, die von der Umwelt abgeschnitten waren, mit Essen versorgt werden. Hauptaugenmerk bei den Aufräumungsarbeiten wurde auf elektrische Anlagen (Trafos) gelegt, um die Stromversorgung so schnell wie möglich wieder sicher zu stellen. In Amstetten begannen sechs Feuerwehren ihren Einsatz an der Erla, die über die Ufer trat. Hingegen beruhigte sich die Lage im Bezirk Gmünd.

Die Hochwassersituation in Oberösterreich war Donnerstagnachmittag von sinkenden Pegelständen an nahezu allen Messstellen gekennzeichnet. Die Niederschläge hörten vorerst auf. Noch immer waren Menschen von den Wassermassen eingeschlossen. Weil einerseits neben dem Telefon- und dem Stromnetz auch Sendeanlagen für Mobiltelefone gestört waren, andererseits vor allem ältere Personen kein Handy besitzen, konnte ihre Zahl nur auf 50 geschätzt werden.

Für die Donau in Linz wurde vom Hydrographischen Dienst der Landesregierung für den Abend ein Pegelstand von 530 Zentimeter erwartet. Die Warngrenze von 550 Zentimeter wurde bereits am Nachmittag wieder unterschritten. Der Höchststand von über 645 Zentimeter war am Vormittag erreicht worden.

Besonders betroffen waren weiterhin die Bezirke Freistadt und Perg und dort wiederum die 5.200 Einwohner zählende Marktgemeinde Schwertberg. Dessen Ortszentrum war von der Umwelt abgeschnitten. Der Einsatz von Booten mit Außenbordmotoren war wegen der im trüben Wasser nicht erkennbaren Hindernisse unmöglich, Boote ohne Motor konnten nicht gegen die starke Strömung an.

In ihren Häusern eingeschlossene Menschen mussten deshalb von Bundesheer-Hubschraubern vom Dach abgeholt werden. Einige verweigerten den Abtransport, weil sie sich nicht gefährdet fühlten. In Pregarten im Bezirk Freistadt ist eine Mauer eines Wohnhauses von der vorbeifließenden Feldaist unterspült worden und eingestürzt. Die acht Bewohner blieben unverletzt, konnten aber das Gebäude nicht mehr verlassen. Auch sie wurden mit Hubschraubern geborgen.

Die Höhe der entstandenen Sachschäden an Gebäuden und Fahrzeugen war noch nicht absehbar, dürfte aber enorm sein, so sind allein im Bezirk Perg hunderte Keller überflutet worden. Dort stand auch der Lagerplatz eines Autoimporteurs unter Wasser, wo zumindest hunderte fabriksneue Fahrzeuge abgestellt waren. Der Schaden dürfte jedoch nach Angaben der Firma von der Versicherung gedeckt sein.

Die Aufräumungsarbeiten werden voraussichtlich noch Wochen in Anspruch nehmen. Das Rote Kreuz richtete Ersatzquartiere für die Evakuierten ein und kümmerte sich um deren Versorgung. Die Blaulicht-Organisationen bemühten sich um Ablöse der Helfer durch frische Kräfte aus Landesteilen, die vom Hochwasser verschont geblieben sind. Die wegen des Hochwassers stillgelegten Kläranlagen nahmen nach dem Rückgang der Flut wieder den Betrieb auf.

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