Situation entspannt sich
Für ein endgültiges Aufatmen war es aber zu früh: Orte entlang der Donau östlich von Wien wurden überschwemmt. Die Donau dürfte in der Nacht aber ihren höchsten Stand erreicht haben: Die Wassermassen sollte im Laufe der kommenden Tage weniger werden.
Die Regierung hat im Ministerrat ein umfassendes Hilfspaket für die Opfer der Hochwasserkatastrophe beschlossen. An Direktzuschüssen sind 650 Millionen Euro vorgesehen. 500 Millionen davon gehen an den Katastrophenfonds, wobei jeweils die Hälfte der Mittel für individuell Betroffene bzw. für Wiederaufbaumaßnahmen der Infrastruktur verwendet werden sollen. Dazu kommen noch 100 Millionen Euro, die betroffenen Unternehmen durch einen Fonds im Wirtschaftsministerium zur Verfügung gestellt werden, sowie 50 Millionen Euro aus dem Umwelt- und Wasserwirtschaftsfonds. Überdies plant die Regierung auch steuerliche Maßnahmen.
Das Hochwasser in Niederösterreich wanderte langsam nach Osten ab. Während die Pegelstände der Donau im Westen auch am Mittwochnachmittag stabil bis leicht fallend waren, stiegen die Werte von Thaya und March stark an. Unterhalb von Wien trat die Donau vor allem in Fischamend, Bad Deutsch-Altenburg und Hainburg über die Ufer und überflutete zahlreiche Zufahrtswege und Gebäude.
Kritisch entwickelte sich die Situation von March und Thaya deshalb, da nahe der tschechischen Gemeinde Novy Mlyny ab Mittag die Schleusen eines Rückhaltebeckens geöffnet worden waren und sich der Durchfluss von 150 auf 300 Kubikmeter pro Sekunde gesteigert hatte. An den drei Messstellen in Bernhardsthal (Thaya), Hohenau und Angern (beide March) lagen die Werte teilweise bereits weit über „Bordwasser“, also jener Marke, bei der die Flüsse über die Ufer treten.
„Stark steigend“ war nach Angaben der Feuerwehr der Wasserspiegel der Donau entlang der S 5 im Bezirk Tulln. Entspannung gab es hingegen an der Kamp-Mündung bei Grafenwörth. Dort rechneten die Verantwortlichen mit einer möglichen Rücksiedelung der Bewohner in die besonders stark betroffenen Katastralgemeinden. Ein erstes leichtes Aufatmen gab es auch bei den Hochwasser-Opfern am Oberlauf des Kamp. Dort haben die Einsatzkräfte am Mittwochnachmittag bereits mit Aufräum- und Auspumparbeiten begonnen.
Nach wie vor ernst war die Situation in Ybbs – und das trotz eines stabilen Pegelstandes der Donau. In den Nachstunden herrschte auf Grund von Stromausfall totale Dunkelheit, mehr als die Hälfte der 1.900 Haushalte war nur per Zillen erreichbar. Enorme Schäden haben die Fluten von Lainsitz und Braunaubach in Gmünd verursacht. In Melk erreichte das Hochwasser erstmals seit 1954 wieder die Stadtpfarrkirche.
Bange Stunden hatten die Bewohner des Kremser Stadtteils Stein in der Nacht auf Mittwoch zu überstehen. Dank des unermüdlichen Einsatzes zahlreicher Helfer wurde ein Überlaufen der Donau jedoch verhindert. Besonders „brenzlig“ wurde die Situation, nachdem im Naturdamm im Bereich Förthof ein armdickes Loch entstanden war. Doch auch hier waren die Einsatzkräfte erfolgreich und dichteten die Lücke mit Schotter, Sand und Beton ab.
Die schweren Überflutungen in Tschechien haben am Mittwoch auch zu zahlreichen Sperren von NÖ Grenzübergängen geführt. Nach Angaben des ÖAMTC gab es nur in Drasenhofen und Reintal keine Probleme. Richtung Tschechien waren Laa a.d. Thaya, Kleinhaugsdorf und Grametten „zu“. Über Mitterretzbach kam man nur bis Satov bzw. Havraniky. Richtung Slowakei gab es in der Früh Probleme bei der Zufahrt zum Grenzübergang Berg. Die Fähre in Angern a.d. March hatte den Betrieb eingestellt. Unpassierbar war auch die Pontonbrücke bei Hohenau a.d. March.
Ebenfalls am Mittwoch ist es zu ersten Auszahlungen aus dem „Katastrophentopf“ gekommen. Landeshauptmann Erwin Pröll (V) war nach Zwettl gereist, um 160.000 Euro an Betroffene zu übergeben. Das Geld ging an insgesamt fünf Familien und Firmeninhaber. Es gelte derzeit, „an zwei Fronten zu kämpfen“, so Pröll. In den Hochwassergebieten gehe es um „schützen, bergen, retten“, wie etwa im Kamptal bis Grafenwörth. Andererseits sei „spontane und rasche Hilfe“ gefragt. Es handle sich dabei um „Unterstützung zurück auf dem Weg ins normale, tägliche Leben“, betonte der Landeshauptmann.