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Sippenhaftung im Nadelstreif

©APA (Sujet)
Gastkommentar von fischundfleisch-Bloggerin Dr. Domforth: Banken haben ein mieses Image. Schuld daran sind einige „schwarze Schafe“, büßen müssen aber alle. Heimische Banken wie die HYPO NÖ arbeiten jetzt an einer Image-Korrektur. Banken-Expertin Dr. Christine Domforth hat nachgefragt.


Das waren noch Zeiten, als Banker ebenso wie Ärzte, Lehrer oder Geistliche hoch angesehene Bürger und Respektspersonen waren. Heute ist die Reputation der Banker im Keller, sie rangieren imagemäßig irgendwo zwischen Heizdeckenverkäufern und Gebrauchtwagenhändlern. Sogar Politiker genießen – nicht immer verdient – mittlerweile mehr Ansehen als die Herren im Nadelstreif. Und so manches Kind schämt sich, weil der Papa in einer Bank werkt…

Schuld daran ist natürlich die Finanzkrise. Der Crash des Jahres 2008, dessen Folgen wir bis heute spüren und für den wir als Steuerzahler noch lange bluten werden, wurde aber nicht von den mittelständischen Geldinstituten hierzulande ausgelöst. Er ging vielmehr auf das Konto der internationalen Investmentbanken, die mit ihren hochriskanten Casinoprodukten abgestürzt sind. Dass diese Institute nichts dazugelernt haben, zeigt die Unverfrorenheit, mit der sie seit Jahren Zinssätze, Edelmetallnotierungen und auch Wechselkurse zu ihren Gunsten manipuliert haben.
Weil Politik und Aufsichtsbehörden nach dem Prinzip Sippenhaftung agierten, bekamen aber nicht nur die „schwarzen Schafe“, sondern die gesamte Bankbranche seit der Finanzkrise höhere Eigenmittelvorgaben, eine Fülle von neuen Regularien und dazu noch saftige neue Bankensteuern aufgebrummt. Mit diesen Belastungen und dazu noch mit einem ramponierten Ruf kämpfen nun auch jene Geldinstitute, die nicht an den internationalen Kapitalmärkten herumzocken, sondern jene Bankdienstleistungen anbieten, die ihre Kunden brauchen. Weil Vertrauen für die Finanzwelt das wichtigste Kapital ist, muss sie daran arbeiten, ihre Reputation wieder herzustellen. Das wird nicht über Nacht gelingen, ist aber nicht aussichtslos. Denn so schlecht der Ruf der „Bankster“ generell ist, ihrer Hausbank vertrauen die meisten Menschen auch heute noch.

Dass man die Bankbranche differenziert beurteilen muss und nicht alle Institute in einen Topf werfen darf, betont auch Dr. Peter Harold, Generaldirektor der HYPO NOE Gruppe: „Wir investieren ganz konservativ in Niederösterreich sowie Wien. Hier liegt unser geographischer Fokus, hier leisten wir auch als Konjunkturmotor unseren Beitrag: Allein 2015 haben wir rund 1,5 Milliarden Euro an neuem Kreditvolumen vergeben können. Natürlich fördert auch das kürzlich verliehene ‚prime‘-Nachhaltigkeitsrating von oekom unser Image.“

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