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Sinkende Arbeitslosenzahlen im Jänner verzeichnet

Die Arbeitslosenquote sank im Jänner auf 8,7 Prozent.
Die Arbeitslosenquote sank im Jänner auf 8,7 Prozent. ©APA (Sujet)
Wien verzeichnete im Jänner mit rund 5.000 weniger Arbeitslosen den in Zahlen stärksten Rückgang, allerdings sind in der Bundeshauptstadt auch die meisten Arbeitslosen zu finden.

Die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung ist im Jänner im Vorjahresvergleich um 0,4 Prozentpunkte auf 8,7 Prozent gesunken. Ende Jänner 2020 waren 355.335 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos vorgemerkt, um 3,4 Prozent bzw. 12.644 Personen weniger als im Vorjahr. In Schulung befanden sich 65.366 Personen, um 40 Personen bzw. 0,1 Prozent weniger als Ende Jänner 2019.

Arbeitslosenquote sank im Jänner auf 8,7 Prozent

Ende Jänner 2020 standen beim AMS 71.582 sofort verfügbaren offenen Stellen zur Verfügung, um 4 Prozent (+2.759) mehr als im Vorjahresmonat. Damit gibt es rund sechs Mal mehr Arbeitslose und Schulungsteilnehmer als offene Stellen, rechnerisch kommen 5,9 Arbeitslose auf eine offene Stelle. Insgesamt konnten 2020 bereits 54.248 Personen aus AMS-Vormerkung heraus wieder Arbeit aufnehmen.

Trotz schwächerem Wirtschaftswachstum ist die Beschäftigung zum Jahresauftakt 2020 gestiegen: Geschätzte 3,752.000 Personen, um 35.000 bzw. 0,9 Prozent mehr als im Jänner 2019, befanden sich Ende Jänner 2020 in unselbstständigen Beschäftigungsverhältnissen.

Bundesländer-Vergleich: In Wien die meisten Arbeitslosen

Betrachtet man Arbeitslose und Schulungsteilnehmer gemeinsam waren Ende Jänner um 2,1 Prozent weniger Frauen und um 3,5 Prozent weniger Männer von Arbeitslosigkeit betroffen. Die stärksten Rückgänge waren relativ in Salzburg (-6,9 Prozent), Tirol (-6,3 Prozent) und dem Burgenland (-3,5 Prozent) zu verzeichnen, der geringste Rückgang in der Steiermark (-0,6 Prozent) und in Kärnten (-1,3 Prozent). Wien hatte mit 3,3 Prozent bzw. 5.205 weniger Arbeitslosen den in Zahlen absolut stärksten Rückgang zu verzeichnen, weist allerdings auch mit 151.373 Personen die meisten Arbeitslosen aller Bundesländer auf. In Vorarlberg stagnierte die Arbeitslosigkeit, 5 Personen mehr hatten keinen Job.

Rückgängig war die Arbeitslosigkeit (inklusive Schulungen) sowohl bei Inländern (-4,0 Prozent) als auch bei Ausländern (-0,8 Prozent). Bei Jugendlichen unter 25 Jahren sank die Zahl um 4,5 Prozent, im Haupterwerbsalter (25 bis 49 Jahre) um 4,0 Prozent. Bei Älteren ab 50 Jahren stieg sie geringfügig um 0,1 Prozent. Mit 121.619 Personen sind fast 30 Prozent aller Betroffenen über 50 Jahre alt.

Fast jeder zweite Arbeitslose ohne konkrete Ausbildung

Nach Ausbildung gegliedert nahm die Arbeitslosigkeit (inklusive Schulungen) nur bei Akademikerinnen und Akademikern um 0,7 Prozent oder 223 Personen zu. Am stärksten gesunken ist sie bei Personen mit Lehrausbildung (-3,7 Prozent). Personen mit maximal Pflichtschulausbildung machen mit 193.998 Personen rund 46 Prozent aller Arbeitslosen aus, fast jeder zweite Arbeitslose hat also keine weitergehende Ausbildung.

Gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Behinderung (+2,6 Prozent) und mit sonstigen gesundheitlichen Einschränkungen (+4,8 Prozent). Bei Personen ohne gesundheitliche Einschränkungen sank sie um 4,8 Prozent. Etwas mehr als jeder fünfte Arbeitslose, exakt 93.448 Personen, hat gesundheitliche Probleme oder eine Behinderung.

Zu wenig offene Lehrstellen in Wien

Nach Branchen betrachtet gab es Ende Jänner weniger Arbeitslose und Schulungsteilnehmer am Bau (-7,2 Prozent), in der Beherbergung und Gastronomie und im Gesundheits- und Sozialwesen (jeweils -2,2 Prozent), in der Arbeitskräfteüberlassung (-2,0 Prozent) und im Handel (-1,5 Prozent). Gestiegen ist die Arbeitslosigkeit im Bereich Verkehr und Lagerwesen (+2,6 Prozent) und in der Warenproduktion (+2,2 Prozent).

Ende Jänner gab es zu wenig offene Lehrstellen, die Lücke verringerte sich um 713 auf 545 offene Lehrplätze. Den 6.442 sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden (ohne Teilnehmer der überbetrieblichen Lehrausbildung) standen 5.987 gemeldete, sofort verfügbare Lehrstellen gegenüber. In allen Bundesländern mit Ausnahme von Salzburg (-11,3 Prozent) sowie Vorarlberg (-6,4 Prozent) standen Ende Jänner 2020 mehr sofort verfügbare offene Lehrstellen zur Verfügung als im Vorjahr. Die regionale Verteilung ist sehr ungleichmäßig: In Wien gab es fast 7 Lehrstellensuchende pro offener Lehrstelle, während in Oberösterreich, Salzburg und Tirol doppelt so viele freie Lehrstellen verfügbar waren als Lehrstellensuchende gemeldet.

AMS-Vorstand rechnet mit moderatem Anstieg 2020

Auch wenn die Arbeitslosigkeit im Jänner erneut gesunken ist, rechnet das Arbeitsmarktservice (AMS) aufgrund der schwächeren Konjunktur heuer mit einem Anstieg. Im zweiten Quartal, gegen Jahresmitte, werde in einzelnen Monaten ein Plus vor den Arbeitslosenzahlen stehen, aber das werde nicht durchgehend jedes Monat so sein, sagte AMS-Vorstand Herbert Buchinger im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio.

Der Anstieg werde aber "moderat" ausfallen und vermutlich unter 10.000 Personen im Jahresdurchschnitt betragen. Die höhere Arbeitslosigkeit sei auch in den Budgetüberlegungen berücksichtigt, weil die Budgets auf Basis von Prognosen erstellt wurden, so Buchinger. "Die Regierung hat die gleichen Prognosen zur Verfügung wie wir."

Diskussion um Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen

Betreffend der von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angestoßenen Debatte um eine Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen, um mehr Arbeitslose aus Wien in freie Jobs im Westen Österreichs zu bringen, meint Buchinger, es gebe hier "kein Patentrezept". "Bescheidenes Potenzial" einer Verschärfung sieht er bei den zumutbaren Wegzeiten, das löse aber nicht das Problem des Tourismus in Westösterreich, da dafür die Wegzeiten (derzeit zwei Stunden täglich hin und zurück bei Vollzeit, Anm.) natürlich nicht ausreichten. "Man kann auch diskutieren, ab wann es jemand zumutbar ist seinen Wohnsitz aufzugeben und in eine andere Region zu ziehen, aber nur für eine vorübergehende Beschäftigung seinen Wohnsitz in Wien aufzugeben, ist wahrscheinlich doch nicht zumutbar", so Buchinger.

Hauptgrund für die Sperren von 570 Firmen beim AMS seien Insolvenzverfahren der Unternehmen, da dann die Lohnzahlungen nicht gesichert seien. Weit weniger häufig seien massive Verstöße gegen Arbeitsrechtsbestimmungen. Beide Arten von Sperren könnten wieder aufgehoben werden, wenn etwa das Insolvenzverfahren beendet oder ein Management ausgetauscht wurde, denn dann sei die Zuverlässigkeit wieder hergestellt und das AMS könne wieder Jobsuchende vermitteln.

Angesprochen auf die Forderung von Pflegekräften nach einer 35-Stunden-Woche meinte Buchinger, dem könne er natürlich etwas abgewinnen, weil der Produktivitätszuwachs traditionell auch in Arbeitszeitverkürzungen umgesetzt werde. Konkret im Pflegebereich könne das AMS aber nicht garantieren, dass man die dann fehlenden Arbeitskräfte alle durch vorgemerkte Jobsuchende ersetzen könne. Der Arbeitsmarkt in der Pflege sei quantitativ fast ausgeglichen, es gebe nur um 10 Prozent mehr Arbeitssuchende als offene Stellen.

(APA/Red)

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