Silvretta Montafon setzt auf Nachhaltigkeit: Wird Skifahren für Familien zunehmend teurer?

Die Silvretta Montafon setzt in Sachen Skifahren ganz auf Nachhaltigkeit. Im Rahmen einer Pressekonferenz am heutigen Donnerstag wurde die Vereinbarkeit des Wintersports, Tourismus und dem Thema Nachhaltigkeit hervorgehoben. Die Grünen, Ausrichter der Pressekonferenz, haben dabei das südlichste Skigebiet Vorarlbergs als Vorzeigeregion herangezogen. Deutlich wurde aber auch: Nachhaltiges Skifahren steckt noch in den Kinderschuhen und belastet den Geldbeutel der Skifahrerinnen und Skifahrer.

E-Mobilität wird angenommen
Durch die Wahl des Veranstaltungsortes wurde schnell deutlich: Klimaschonender Tourismus ist in den Köpfen der Entscheider in der Silvretta Montafon angekommen. Kilian Zinnecker, Bereichsleiter der Abteilung Nachhaltigkeit im Unternehmen, und Nadine Kasper, stellvertretende Landessprecherin der Grünen und Tourismussprecherin, hießen die Journalistinnen und Journalisten in der Tiefgarage der Valiserabahn willkommen. Dort wurde mit dem Neubau der Bahn auch die Tiefgarage neu errichtet. Sie beheimatet nun auch die größte Lademöglichkeit Vorarlbergs - vergleicht man Lademöglichkeiten in Skigebieten weltweit, führt die Silvretta Montafon gar dieses Ranking an. Wie Zinnecker später berichtete, spüre man in dieser Saison eine Mehrnutzung von 70 Prozent. "Ein klares Indiz dafür, dass es die richtige Entscheidung war, in E-Mobilität zu investieren", bekräftigt er. Auch die Einführung des Green Tickets, dass die Anreise im VVV mit Bus und Bahn ermöglicht und eine Ermäßigung für Skiverleih- und Service abdeckt, werde in dieser Saison gut angenommen, heißt es.

Bei der Auffahrt mit der Valiserabahn schweifte der Blick aller Journalistinnen und Journalisten unweigerlich durch die verregneten Scheiben hinab auf die nassen Pisten. "Man sieht es deutlich, die Schneegrenze wandert immer weiter nach oben. Eine Studie von fuse.at verdeutlicht, die mittlere Schneedeckendauer hat bereits in den vergangenen Jahren um 40 Tage abgenommen. Das betrifft vor allem tiefer gelegene Skigebiete", ordnet Kasper später im offiziellen Teil der Pressekonferenz ein. Prognosen ergäben, in der Silvretta Montafon sei mit einer Reduktion der Schneedeckentage von 134 auf 117 Tage zu rechnen. "Wir können nicht leugnen, dass der Klimawandel längst in den Bergen angekommen ist", meint die Politikerin. Der Fortbestand des Skitourismus: abhängig von den Klimaschutzmaßnahmen, die ergriffen werden.

Alternativen zu Diesel noch teuer
Seit letzter Saison ist im Montafon ein Diesel-Elektrischer-Pistenbully im Einsatz. Das Fahrzeug ist sowohl mit einem Dieselmotor ausgestattet als auch mit einer leistungsstarken Energie. Die CO₂-Emissionen können so um 90 Prozent reduziert werden. Außerdem teste man gerade synthetische Stoffe, wie etwa HVO. Dabei handelt es sich um hydriertes Pflanzenöl. Das Triebmittel kann in neueren Dieselmotoren angewandt werden und verbraucht ähnliche Mengen wie etwa der Diesel. Da es sich aber um ein pflanzliches Produkt handelt, ist es wesentlich umweltfreundlicher. "Das Problem ist, aufgrund der verschiedenen Besteuerung für Fahrzeuge mit und ohne Kennzeichen, ist der Aufpreis im Vergleich zum Diesel noch empfindlich hoch", meint Zinnecker. Auch Wasserstoff oder die Verwendung rein elektrischer Pistengeräte sei noch fernab der Realität.

Deutlich wurde also: In Sachen Pistenpräparierung wird es noch einige Zeit dauern, bis die CO₂-Emissionen merklich reduziert werden können. Auch in Sachen Stromerzeugung wurde bei der Pressekonferenz deutlich: Ideen gibt es zahlreiche - die Umsetzung ist abgesehen vom Einsatz von Photovoltaikanlagen noch in weiter Ferne. Die Pressekonferenz fand unter dem Titel "Wind und Ski zusammenbringen!" statt. Wer aber erwartet hatte, dass in naher Zukunft ein Windrad in der Silvretta Montafon errichtet wird, hatte weit gefehlt. Nicht einmal konkrete Vorhaben für Probemessungen gibt es bislang. Viel mehr war der Tenor: "Wir wollen uns mit der Möglichkeit, Windräder zu errichten, auseinandersetzen." Schließlich sei man erprobt im Errichten von Liftmasten, "Windräder sind davon nicht allzu weit entfernt", sagte Zinnecker.

Wind-Messstationen bislang nicht konkret geplant
In Brand hingegen laufen bereits Anträge für eine solche Messstation. Kasper wies in diesem Zusammenhang auf den neuen Fördertopf von Energielandesrat Daniel Zadra hin, der Windmessungen mit bis zu 50 Prozent der Kosten bei einer maximalen Förderhöhe von 50.000 Euro fördert. „Wind und Ski passen wunderbar zusammen. Ich hoffe, dass die Skigebiete in Vorarlberg die saubere Windenergie nutzen und damit langfristig nicht nur ihre Geldtasche schonen, sondern auch das Klima schützen“, betont Kasper abschließend.

Auf die Rückfrage, ob die Skipasspreise weiter steigen würde, entgegnete Zinnecker, er sei nicht für die Preisgestaltung in der Silvretta Montafon zuständig, gehe aber davon aus, dass die Preise weiter steigen, statt, dass sie sinken. Schließlich würden auch die Energiepreise weiter steigen. Und der Ertrag der Photovoltaikanlagen wie etwa der in die Fassade integrierten Anlage auf der Bergstation der Valiserabahn reiche bislang noch nicht aus, um das gesamte Skigebiet davon zu speisen. Das von Kasper erwähnte Ziel, Skifahren "auch weiterhin für Familien leistbar" zu gestalten, rückt also aufgrund anstehender Investitionen auf den ersten Blick in weitere Ferne, als dass es näher kommt.
(VOL.AT)