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Silverstone: "Eine Frage des Wetters"

Der Britische Grand Prix stellt unsere Ingenieure wegen des wechselhaften Wetters jedes Jahr auf eine neue Probe, so Christian Klien in seiner Analyse.

Von sommerlicher Hitze bis zu ordentlichem Landregen kann in Northampshire alles passieren. Und ziemlich oft passiert auch wirklich alles. Das Hauptproblem für uns Fahrer ist der Wind. Er wechselt von Runde zu Runde die Intensität. Auf der Start/Ziel-Geraden bläst er zumeist seitlich ins Cockpit. Durch die Böen ist das Anbremsen der Kurven immer ein kleiner Balanceakt.

Beim BMW Sauber F1 Team kümmert sich ein Ingenieur um die Wetterdaten. Er ist aus unserem Aerodynamik-Team und hat nach dem Qualifying etwas freie Kapazität. Er hat verschiedene Quellen zur Verfügung: die öffentlichen Wetterkarten im Internet, die Wetterdaten, die wir von der Rennleitung bekommen („rain expected within the next 30 minutes“) und vor allem die Wetterdaten von Meteofrance, dem offiziellen Partner des Teams. Dieser eine Mann alleine ist für die Auswertung von Windrichtungen, Temperaturen, Druckgebieten, herannahenden Regenfronten und so weiter verantwortlich. Speziell beim Rennen beneidet niemand unseren Wetterfrosch um seine Aufgabe. Laufend liefert er seine Daten an den Chef-Renningenieur und an Technik-Direktor Willi Rampf, der die Letztverantwortung trät. Willi entscheidet dann, ob wir zum Beispiel auf Intermediates bleiben oder schon auf Trockenreifen gehen.

Eine weitere sichere Quelle ist die Asphalttemperatur. Ab ca. 16 oder 17 Grad baut ein Reifen überhaupt erst Grip auf. Darunter—wie zum Beispiel bei den Wintertests, wo wir oft nur 5 Grad haben—kommt der Reifen nie richtig auf seine Betriebstemperatur von 75-90 Grad. Ideal ist das Fenster zwischen 20 und 45 Grad Asphalttemperatur. Darüber baut jeder Reifen wieder extrem schnell ab. All das kann einem in Silverstone jedes Jahr blühen.

Bemerkenswertes zum Großbritannien-Grand Prix

  • In Silverstone fand am 13.Mai 1950 im Beisein des halben britischen Königshauses die Geburtsstunde der Formel 1 statt. Nino Farina gewann das Rennen. Bis heute sind über 700 weitere Grands Prix dazu gekommen.
  • Silverstone ist der unbestrittene Heim-Grand Prix der Formel 1. Sechs der zehn Teams sind in unmittelbarer Nähe beheimatet. Manche Mechaniker und Ingenieure können daheim übernachten, was die Laune zu Mitte der Saison oft deutlich hebt.
  • Ich selbst wurde in Silverstone in der Formel Renault von einem gewissen Robert Kubica abgeschossen. Ich war in der zweiten Startreihe direkt vor ihm platziert. In Becketts, der ersten Kurve ist er mir ins Heck gekracht und ich war schon in der ersten Runde draußen. Dafür kam er aber auf die Schwarze Liste meines Großvaters (85). Mittlerweile ist der Opa aber drüber hinweg und freut sich, dass wir nun Teamkollegen sind.
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