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Silberpfeile vor Schumacher

Ausgerechnet zum Jubiläum hat Michael Schumacher in seinem „Wohnzimmer“ eine Niederlage gegen die Silberpfeile hinnehmen müssen.

Der fünffache Weltmeister war auf den Tag genau zehn Jahre nach dem ersten Formel-1-Sieg seiner Karriere auf seiner Lieblingsstrecke in Spa-Francorchamps am Freitag nur Dritter. Der Finne Kimi Räikkönen fuhr im Freien Training zum GP von Belgien Bestzeit vor seinem schottischen Teamkollegen David Coulthard sowie Schumacher, der wieder einen Rekord im Visier hat und bereits am Sonntag als erster Pilot zehn Saisonsiege schaffen könnte.

„Ich möchte immer gewinnen, egal ob zum neunten oder zehnten Mal. Da ich diesen Ort mein Wohnzimmer nenne, möchte ich hier besonders gern gewinnen“, sagte der 33-Jährige Deutsche, dem allerdings vor dem 14. WM-Lauf am Sonntag (14.00 Uhr/live in ORF1) von den McLaren-Mercedes-Piloten die Show gestohlen wurde. Raikkönen war auf dem 6,963 km langen Ardennenkurs in 1:47,196 Minuten der Schnellste vor Coulthard. „Kimi hat schon oft gezeigt, dass man ihn nicht unterschätzen darf. Und das werde ich gewiss nicht tun“, sagte Schumacher, der 0,207 Sekunden Rückstand hatte und vor seinem Kollegen Rubens Barrichello rangierte.

Michael Schumacher hat ganz besondere Erinnerungen an Spa. Am 30. August 1992 hatte er hier seinen ersten Formel-1-Sieg gefeiert, ein Jahr zuvor hatte er sein Debüt in der „Königsklasse“ gegeben. Zur Feier des Tages drehte er am Donnerstag eine Runde auf dem Fahrrad für einen TV-Rückblick – auch beim ersten Rennen hatte er so den Kurs erkundet. „Es sind sicherlich schöne Erinnerungen“, sagte er. Insgesamt gewann Schumacher bereits fünf Mal in Spa.

Vor dem diesjährigen GP hatte er die zuletzt wieder aufgekommenen Rücktritts-Gerüchte energisch dementiert. „Ihr könnt mich da nicht so schnell wegreden“, sagte er den Journalisten. Und Nachfolger von Ferrari-Teamchef Jean Todt wolle er im Gegensatz zu anders lautenden Spekulationen auch nicht werden. Gleichzeitig prophezeite der Kerpener, dass die viel diskutierte Ferrari-Dominanz 2003 nicht so weiter geht. „Dieses Jahr war in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr, was sich in meinen Augen nicht steigern oder wiederholen lässt.“

Angesichts der Ferrari-Strategie, nach dem gesicherten Titel für Schumacher nun Barrichello zu unterstützen, meldete sich Schumachers Ex-Kollege Eddie Irvine mit Kritik zu Wort. Ferrari solle mit dem Unsinn aufhören, forderte der Nordire gegenüber britischen Medien. „Wen kümmert es, wer Zweiter in der Meisterschaft wird? Das ist der Overkill von Ferrari“, fand er. Schumacher dementierte, Ungarn-Sieger Barrichello in Budapest absichtlich nicht überholt zu haben.

Nach den frühzeitigen Entscheidungen in der Fahrer- und der Konstrukteurs-WM fährt das Verfolgerfeld nur noch um die zweiten Plätze. Unterdessen sorgte Heinz-Harald Frentzen, der vor vier Wochen seine Kündigung bei Arrows bekannt gegeben hatte, auch in Abwesenheit für Gesprächsstoff. Der Deutsche wurde von seinem ehemaligen Team als zweiter Fahrer neben dem Brasilianer Enrique Bernoldi gemeldet. Das habe formale Gründe, sagte eine Arrows-Sprecherin. Frentzen tauchte nicht auf, auch Bernoldi startete nicht im Training.

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