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Siemens und GE ringen um französische Alstom

Die Übernahme von Alstom ist längst zum Politikum geworden.
Die Übernahme von Alstom ist längst zum Politikum geworden. ©EPA
Siemens und US-Rivale GE haben im französischen Parlament jeweils für ihr Gebot für die Energietechnik von Alstom geworben.

Sein Konzern werde bis zum 16. Juni ein Angebot vorlegen, sagte Siemens-Landeschef Christophe de Maistre am Dienstag vor dem Wirtschaftsausschuss des französischen Parlaments. Es gehe Siemens darum, zwei europäische Champions zu schaffen.

Hollande reicht US-Angebot nicht

Am Mittwoch kam der Chef von General Electric (GE), Jeffrey Immelt, mit Frankreichs Präsident Francois Hollande zusammen. Hollande und Immelt hatten bereits Ende April über die Verhandlungen gesprochen. Aus Sicht des Staatschefs ist das GE-Angebot über 12,35 Mrd. Euro nicht ausreichend.

Siemens gibt Arbeitsplatzindustrie

Der deutsche Siemens-Konzern indes stiege mit der Übernahme des Energiegeschäfts auf, während die Franzosen die Mehrheit der Zugtechnik von Siemens bekämen und auf diesem Gebiet stärker würden, erklärte der Pariser Statthalter von Konzernchef Joe Kaeser.

Siemens biete für alle Sparten der Alstom-Energietechnik außer für jene, die Frankreich für seine Energieunabhängigkeit als unentbehrlich betrachte. Zugleich bot Maistre die Übernahme der Alstom-Bahnsignaltechnik an, deren Hauptsitz dann in Frankreich sein werde. Für die Mitarbeiter, die von Alstom zu Siemens wechseln, gebe es eine Arbeitsplatzgarantie für drei Jahre.

GE: “Werden Arbeitsplätze schaffen”

GE-Vorstandschef Jeff Immelt hielt dagegen, er werde präzise Pläne vorlegen, um die Zahl der Arbeitsplätze in Frankreich nach einer Alstom-Übernahme zu steigern. Er betonte die Verbindungen seines Hauses nach Frankreich, mehrere Spitzenmanager stammten von dort und würden nach wie vor ihre Sparten von dort aus führen. Immelt bot ähnlich wie Siemens eine Verbindung mit der Bahnsignaltechnik an, deren Führung in Frankreich bei den übrigen Alstom-Verkehrstechnik verbleiben solle.

Alstom-Übernahme längst ein Politikum

Die französische Regierung steht dem US-Gebot kritisch gegenüber. Sie fürchtet, dass die Amerikaner Stellen streichen und die verbleibende Alstom-Bahntechnik alleine kaum Überlebenschancen hat. Alstom-Chef Patrick Kron bevorzugt allerdings GE. Die Barkomponente des Siemens-Gebots liegt Insidern zufolge bei weniger als 7 Mrd. Euro, hinzu kommt die Mehrheit an der kapitalintensiven und problemanfälligen Zugtechnik.

Feilschen um Kaufpreis und Kartellrecht

Siemens bereite demnach ein Angebot vor, das einige Bereiche der bestehenden Alstom-Energietechnik ausschließe. So gelte der Hochspannungsleitungsbau der Franzosen als Verhandlungsmasse, da dort Kartellprobleme drohten. Das Barangebot werde zudem um etwa 800 Mio. Euro geschmälert, weil auf Alstom noch erhebliche Strafen im Zuge laufender Korruptionsermittlungen in USA, Brasilien und Großbritannien zukommen könnten.

Im Umfeld der Franzosen wurde vor der Parlamentsanhörung klargemacht, dass Alstom sich angesichts des gut 12 Mrd. Euro schweren Offerts des US-Rivalen GE nicht unter Wert verkaufen wolle. “Wenn sie weniger Bares anbieten und einen geringeren Umfang als GE, wird das nicht die Zustimmung der Gremien finden”, sagte ein Insider. “Wenn sie Alstom nicht zusichern, die Kartellbedenken aus dem Weg zu räumen, brauchen sie erst gar kein Angebot vorzulegen.”

Siemens werde daher Bereiche mit größeren Überlappungen ausklammern. Dazu gehöre auch das Stromübertragungsgeschäft (T&D). Auf die Nukleartechnik und die Windenergiesparte wolle Siemens ohnehin verzichten. Hier könnte es aber Probleme geben: Einer dem französischen Lager nahestehenden Person zufolge gilt es als schwierig, das Nuklear-Turbinengeschäft vom konventionellen Stromerzeugungsgeschäft zu trennen.

EU will französisches Veto-Recht prüfen

Die Regierung Frankreichs hat sich in dem Übernahmepoker das letzte Wort gesichert. Dazu erließ sie ein Dekret, das ihr das Recht gibt, einen Kauf heimischer Firmen in strategisch wichtigen Branchen wie Energie, Wasser, Telekommunikation und Gesundheit durch Ausländer zu blockieren. Allerdings meldete EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier Bedenken an und will prüfen, ob das Dekret gegen EU-Recht verstößt. Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg tüftelt zudem an einer heimischen Lösung, um die Industrie-Ikone vor dem Kauf durch GE zu bewahren.

Nach Einschätzung des deutschen Bundeskartellamts würde auch die EU-Kommission eine Übernahme von Alstom durch Siemens genau unter die Lupe nehmen. “Da sind sicherlich Bereiche zu identifizieren, die nicht ganz einfach sind”, so der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf. Diese müsse man sich dann ganz genau ansehen. (red/APA)

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