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Siemens gründet eigene Bank

Der Elektroriese Siemens macht sich mit einer eigenen Bank unabhängiger von Kreditinstituten. Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) habe entsprechende Pläne des Münchner Dax-Konzerns genehmigt, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Siemens steigt ins Bankgeschäft ein. Damit will der Industriekonzern nach den Erfahrungen der Finanzkrise unabhängiger werden, aber auch mit eigenen Finanzierungsangeboten Geld verdienen. Ein Konto für Privatkunden wird es nicht geben. Siemens hatte das Vorhaben bereits im Sommer angekündigt.

“Mit einer eigenen Bank können wir in Deutschland Kredite im Rahmen von Projekt- und Investitionsfinanzierungen anbieten und damit die Absatzfinanzierung nachhaltig unterstützen”, sagte Bankchef Roland Chalons-Browne. Angebote für Privatkunden seien aber nicht geplant.

Über das neue Kreditinstitut will Siemens die Angebote seiner Sparte Financial Services in der Absatzfinanzierung erweitern und flexibler bei der Konzernfinanzierung werden. Außerdem solle das Risikomanagement optimiert werden. “Finanzierungslösungen gewinnen beim Vertrieb von Produkten zunehmend an Bedeutung, besonders seit der Finanz- und Wirtschaftskrise”, sagte Roland Chalons-Browne. Dem Konzern gehe es vor allem darum, Bankgeschäfte für sich zu tätigen.

Für das neue Institut peilt Siemens ein Geschäftsvolumen von bis zu zwei Mrd. Euro an. Das Institut werde mit einem Eigenkapital von 250 Mio. Euro ausgestattet, sagte Chalons-Browne der “Börsen-Zeitung” (Dienstag). “Das Eigenkapital ermöglicht in der ersten Phase Großkredite von maximal rund 60 Mio. Euro.” Die Finanzkrise habe gezeigt, dass ein eigenes Finanzierungsangebot sinnvoll sei, um etwa den Vertrieb zu unterstützen.

Den Einstieg ins Privatkundengeschäft plant Siemens nicht. Anders als die Münchner betreibt der Erzrivale General Electric (GE) solche Geschäfte und war im Zuge der Krise stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Solche Gefahren sieht Chalons-Browne nicht. “Die Parallele führt in die Irre. Denn erstens sind wir wesentlich kleiner. Zweitens konzentrieren wir uns auf die Bereiche, in denen Siemens aktiv ist.” Die Siemens Bank GmbH wird als hundertprozentige Tochter eigenständig arbeiten und zunächst nur in Deutschland vertreten sein.

Die Aufsichtsräte von Siemens wollen künftig unabhängig vom Konzernerfolg bezahlt werden. Die Aktionäre sollen Anfang kommenden Jahres einer pauschalen Vergütung des Kontrollgremiums zustimmen, wie aus der Einladung zur Hauptversammlung vom Dienstag hervorgeht. “Das Unternehmen begründet die geplante Änderung damit, dass der Umfang der Arbeitsbelastung und das Haftungsrisiko der Aufsichtsratsmitglieder sich in aller Regel nicht parallel zum geschäftlichen Erfolg entwickle”, hieß es. Gerade in schwierigen Zeit mit womöglich rückläufigen Ergebnissen sei das Gremium besonders gefordert. Die neue Regelung entspreche eher internationalen Referenzmodellen.

Einfache Mitglieder sollen künftig 140.000 Euro pro Jahr erhalten, der Aufsichtsratsvorsitzende 280.000 Euro, seine Stellvertreter 220.000 Euro. Für die Arbeit in Ausschüssen gibt es noch etwas extra. Mit der Regelung bescheidet sich vor allem Chefaufseher Gerhard Cromme: Dessen Bezüge waren im vergangenen Geschäftsjahr um gut ein Viertel auf knapp 490.000 Euro gestiegen, er erhielt mit gut 287.000 Euro mehr variable als feste Entgeltbestandteile.

Die Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung Anfang kommenden Jahres zudem grünes Licht für die Ausgabe von weiteren Wandel- und Optionsschuldverschreibungen geben. Für solche Emissionen gebe es zwar keine konkreten Pläne, der gestiegene Aktienkurs habe aber dazu geführt, dass der aktuelle Vorratsbeschluss der Hauptversammlung für eine entsprechende Transaktion nicht mehr ausreichen würde.

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