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Shiffrin am Weg vom Wunderkind zur Allzeit-Größe

Shiffrin ist der hellste Stern am Slalomhimmel
Shiffrin ist der hellste Stern am Slalomhimmel
Mikaela Shiffrin hat sich endgültig zur absoluten Slalom-Topfavoritin für die Heim-WM im Februar aufgeschwungen. Auch wenn es noch knapp sechs Wochen bis zum WM-Abschlussbewerb der Damen in Beaver Creek sind, wird an der 19-jährigen US-Titelverteidigerin dort kein Weg vorbei führen. Abseits davon ist Shiffrin auf bestem Weg, vom "Wunderkind" zu einer Allzeit-Größe zu werden.


Zwölf Weltcupsiege hat die Slalom-Weltmeisterin und Olympiasiegerin seit dem Zagreb-Sonntag zu Buche stehen. Hätte sie nicht aufgrund ihrer Nachlässigkeit punkto Materialtests zu Saisonbeginn einige Rennen “verschenkt”, wären es wohl sogar schon mehr.

Das erste Wellental in der bisher fast nur bergauf gegangenen Karriere des im kommenden März 20 werdenden Teenagers hat die von Mutter Eileen betreute und vom Österreicher Kilian Albrecht gemanagte Shiffrin nur stärker gemacht. Dass Shiffrin nach ihrem ersten Riesenslalom-Sieg in Sölden die Super-G-Pläne wieder etwas auf Eis gelegt hat, um im Slalom wieder in die schnellste Spur zu finden, hat sich gelohnt.

Nach Flachau wird sich die 19-Jährige aus Eagle-Vail zu Hause in den USA intensiv auf die wenige Fahrminuten von ihrem Elternhaus entfernt stattfindenden Heim-Titelkämpfe vorbereiten und dort auch Super-G trainieren. Das hat das von Lindsey Vonn angeführte US-Speed-Team gerade gemacht. Vier Tage wurde auf der WM-Piste “Raptor” bei optimalen Bedingungen trainiert, ehe es nach Bad Kleinkirchheim ging.

Ob Shiffrin ihrer elf Jahre älteren US-Rivalin Vonn schon bei der Heim-WM in Colorado auch im Speed die Stirn bieten wird, ist angesichts der Stärke des US-Teams aber unwahrscheinlich. So wie Vonn, die unmittelbar vor der Einstellung des Pröll-Rekordes an meisten Weltcupsiegen steht, hat aber auch Shiffrin insgesamt Großes vor.

“Rekorde beflügeln mich. Besonders im Sommer, weil sie mich daran erinnern, dass ich an die Arbeit gehen muss”, machte Shiffrin auch in Zagreb wieder klar, dass sie in ihrer Karriere Meilensteine setzen will. Wie ihre Slalom-Vorbilder Janica Kostelic und Marlies Schild fährt auch die musikbegeisterte Amerikanerin derzeit im Slalom in einer eigenen Liga. Und das mit einem Lächeln. “Nur wenn ich es genieße, bin ich schnell”, ist Shiffrin überzeugt, dass ein “smile” hilft.

Womöglich war keine vor ihr überhaupt so nahe an den Herren dran. “Janica und Marlies sind außerirdisch gut gefahren. Ich habe das Gefühl, erstmals in meiner Karriere alles unter Kontrolle zu haben und hoffe, die Menschen sagen irgendwann ähnliches über mich”, gab sich Shiffrin vielsagend unbescheiden und hängte am Montag in Zagreb gleich noch eine Trainings-Einheit an.

Auch wegen Shiffrin sind die vom Österreicher Patrick Riml geführten US-Amerikaner auf dem besten Weg, zwei Jahre nach Schladming auch bei der Heim-WM in Vail und Beaver Creek die meisten Goldmedaillen abzuräumen. Vonn und Shiffrin bei den Damen sowie Schladming-Dreifach-Weltmeister Ted Ligety bei den Herren sind Extraklasse. Und unabhängig davon, ob Bode Miller nach seiner Rückenverletzung noch in Topform kommt, steht fest: Die jüngsten zwei Abfahrten haben mit Steven Nyman und Travis Ganong zwei US-Amerikaner gewonnen.

In Zagreb war es die vor dem norwegischen Ein-Frau-Slalomteam Nina Löseth zweitplatzierte Österreicherin Kathrin Zettel, die als einzige auf der eisglatten Piste nicht komplett ausrutschte und den Rückstand auf Shiffrin unter zweieinhalb Sekunden hielt: “Mika fährt momentan wie von einem anderen Stern. Die haut gar nichts um. Sie ist so locker und leicht unterwegs, als ob sie spazieren fahrt”, konstatierte die Niederösterreicherin.

Mit sich selbst war Zettel zufrieden, auch wenn eine Sichtweise schmerzte. Nach Jahren des Kampfes gegen eine überragende Marlies Schild hat sie nun mit Shiffrin im Slalom erneut eine Atomic-Markenkollegin vor sich. Letztere profitiert vermutlich durchaus auch von Zettels Testerfahrung.

Zettel verließ Zagreb dennoch hoch zufrieden, um sich mit Blickrichtung WM-Kombi in Bad Kleinkirchheim wieder einige Speed-Einheiten als Vorläuferin zu gönnen. “Für mich war’s in Zagreb perfekt. Sonnig, eisig und schwer, ich liebe das. Von mir aus könnte es öfter so sein”, sagte die Niederösterreicherin.

Der Kampf um das vierte Slalom-WM-Ticket zwischen Carmen Thalmann und Bernadette Schild ist auch vor dem entscheidenden Heimevent am 13. Jänner in Flachau offen. Die Kärntnerin Thalmann hat momentan die etwas besseren Karten.

“Wir werden beide alles geben, um dabei zu sein. Wir sind aber Teampartner, das alles wird ausschließlich auf dem Hang ausgetragen”, versprach Thalmann. Schild gab sich nachdenklich. “Wenn ich meine Leistung normal bringe, sollte ich bei der WM dabei sein. Wenn nicht, habe ich bei der WM auch nichts verloren.”

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