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"Sexuelle Gewalt kann überall passieren"

©Sams
Nach möglichem sexuellen Missbrauch in Altach sprach W&W mit Karin und Daniela vom Verein Schmetterlinge, die sich für Betroffene und deren Angehörige stark machen.
Verdacht auf sexuellen Missbrauch

von Lisa Purin/Wann & Wo

Ein Mitarbeiter der Gemeinde Altach könnte über Jahre hinweg jugendliche Besucher des örtlichen Jugendtreffs sexuell missbraucht haben. Die Zahl der Opfer ist noch unklar, es sei aber von mehr als einem Einzelfall auszugehen. Der Zeitraum der möglichen Übergriffe erstreckt sich über die vergangenen 20 Jahre. Doch wieso vergehen so viele Jahre, bis sich Opfer trauen, darüber zu sprechen? Wie fühlt sich ein Opfer sexualisierter Gewalt? W&W traf sich mit Karin Kaufmann und Daniela Grüninger vom Verein Schmetterlinge. „Es ist normal, dass es eine Zeit lang dauert, bis sich ein Opfer jemandem anvertraut. Man lebt in einer Parallelwelt, kann gar nicht fassen oder verstehen, was hier passiert ist. In der Gesellschaft ist das leider immer noch ein totales Tabu-Thema“, erklärt Kaufmann, die selbst Opfer sexualisierter Gewalt wurde. „Zusätzlich kommt noch große Scham dazu, man macht sich Vorwürfe. Oft gibt es ein auslösendes Ereignis, weshalb Opfer sich plötzlich an jemanden wenden. Das kann etwa der Tod des Täters sein, aber auch, wenn bekannt wird, dass es einen Übergriff gegeben hat“, erklärt Grüninger. Fragen, wie „Bist du dir sicher?“, „Wieso hast du nie etwas gesagt oder dich gewehrt?“, machen das Outing nicht leichter, wie Karin Kaufmann weiß. „Es gibt viel Gegenwehr in unserer Gesellschaft. Wenn man das Thema generell öffentlich mehr angehen würde, hätten wir das Problem nicht. Man muss sich bewusst sein, dass sexuelle Gewalt überall passieren kann – es kann uns alle treffen! Wichtig ist, dass man reagiert, wenn so etwas herauskommt. Das haben sie hier in Altach auch richtig gemacht“, so Kaufmann.

Wichtig: Kinderschutz

Der Verein Schmetterlinge feiert heuer zehnjähriges Jubiläum. Vor zehn Jahren musste man laut den beiden noch aufpassen, was man in der Öffentlichkeit über das Thema Sexuelle Gewalt sagt. Das hätte sich zumindest zum Positiven verändert. Kaufmann: „Mein Tipp für Eltern oder Angehörige: Man sollte immer ein offenes Ohr für Kinder haben und bemerken, wenn sich etwas verändert. Ein Kind wird einen Missbrauch nicht einfach erfinden. Kinderschutz muss in unserer Gesellschaft ein wichtiges Thema werden. Gesellschaftlich und politisch – nur so können Missbrauchs-Fälle wie in Altach künftig vermieden werden.“
Verein Schmetterlinge
Selbsthilfeorganisation für Betroffene von sexualisierter Gewalt und deren Angehörige
Kontakt: 0664 8576771 schmetterlinge@vol.at

Ifs-Hotline
Institut für Sozialdienste
Kontakt: 0043 5 1755-505 Mo – Fr von 8 bis 17 Uhr

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