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sex.eu am meisten begehrt

Neue Internetadressen mit dem Kürzel “.eu“ haben am Freitag in Brüssel für den erwarteten Ansturm gesorgt. Am meisten begehrt war dabei "www.sex.eu".

Zwei Stunden nach dem Start der Registrierung um 11.00 Uhr war bereits eine halbe Million Internet-Seiten mit dem neuen Europa-Kürzel frei geschalten – exakt so viele Adressen, wie es derzeit mit dem österreichischen Länder-Kürzel “.at“ gibt. Aus Österreich sind in den ersten zwei Stunden rund 11.000 Anträge eingelangt.

„Wenn es in der Geschwindigkeit weitergeht, wird ’.eu’ eine ernst zunehmende Konkurrenz für ’.com’ werden“, sagte EU-Telekommissarin Viviane Reding am Freitag vor der Presse.

Als am heißesten begehrte Adresse erwies sich – bereits in der Vorregistrierungsphase, wo sich Markeninhaber und Prominente vorab eine Adresse sichern konnten – „www.sex.eu“. Die erste private Adresse, die am Freitag frei geschalten wurde, war „www.exhibitionist.eu“, hieß es aus der Kommission. Bei Internet-Adressen, auf die niemand einen markenrechtlichen Anspruch hat, erhält jener den Zuschlag, der die Seite zuerst registriert hat. In Streitfällen entscheidet ein Schiedsgericht in Prag, wo bereits 60 Fälle anhängig sind.

Die EU selbst und ihre Institutionen – Kommission, Parlament und Rat – haben sich in der Vorphase 5.000 Adressen gesichert. Ab Mai werden alle Brüsseler Internetseiten und E-Mail-Adressen auf “.eu“ umgestellt. Die Hauptseite der Europäischen Union wird dann künftig unter „http://www.europa.eu“ abrufbar sein.

Auch die künftigen EU-Ratspräsidentschaften – bisher wie derzeit auch Österreich (www.eu2006.at) mit nationalem Länderkürzel – werden voraussichtlich die neue EU-Endung verwenden. Nachdem Internet-Piraten vorab die Adressen künftiger Präsidentschaften geklaut haben, hat die Kommission die “.eu“-Adressen für alle weiteren Ratsvorsitze vorreserviert.

Ob “.eu“ tatsächlich einmal an das mit derzeit 50 Millionen Registrierungen weltweit wichtigste Interkürzel “.com“ herankommen wird, darüber waren die Meinungen am Freitag geteilt. EU-Kommissarin Viviane Reding zeigte sich am Freitag überzeugt davon, dass “.eu“ für die europäischen Unternehmen und die 450 Millionen europäischen Einwohner eine Alternative zu “.com“ sein wird. Das Management der österreichischen “.at“-Registrierstelle Nic.at glaub dagegen nicht, dass “.eu“ “.com“ auf absehbare Zeit überholen wird.

Mit der Einführung der neuen Europa-Adressen setzt die EU einen bereits am Lissabon-Gipfel im Jahr 2000 gefassten Beschluss um. “.eu“ seie eine „Chance für die europäische Identität und für den elektronischen Geschäftsverkehr“ vor allem im weltweiten Handel, sagte Reding am Freitag weiter vor Journalisten in Brüssel.

Die Registrierung für voraussichtlich rund 15 Euro sei relativ günstig. Außerdem werde sich jeder registrieren können, der in Europa eine Wohnadresse oder eine Niederlassung besitzt. Europa habe damit einen wesentlich freieren Zugang als die USA gewählt und bekräftige damit auch seine Forderung nach einem „freien Informationsaustausch in einer pluralistischen Gemeinschaft ohne Zensur“, so Reding.

Geht es nach der Kommissarin, könnte die EU sich dabei als Trendsetter erweisen. „In nicht allzu ferner Zukunft könnten andere Weltregion folgen. Bald könnte es auch ’.asia’- oder ’.mercosur’-Adressen geben“, glaubt Reding.

Auch Nic.at-Geschäftsführer Richard Wein bezeichnete die neuen “.eu“-Adresse als „gute Sache, um ein Gegengewicht zu ’.com’ zu schaffen“. Dass “.eu“ tatsächlich in den nächsten Jahren an die 50 Millionen “.com“-Adressen herankommen wird, schloss er am Freitag aber aus. „Wenn es innerhalb eines Jahres zwei Millionen ’.eu’-Registrierungen geben wird, ist das schon ein Erfolg“, sagte Wein zur APA.

Seiner Meinung nach werden die neuen Europa-Adressen „nur eine Ergänzung zu den nationalen Adressen“ sein – vor allem für große Unternehmen, die europaweit agieren. Für kleinere Unternehmen und im privaten Bereich werden die “.eu“-Seiten nach Ansicht Weins dagegen nur „marginale Bedeutung“ haben, etwa wenn die gesuchte nationale Seite bereits vergeben ist.

Die Länder und Kommunen haben dagegen schon mit regem Interesse reagiert. Laut Amtsblatt der EU hat Deutschland für sein Land, seine Bundesländer, Regionen und Städte in Summe 141 Adressen vorreserviert. Ähnlich engagiert war Spanien mit 130 Vorreservierungen für das Land und seine Regionen. Österreich dagegen hat sich dagegen auf “Österreich“ und „Republik Österreich“ in mehreren Sprachen beschränkt und 61 Adressen vorreserviert.

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