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Sein oder nicht sein?: Kontroverse um Shakespeares Identität

William Shakespeare: Gab es den wohl wichtigsten Bühnenautor überhaupt?
William Shakespeare: Gab es den wohl wichtigsten Bühnenautor überhaupt? ©AP
Für die einen ist er der bedeutendsten Dramatiker der Weltliteratur - andere zweifeln an seiner Existenz: Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Theorien, dass William Shakespeare nicht der war, für den er gehalten wird.

Manche Forscher glauben, seine Stücke seien von anderen geschrieben worden. Andere gehen davon aus, dass es ihn gar nicht gegeben hat und sein Name nur ein Deckmantel für andere Autoren war.

Kaum überlieferte Dokumente

Eine der Ursachen des Problems liegt darin, dass es außer ein paar Handelspapieren, einem rätselhaften Testament und zwei Porträts so gut wie keine überlieferten Dokumente von Shakespeare gibt. Vor allem fehlen Manuskripte seiner Werke in eigener Handschrift. Immer wieder kam über die Jahre auch die Frage auf: Wie konnte jemand von eher niedriger Geburt, ohne höhere Bildung, Erfahrung am Hof oder juristische Kenntnisse über all diese Themen so treffend schreiben?

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shakespeare-AP1450 ©Ein Porträt von William Shakespeare: Es wird angenommen, dass es das einzige Porträt des Dramatikers war, das zu seinen Lebzeiten entstanden ist. Quelle: AP/ Lefteris Pitarakis

Es ist noch nicht einmal ganz genau bekannt, wann Shakespeare wirklich geboren wurde. Getauft wurde er laut Kirchenregister der Holy Trinity Church in Stratford-upon-Avon am 26. April 1564. Das Geburtsdatum ist nicht gesichert, Historiker gehen aber vom 23. April 1564 aus. Sein Todesdatum hingegen steht fest, es ist der 23. April 1616. Sein Vater war wohl ein Handschuhmacher und Wollhändler, seine Mutter die Tochter eines bekannten Landbesitzers.

Um Shakespeares Leben ranken sich viele Rätsel, die Forschung zu seiner Biografie und seinen Werken ist beinahe endlos. Nach seiner Taufe ist das nächste dokumentierte Ereignis seine Hochzeit mit Anne Hathaway, der Tochter eines Bauern aus der Gegend, im Alter von 18 Jahren. Anne war acht Jahre älter als er. Das erste Kind des Paares, Susanna, kam sechs Monate nach der Eheschließung zur Welt. Zwei Jahre später bekamen sie Zwillinge, einen Buben und ein Mädchen, doch der Knabe starb im Alter von 11 Jahren.

Eine Zeit lang verschwindet Shakespeare danach aus der offiziellen Dokumentation. Als er um 1592 wieder auftaucht, hat er sich bereits in London als Schauspieler und Autor hochgearbeitet. Nur wenige Jahre später zeigen sich die Früchte seiner unermüdlichen Arbeit. Von 1594 bis 1611 produziert er etwa zwei Stücke pro Jahr. Er wird berühmt, und sogar von Queen Elizabeth I. an den Hof geladen. Seine letzten Lebensjahre verbringt er wieder in Stratford-upon-Avon. Seine Geschichte ist mit seinem Tod aber noch lange nicht vorbei. Wie er selbst in seinem “Hamlet” so schön sagte: “Was lebt, muss sterben Und Ew’ges nach der Zeitlichkeit erwerben.”

Gesicherte Fakten

Sie sind spärlich, aber es gibt sie – folgende Fakten über das Leben von William Shakespeare gelten als so gut wie gesichert:

  • Geboren 1564, vermutlich am 26. April, in Stratford-upon-Avon
  • Sohn des Handschuhmachers John Shakespeare und seiner Frau Mary
  • Besuch der Lateinschule, an einer Universität war Skakespeare nie
  • 1582 heiratet er die 26-jährige Anne Hathaway
  • Sie bringt zwei Töchter und einen Sohn zur Welt
  • Seit Beginn der 1590er Jahre Mitglied einer Londoner Theatertruppe
  • 1592 wird Shakespeare erstmals als Dramatiker in London erwähnt
  • Vermutlich 1595: “Ein Sommernachtstraum”
  • Vermutlich 1595/96: “Romeo und Julia”
  • 1596/97: “Der Kaufmann von Venedig”
  • 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford
  • Vermutlich 1599: “Wie es Euch gefällt”
  • Um 1600 entsteht “Hamlet”
  • Um 1603 entsteht “Othello”
  • Uraufführung von “Macbeth” vermutlich im Sommer 1606
  • Shakespeares Wirken in der Londoner Theaterszene endet 1611/12
  • 1616 stirbt Shakespeare, vermutlich am 23. April, in Stratford
  • 1623 erscheint die erste Gesamtausgabe seiner Dramen.

Shakespeare oder nicht Shakespeares…

Als am meisten genannte Kandidaten, die sich hinter dem Pseudonym Shakespeare verstecken sollen, gelten dabei Edward de Vere (1550-1604), der 17. Earl of Oxford, sowie Autor Christopher Marlowe (1564-1593). Über die Jahre hatten die Theorien so prominente Vertreter wie Mark Twain, Sigmund Freud, Orson Welles oder Charlie Chaplin. Die Shakespeare-Forschung ist ein gigantisches Feld, doch weitgehend wird heute davon ausgegangen, dass es Shakespeare gab. Allerdings scheint auch klar, dass er beim Schreiben seiner Stücke Unterstützung von anderen Autoren hatte.

(APA/dpa/red)

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