Sein bester Freund ist der Drache: Weltklasse-Kiter Chris Passenegg

Aufgewachsen ist Christian Passenegg mit seinen drei älteren Geschwistern, welche ihn in jeder freien Minute mit in die Berge genommen haben. „Was Sport anbelangt wurde ich sehr vielseitig aufgezogen” sagt er unverblümt. Als er sechs Jahre alt war, fand er zu Weihnachten ein Snowboard hinter dem Vorhang. „Da kam ich zum ersten Mal in Berührung und entdeckte meine Liebe zu Boards” verrät er schmunzelnd.
Mutiger Auswanderer
Nach dutzenden Tennisstunden ging es über das Snowboarden schließlich zum Kitesurfen. Zum ersten Mal sah Passenegg Kiter in der Dominikanischen Republik, jedoch leider nur aus der Entfernung. Dennoch wurde sein Interesse an dieser Sportart immens geweckt. Er versprach sich, im nächsten Urlaubsdomizil den Sport selbst auszuprobieren. „Mit meiner damaligen Freundin ging ich im Jahr 2000 nach Ägypten, wo ich einen Kitekurs machte” so der passionierte Kiter. Aufgrund einer Verletzung konnte er allerdings den Kurs nicht fertig machen. „Mit meinem verletzten Fuß musste ich am Strand sitzen und zusehen, wie hoch die Jungs gesprungen sind.”
Er jobbte zwei Jahre lang und sparte Geld an. Sein Ziel war es, richtig gut kiten zu erlernen. Passenegg setzte alles auf eine Karte, verließ seine damalige Freundin, verkaufte die Wohnung und flog für ein halbes Jahr nach Brasilien, weil es dort die besten Spots gibt. „Im Flugzeug lernte ich den damals besten Rider der Szene kennen. Er bot mir an, in der selben Possada zu wohnen.” Dem holden Glück noch nicht genug durfte er nicht nur bei den Profis wohnen sondern auch noch ihnen zusammen täglich trainieren.
Großes Glück
Direkt nach Brasilien wohnte er für zwei Jahre in Ägypten in Soma Bay, wo er die größte Kite-Surf-Station von ganz Ägypten leitete. „Obwohl der Job sehr anstrengend war, nahm ich mir meine zwei, drei Stunden pro Tag um zu trainieren.” Zusammen mit Mike Marte machte Passenegg eine Promo-CD, um auf Sponsorensuche gehen zu können. Eine Kite-Firma übernahm sogleich das Sponsoring für Passenegg. „Der Grund Ägypten zu verlassen war ganz spontan. Ich wurde zu einem Shooting nach Brasilien eingeladen, weil ein anderer Kiter der dafür vorgesehen war, verletzt war” schwärmt er von seinem besten Tag des Lebens: „Nach dem Shooting kam der Chef der Firma und bot mir einen vierjährigen Profivertrag an.”
Sieben Jahre
Das interessante Leben begann mit jenem Moment. Fortan ging es von einem Kite-Spot zum anderen, im Jahr bekam „BB” unglaubliche 20 Spots zusammen und 50 Flüge. „Mein Rekord war es, an drei Tagen auf drei Kontinenten zu sein. Praktisch führte ich ein Leben zwischen Inseln und Flughäfen und es war super spannend all die Kulturen und Menschen kennen zu lernen und so nah mit der Natur verbunden zu sein” so der sonnengebräunte Bludenzer. Insgesamt war Christian Passenegg sieben Jahre im Profikitebereich unterwegs. Seine Erfolge waren, dass er das damals persönlich gesteckte Ziel andauernd übertraf: Er war weltweit auf den Titelseiten der renommiertesten Magazine abgedruckt. Ein unglaubliches Gefühl muss es zudem gewesen sein, als er wieder nach Brasilien kommt und ein sieben Meter großes Transparent von ihm sah. Passenegg wurde zweiter beim Africa Cup, obwohl er eigentlich keine Competions fuhr. Die Marken die er vertritt sind jedem bekannt: Core, Carved, Oakley, O’Neill. Im Nordosten von Brasilien ist Kiten ein Nationalsport und Passenegg jedem Kiter ein Begriff.
Geplante Rückkehr
„Ende 2010 dachte ich nach, dass ich mein Ziel, Cover-Shootings zu machen, längst erreicht hatte und es nicht besser werden kann.” Auch die vielen Verletzungen waren mit ein Grund für das Umdenken bei ihm. Es war eine Frage des jetzt oder nie, verbunden mit der Angst, zu bequem zu werden. Leute, die ihn prägten, rieten ihm bereits zu Beginn seiner Karriere, er solle bis er 30 Jahre war noch die Kurve kratzen und bodenständig werden. Jetzt ist „BB” zurück im Ländle und studiert Lehramt für Englisch und Sport. „Es war immer schon ein Ziel von mir, vor allem da ich in der Schule gute Lehrer hatte, was echt ein Glück war” unterstreicht er seine Berufung. Für einen weltoffenen Sportler wie Passenegg sei Lehrer der einzige sinnvolle Job überhaupt. Was sicher steht ist, dass er genügend Ehrgeiz hat, um noch viele neue Sachen in seinem Leben anzupacken.
Weltrekord geplant
Für 2014 ist ein Weltrekordversuch im Long Distance geplant. 2013 hat „BB” beim Long Distance den zweiten Platz belegt. Sein persönlicher Rekord liegt bei 12 Stunden. Der anzustrebende Rekord liegt innerhalb 24 Stunden – „Ich denke, dass ich den schaffe!”
Zur Person:
Name: Christian „BB” Passenegg
Geboren am 27. 01. 1983
Wohnort: Bludenz
Familie: glücklich ledig
Beruf: angehender Lehrer und Kiteprofi
Lebensmotto: Go big or go home!
Lieblingsgericht: Sashimi
Lieblingssurfspot: Belem/Brasilien
An Vorarlberg mag ich: Die Berge und die Ruhe.