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Seher von ServusTV und oe24.tv neigen eher zur Verharmlosung von Corona

Seher von ServusTV und oe24.tv neigen eher zu Verharmlosung.
Seher von ServusTV und oe24.tv neigen eher zu Verharmlosung. ©pixabay.com (Symbolbild)
Zwei Drittel der Österreicher informieren sich regelmäßig im Fernsehen zum Thema Coronavirus. Dabei gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Einstellung zu Corona und den häufig genutzten TV-Sendern, wie eine Auswertung des Austrian Corona Panel Projects der Uni Wien zeigt.

Nutzer von ServusTV und teils von oe24.tv tendieren eher zu einer Verharmlosung des Virus, glauben eher an Verschwörungstheorien und sehen Coronamaßnahmen und die Impfung skeptischer als Nichtnutzer.

Bei den regelmäßigen ORF-Nutzern ist der Anteil der Coronaskeptiker hingegen in allen abgefragten Kategorien geringer als bei den ORF-Nichtnutzern. Bei den Sendern Puls 4/Puls 24, ATV/ATV2 und Krone-TV wurde in der Studie (1.500 Befragte) kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Nutzern und Nichtnutzern festgestellt.

ServusTV-Seher: 21 Prozent sehen Coronavirus als normale Grippe

Konkret sind unter jenen Befragten, die regelmäßig ServusTV konsumieren, 21 Prozent der Meinung, dass das Coronavirus nicht gefährlicher sei als eine normale Grippe. Und fast ein Drittel stimmt der Aussage zu, dass Bill Gates die Menschheit zwangsimpfen will, um damit Geld zu verdienen. Ein Drittel hält zudem die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus für einen Fehler. Das sind jeweils mindestens zehn Prozentpunkte mehr als bei den Nichtsehern. Auch der Anteil der Impfbereiten unterscheidet sich bei den beiden Gruppen deutlich (Nutzer: Impfbereitschaft 60 Prozent, Nichtnutzer: 76). Laut der Onlinebefragung hat ein Drittel im vergangenen Monat mindestens einmal pro Woche TV-Magazine, Dokus oder Diskussionen zu Corona auf ServusTV verfolgt. Der Privatsender wollte gegenüber der APA keinen Kommentar zu den Ergebnissen abgeben.

Mehr Coronaskeptiker unter oe24.tv-Nutzern

Signifikant mehr Coronaskeptiker weist die Studie bei manchen Fragen auch unter den oe24.tv-Nutzern aus, wo sich immerhin 20 Prozent regelmäßig zu Corona informieren: So glaubt ein Drittel der Nutzer an eine Bill-Gates-Verschwörung, ebenso viele sehen die Maßnahmen zur Coronabekämpfung kritisch. Das sind ebenfalls jeweils mindestens zehn Prozentpunkte mehr als unter Nichtnutzern.

Genau umgekehrt ist es bei jenen 50 Prozent der Befragten, die laut der Erhebung regelmäßig ORF-Informationssendungen und -Magazine konsumieren: Nur zehn Prozent der ORF-Nutzer setzen das Coronavirus mit der Grippe gleich (Nichtnutzer: 18). An eine "Bill-Gates-Verschwörung" glaubt jeder Fünfte (Nichtnutzer: 30), ebenso viele sehen die Coronamaßnahmen skeptisch (Nichtnutzer: 28). ORF-Nutzer sind außerdem deutlich impfbereiter als Nichtnutzer (80 gegenüber 61 Prozent).

Studie zu Konsumverhalten in der Coronakrise

Die Studie lässt offen, ob manche Befragte aufgrund von "alternativen Covid-Realitäten" coronaskeptischer geworden sind, wie das Forscherteam aus Jakob-Moritz Eberl und Noelle S. Lebernegg es formuliert, oder Skeptiker sich selbst eher für Formate bestimmter Sender entscheiden, weil sie dort ihre Ansichten eher vertreten sahen bzw. es wechselseitige Beeinflussung gab. Aber: "Auch wenn diese Fragen auf der Basis unserer Daten nicht beantwortet werden können, so sollten alle drei Szenarien den betroffenen Sendern zu denken geben", schreiben die beiden in ihrem Blogeintrag zu den Studienergebnissen.

Immerhin stehe Österreich vor einem gesamtgesellschaftlichen Problem, wenn sich manche Bevölkerungsgruppen wegen einer "Fragmentierung der medialen Öffentlichkeit" nicht mehr auf grundlegende Fakten oder Wahrnehmungen einigen könnten, so das Forschungsteam. Im schlimmsten Fall könne das zu einer weitreichenden Polarisierung des öffentlichen Diskurses beitragen: "Ob die 'Quoten-Nische' der Coronavirus-Verharmlosenden und Maßnahmen-Kritiker*innen alle Mittel heiligt, müssen die verantwortlichen Sender wohl selbst mit sich klären. Im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhaltes und der gemeinsamen Bewältigung dieser Krise erscheint es jedoch durchaus wünschenswert, wenn sie diese Strategie noch einmal überdenken würden."

(APA/Red)

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