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Seele als Spiegel der Organe

Rund eine halbe Million Menschen in Österreich leidet unter Depressionen. Noch weiter verbreitet ist eine abgemilderte Variante dieses Volksleidens.

Fast jedem fünften Österreicher schlägt das trübe Wetter im Herbst aufs Gemüt. Saisonabhängige Depression (SAD) bedeutet schlechte Laune, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Lustlosigkeit. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) versucht seelische Störungen mit Akupunktur, Kräutermedizin, Ernährung und Bewegung in den Griff zu bekommen.

„Unser psychischer Zustand steht mit den fünf Organen in Zusammenhang. Daher kann man die Seele als Spiegel unserer Organe bezeichnen“, sagte die in Wien lebende TCM-Expertin Shi Chun Wen im APA-Gespräch. Der Ausspruch „welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?“ erhält so eine neue Deutung.

Denn: „Laut der chinesischen Medizin ist die Leber zuständig für das Fließen der körperlichen Energie. Sorgen über einen längeren Zeitraum, Gedankenkreisen um eine bestimmte Angelegenheit und ausgedehnte, innerliche Wut stören die Leberfunktion und lassen die Energie nicht fließen. Dadurch wird Leber-Stau und Qi-Stau hervorgerufen, was die ursprüngliche Ursache der Depression ist“, erläuterte die Expertin. Unter Qi versteht die TCM die universelle Lebensenergie. „Weiters entsteht auch Blut-Stau, weil Qi das Blut antreibt.“

Als Gegenmittel verwendet die fernöstliche Heilslehre Akupunktur und Akupressur, z. B. Schröpfen und Tuina Anmo, eine der ältesten manuellen Therapien, „damit der Leber-Meridian wieder fließt“. Weiters kommen individuell abgestimmte Kräuterbehandlungen zum Einsatz. „Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung sind folgende chinesische Kräuter gegen Depressionen eine große Hilfe: Chai Hu, Chuan Xiong, Mai Ya, Qing Hao, Mu Dan Pi, Zhi Zi, Ku Xing Ren, Jie Gen, Bai He, Huan Xiao Mai, He Huan Pi, Zhu Sha, Long Gu, Mu Li, Di Gu Pi“, sagte Shi Chun Wen.

„Laut der TCM sollte man bei der Depression auf eine nährstoffreiche Ernährung und leichte Kost achten“, empfiehlt die Expertin. „Empfehlenswert sind eiweißreiche, Vitamin-B reiche Lebensmittel wie Milch, Eier, mageres Fleisch, Sojaprodukte, Obst, Gemüse, Fisch, Knoblauch, Kürbis, Haferflocken, Buchweizen und Muscheln. Zu vermeiden sind süße, fette und scharfe Speisen.“

„Eine große Hilfe kann es sein, durch Leber-Meridian-Bewegung das Leber-Qi zu stärken.“ Shi Chun Wen rät beispielsweise zu folgenden Übungen: „Eine Faust beim Einatmen gerade über den Kopf heben, dabei den Oberkörper nach oben ziehen. Oben die Finger spreizen, auf die Zehen stellen und einen ’Vogel fangen’, dabei ausatmen und die Faust wieder nach unten führen. Fünfmal links und zweimal rechts üben, Linkshänder genau umgekehrt.“ Oder auch: „Ausatmen. Beim Einatmen die Arme gerade nach oben heben und ihnen nachschauen, beim Ausatmen in einem Bogen seitlich senken.”

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