Gebrauchtes Shoppen: Ein Trend mit Nachhaltigkeitsfaktor
"Wir könnten wesentlich mehr Ware annehmen und auch verkaufen, wenn wir nur mehr Platz für alles hätten", sagt Silke Hagen vom Pinocchio Kinderparadies in Lustenau. Der Laden für Secondhand und Neuware für Kinder ist einer von vielen Läden im Ländle, die gebrauchten Kleidern oder Spielwaren ein neues Leben schenken. Was früher noch ein verruchtes Image hatte, ist heute vollkommen in der Breite der Gesellschaft angekommen. Gebrauchtes shoppen, ist voll im Trend. Und das ist gut so, findet Hagen. "Gerade im Babybereich kommen Waren zu uns, die nie oder nur wenige Male benutzt worden sind. Abgesehen davon, dass es schade um den Geldwert ist, müssen wir auch einfach an eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft denken", so die Verkäuferin aus Leib und Seele.

Vor allem dieser Aspekt scheint auch immer mehr Eltern wichtig zu sein. "Wir sprechen hier von einer Generation, die sich bewusst ist, dass wir mit Ressourcen sparsam umgehen müssen. Viele Eltern wollen ihren Kindern genau das vorleben und kaufen deshalb bei uns ein." Eine typische Klientel kann Hagen nicht beschreiben. Zu verschieden seien inzwischen die Menschen, die zu ihr nach Lustenau kommen. "Das ist doch das Tolle. Wer Geld sparen möchte, kann das hier tun. Wer einfach nur nicht immer neu kaufen möchte, auch."

Kommissionsverkauf: Eine Win-Win-Situation für Verkäufer und Käufer
Die Gebrauchtwaren, die im Geschäft angeboten werden, kommen von Menschen aus der Umgebung. Sie geben sie auf Kommission an Pinocchio und nutzen quasi die Verkaufsfläche. "Wir leben in einer Zeit, in der Wohnraum immer knapper wird und damit Staufläche zum Verwahren von Kleidung oder Spielzeug fehlt. Der Weiterverkauf ist deshalb für viele Familien eine echte Erleichterung", verdeutlicht Hagen. Der Grundsatz, der bei der Abgabe eigener Produkte immer gelten sollte, lautet klar: Nur das, was man selbst noch verwenden würde, ist auch für die Abgabe an Pinocchio angemessen. "In der Regel klappt das ganz gut, teilweise müssen wir aber auch Dinge mit Qualitätsmängeln abweisen", so Hagen.

Platzmangel und Qualitätsstandards: Die Herausforderungen des Secondhand-Handels
Ablehnen müssen die Mitarbeitenden bei Pinocchio Dinge teilweise auch, weil schlicht der Platz fehlt. "Es gäbe sicher den Markt für Kinderwagen oder Babybetten. Aber dafür ist unsere Fläche einfach zu klein", so die Verkäuferin. Pro Woche bekommen Sie bis zu 10.000 neue Verkaufsartikel. Jeden Tag kaufen bis zu 200 Menschen bei ihnen ein. "Das ist eine wahnsinnige Schlagzahl. Wer heute nichts findet, kommt nächste Woche wieder und entdeckt ein teilweise neues Sortiment", lacht Hagen. Den genauen Anfangszeitpunkt des Booms kann das Verkaufstalent nicht benennen. "Corona und die Teuerung haben da aber sicherlich einiges angestoßen", blickt sie einige Jahre zurück.

Mittlerweile hat das Geschäft sein Angebot auf Fahrräder, gebraucht und neu, sowie eine Fahrradwerkstatt und im Winter Ski und einen Skiverleih erweitert. "Es gibt nur noch wenig Händler, bei denen man zu fairen Preisen, schnell sein Rad reparieren kann. Diese Lücke wollten wir schließen." Und auch die Entscheidung, Neuwaren mit ins Geschäft aufzunehmen, geht auf das Sterben kleiner Baby- und Kinderläden zurück. "Wir haben mit Online-Anbietern natürlich eine große Konkurrenz, bei uns gibt es aber eben die Mischung aus gebraucht und neu, ohne, dass es den Anschein macht, in einem stereotypisierten, schlecht riechenden Secondhand-Shop zu sein", erklärt Hagen.
(VOL.AT)