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Sebastian Vettel - ein Weltmeister wie eine Maschine

Vettel: Akribische Arbeit auch als vierfacher Champion.
Vettel: Akribische Arbeit auch als vierfacher Champion. ©AP
Sein Hunger scheint nicht enden wollend. Sebastian Vettel wird auch nach seinem vierten Weltmeistertitel in Serie nicht zufrieden sein. Der 26-jährige Deutsche ist eine Ausnahmeerscheinung.

Kein anderer Pilot arbeitet mit dermaßen großer Hingabe an seiner Weiterentwicklung. Der Lohn sind Einträge in die Geschichtsbücher, vereinzelt aber auch Missgunst von Konkurrenten und Fans. Zu groß ist Vettels Dominanz.

Vierfach-Serie: Bislang nur Fangio und Schumacher

Seit Sonntag steht der Red-Bull-Pilot erneut vorzeitig als Champion fest. Bis dahin waren nur Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher viermal hintereinander Weltmeister. Die Formel 1 erlebt die Vettel-Ära. Selbst die sieben WM-Titel seines Jugendidols Schumacher scheinen für den Zimmermannssohn aus Heppenheim in Hessen nicht mehr utopisch.

Die Chance darauf verdankt Vettel nicht nur seinem Talent, sondern auch seinem Fleiß. Selbst als Serienweltmeister hat sich nichts an seiner akribischen Arbeitsweise geändert. Noch immer verbringt der Ausnahmekönner Stunden mit seinen Ingenieuren, beschäftigt sich mit Reifen und deren Arbeitsweise. Dazu, über das dominante Auto der Dekade zu verfügen, hat Vettel seinen Teil beigetragen. Er ist und bleibt ein Perfektionist.

Längst kein “Baby-Schumi” mehr

Vergleiche mit Landsmann Schumacher drängen sich auf, wenngleich Vettel über seinen einstigen Spitznamen “Baby-Schumi” längst erhaben ist. Mit Red Bull hat er eine ähnliche Erfolgsdynastie aufgebaut wie der Rekordweltmeister einst bei Ferrari. Wie lange sie andauert, ist allerdings offen. Kommendes Jahr hält ein völlig neues Reglement Einzug in der Königsklasse. Seinen Vertrag bei den Bullen hat Vettel vorerst bis Ende 2015 verlängert.

Emotionale Bindung zu Red Bull

Seine emotionale Bindung zum Getränkekonzern aus Österreich ist groß. Bereits als Zwölfjährigen hatte Red Bull den Youngster in sein Junior-Programm gesteckt. Sein größter Förderer, ein fast väterlicher Freund, ist Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko. Dieser hatte Vettel früh die Chance in der Formel 1 gegeben. Eineinhalb Jahren bei Toro Rosso und einem Sensationssieg in Monza folgte 2009 das “Upgrade” zum Hauptteam.

Seither hat der Blondschopf fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Verändert habe ihn das nicht, meint Vettel. “Als Persönlichkeit verändert man sich nicht, man entwickelt sich nur weiter”, sagte der Weltmeister in Indien. “Man gewinnt an Erfahrung – auch an Lebenserfahrung.” Seine Interview-Antworten sind freundlich wie immer, aber auch wohlüberlegt. Die Unbeschwertheit vergangener Jahre hat Vettel schrittweise verloren.

Auf Erfolg folgt Missgunst

Der Erfolg ruft auch Missgunst hervor. Missgunst, wie sie der deutsche Seriensieger in diesem Jahr nicht nur nach seinen Triumphen in Monza und Singapur in Form von Buhrufen auf dem Podest vernehmen musste. Seine missachtete Stallorder zu Saisonbeginn in Malaysia, als er Teamkollege Mark Webber den Sieg wegschnappte, war den Sympathiewerten ebenfalls nicht zuträglich.

Vater-Verbot im Fahrerlager

Vettel ist eine Ausnahmeerscheinung, dem Erfolg ist aber alles untergeordnet. Selbst seinem Vater Norbert, der ihn früher stets zu den Rennen begleitet hatte, hat er Fahrerlagerverbot erteilt, weil er ihn zu sehr ablenke. Sein Fokus hat Vettel immer schon ausgezeichnet. Dazu kommen Intelligenz, Lernwilligkeit und Multi-Tasking-Fähigkeit. Nur wenigen Piloten gelingt es, auch in schwierigsten Kurvenkombinationen mit der Box zu kommunizieren.

Als größte Schwäche bezeichnet Vettel seinen Sturkopf. Dieser hat ihm aber auch schon so manche Tür geöffnet. Bereits mit vier Jahren soll Vettel um sein erstes Go-Kart gebettelt haben, sein erstes Rennen bestritt er mit sieben. Das Talent war früh erkannt. Nach der Aufnahme in den Red-Bull-Nachwuchs gewann er 2004 in der Formel BMW ADAC unglaubliche 18 von 20 Rennen, ein Jahr später absolvierte er für BMW die ersten Formel-1-Tests.

Vettels Rekorde

Es folgten Rekorde über Rekorde: jüngster Pilot mit einem WM-Punkt (2007 in den USA als Ersatzfahrer für BMW), jüngster Mann auf Pole Position und jüngster Grand-Prix-Sieger (2008 in Monza für Red Bulls Zweitteam Toro Rosso) sowie jüngster Weltmeister. Sein erster Titel 2010 in Abu Dhabi war ein Schlüsselerlebnis. “Das war mein Lebenstraum”, sagt Vettel. Seither dessen Erfüllung geht er entspannter durchs Leben – allerdings nur neben der Strecke.

(APA)

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