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Schwerster Angriff auf Ukraine seit Kriegsbeginn

Nicht nur in Kiew gab es am Freitag schwere Attacken.
Nicht nur in Kiew gab es am Freitag schwere Attacken. ©Reuters/APA/Canva
Kurz vor Neujahr hat Russland einen seiner schwersten Luftangriffe auf die Ukraine gestartet. Sogar im polnischen Luftraum soll ein Flugobjekt aus Richtung der ukrainischen Grenze beobachtet worden sein.

Bei den Raketen- und Drohnenangriffen auf verschiedene Städte in der Ukraine sind am Freitag mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 75 Menschen wurden verletzt, meldeten ukrainische Medien unter Berufung auf das Innenministerium.

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Es handelte sich laut dem ukrainischen Militär um die größte Welle an Luftattacken seit Beginn der umfassenden, russischen Invasion im Februar 2022. In vier Regionen ist der Strom ausgefallen.

Flugobjekt in Polen eingedrungen

Die polnische Armee hat gemeldet, dass am Freitag in der Früh ein Flugobjekt aus Richtung der ukrainischen Grenze in den polnischen Luftraum eingedrungen sei. Um was für einen Flugkörper es sich handelte, sei zunächst nicht bekannt, erklärte das Einsatzkommando auf der Plattform X.

Attacke auf ein Lagerhaus in Kiev.
Attacke auf ein Lagerhaus in Kiev. ©Reuters

Attacken nahe der polnischen Grenze

Russlands massive Luftangriffe mit Drohnen und Raketen zielten in den vergangenen Stunden auch auf die westukrainische Stadt Lwiw, die nahe der Grenze zu Polen liegt. Mindestens zwölf Menschen wurden landesweit getötet, rund 75 wurden verletzt. Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben einen Großteil der aus Russland abgefeuerten Drohnen und Marschflugkörper abgeschossen.

Was würde ein Angriff auf Polen bedeuten?

Polen ist Mitglied des NATO-Verteidigungsbündnisses unter Führung der USA. Innerhalb der Allianz gilt eine Beistandspflicht, wird ein Mitglied angegriffen. Rund um den Ukraine-Krieg haben die USA eindringlich vor einem Angriff auf einen NATO-Mitgliedsstaat gewarnt.

Joe Biden warnt Russland

"Es besteht kein Zweifel: Das Bekenntnis der Vereinigten Staaten zu unserem NATO-Bündnis und zu Artikel Fünf ist felsenfest. Jedes Mitglied der NATO weiß es, und Russland weiß es auch: Ein Angriff gegen einen ist ein Angriff gegen alle. Es ist ein heiliger Eid, jeden Zoll NATO-Gebiets zu verteidigen", sagte US-Präsident Joe Biden mit Blick auf diese Beistandspflicht heuer im Februar.

So schlimm waren die Angriffe am Freitag

Das ganze Land wurde mit Luftschlägen überzogen. Laut der ukrainischen Luftwaffe kamen 158 Raketen und Kampfdrohnen gegen das Land zum Einsatz. Der ukrainische Oberbefehlshaber Waleryj Saluschnyj sprach von 122 Raketen und Marschflugkörpern sowie von 36 Drohnen. Die Flugabwehr habe über 70 Prozent davon abfangen können. Der Angriff erfolgte dabei demnach in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen und unter Einsatz strategischer Bomber. Ziel der Angriffe seien Einrichtungen der zivilen und militärischen Infrastruktur sowie der Industrie gewesen.

Große Schäden im zivilen Bereich

Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind die Schäden im zivilen Bereich groß, eine Entbindungsstation, Bildungseinrichtungen, ein Einkaufszentrum und viele private Wohnhäuser seinen getroffen worden, teilte er mit. Die Aussagen unterlegte er mit einem Video, das unter anderem ein völlig zerstörtes Einkaufszentrum zeigte.

Blick über Kiew.
Blick über Kiew. ©Reuters

Ukraine werde zurückschlagen

"Heute hat Russland mit fast allem geschossen, was es in seinem Arsenal hat - mit Kinschal, S-300, Marschflugkörpern, Drohnen. Strategische Bomber haben Ch-101/Ch-505 (russische Marschflugkörper) abgefeuert", schrieb Selenskyj. Er sprach von einem terroristischen Akt, versicherte aber zugleich, dass die Ukraine darauf antworten werde. Russland werde seinen Angriffskrieg verlieren; und die Ukraine werde alles dafür tun, ihre eigene Sicherheit zu garantieren.

Zerstörte Gebäude in Lviv.
Zerstörte Gebäude in Lviv. ©Reuters

Mindestens zwölf Todesopfer

Allein in der östlichen Stadt Dnipro gab es fünf Todesopfer unter Zivilisten und mehr als 20 Verletzte, wie die dortige Militärverwaltung mitteilte. Todesopfer wurden auch aus nordöstlichen Charkiw, dem westlichen Lwiw (Lemberg) und dem südlichen Odessa gemeldet.

Trümmerhaufen in Odessa.
Trümmerhaufen in Odessa. ©AP

Medizinische Einrichtungen beschädigt

In Dnipro wurden nach Angaben des Gouverneurs der Region die von Selenskyj genannte Entbindungsklinik und ein Einkaufszentrum getroffen. Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass eine nicht näher bezeichnete medizinische Einrichtung in der Stadt erheblich beschädigt worden sei. Alle Patienten und Mitarbeiter hätten sich aber in Sicherheit bringen können.

Schulgebäude beschossen

In der Schwarzmeer-Hafenstadt Odessa wurden zwei Menschen getötet, wie der dortige Regionalgouverneur zunächst mitteilte. Mindestens 15 weitere Menschen seien verletzt worden, darunter zwei Kinder. Raketen seien in Wohnhäuser eingeschlagen. Lokale Medien meldeten unter Berufung auf das Gesundheitsministerium den Beschuss eines Schulgebäudes. Nach Angaben von Bürgermeister Hennadij Truchanow geriet ein Hochhaus bei einem "weiteren feindlichen Angriff" in Brand. Es sei von Trümmern einer abgeschossenen Drohne getroffen worden.

In Lviv wurde eine Schule zerstört.
In Lviv wurde eine Schule zerstört. ©Reuters

Stromausfälle in vier Regionen

Nach Angaben der Regierung kam es nach den Angriffen in vier ukrainischen Regionen zu Stromausfällen. Betroffen davon seien der Norden und Süden des Landes, teilte das Energieministerium mit. Ministerpräsident Denys Schmyhal warf Russland vor, nicht nur die Energie- sondern auch die soziale Infrastruktur ins Visier zu nehmen.

Angriffe bereits am Donnerstag

Bereits am Donnerstag waren bei russischen Angriffen auf mehrere Ziele in der Region Saporischschja im Süden der Ukraine nach Angaben der ukrainischen Behörden drei Menschen getötet und neun weitere verletzt worden.

Angriffe auf Ziele in der Region Saporischschja.
Angriffe auf Ziele in der Region Saporischschja. ©AP

Russland äußert sich nicht

Aus Russland gab es zu der jüngsten Angriffswelle zunächst keine Äußerungen. Moskau erklärte jedoch, einen "versuchten" ukrainischen Drohnenangriff vereitelt zu haben. Dieser habe auf die Region Kursk im Westen Russlands gezielt.

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(APA/Reuters/AFP/dpa)

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