Schweizer Schriftsteller Jacques Chessex gestorben
Die französischsprachige Schweiz, die Romandie, verliert damit ihren berühmtesten Schriftsteller. Frankreich machte ihn zum Ritter der Ehrenlegion und zum Kommandeur des “Ordre des Arts et des Lettres”. Zudem erhielt er den Großen Preis der Académie Francaise.
Für seinen Roman “L’Ogre”, dessen Titel sich auf den “Kindlifresserbrunnen” in Bern bezieht, erhielt er 1973 als erster Nichtfranzose den “Prix Goncourt”. Großes Aufsehen und hitzige Debatten erregte sein letztes Werk, der dieses Jahr erschienene Roman “Un juif pour l’exemple” mit einer Schilderung des sogenannten Judenmordes von Payerne, die Geschichte des 1942 ermordeten jüdischen Kaufmanns und Viehhändlers Arthur Bloch. Chessex war acht Jahre alt, als das Verbrechen in seinem Heimatort geschah. Das habe ihn stets verfolgt, sagte er einmal.
Am 1. März 1934 als Sohn eines Gymnasialdirektors in Payerne geboren, trat Chessex schon zwanzigjährig als Lyriker mit einem ersten Gedichtband an die Öffentlichkeit. Als Mitbegründer der Literaturzeitschrift “Ecriture” wurde der Gymnasiallehrer bald zu einem der Protagonisten der Westschweizer Literatur. In dem Selbstporträt “Carabas” (1971) schockierte er mit ätzenden Attacken gegen das lokale Spießbürgertum, aber namentlich gegen sich selbst. Der Freitod seines Vaters wurde von ihm immer wieder als treibende und bestimmende Kraft seines literarischen Schaffens identifiziert.