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Schweizer Notenbank rüttelt nicht am Euro-Mindestkurs

Euro-Kursuntergrenze bleibt bei 1,20 Franken.
Euro-Kursuntergrenze bleibt bei 1,20 Franken. ©AP
Die Schweizer Notenbank (SNB) traut der globalen Wirtschaftserholung noch nicht und schließt erneute Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten nicht aus. Sie hält deshalb an ihrer expansiven Geldpolitik fest. Der Schlüsselzins bleibt nahe null, den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken will die SNB weiterhin mit aller Kraft durchsetzen.
Schweizer halten an Mindestkurs fest

Nach Ansicht der Schweizer Währungshüter besteht weiterhin die Gefahr, dass es zu einer neuen Fluchtwelle in den Franken kommen könnte, der die Landeswährung unter zusätzlichen Aufwertungsdruck bringt. Schon jetzt sei der Franken überbewertet, sagte SNB-Chef Thomas Jordan am Donnerstag bei der Vorlage der geldpolitischen Lagebeurteilung. Für einen Euro werden momentan 1,2215 Franken bezahlt.

Negativzinsen werden nicht ausgeschlossen

Eine starke Aufwertung des Franken könnte die Konjunktur in der Schweiz abwürgen und zu Deflation führen. “In diesem Umfeld ist der Mindestkurs weiterhin zentral”, sagte Jordan. Die vor mehr als zwei Jahren eingeführten Euro-Kursuntergrenze will die SNB deshalb eisern verteidigen, notfalls sogar mit Negativzinsen. “Wir schließen keinerlei Maßnahmen aus, insbesondere Negativzinsen nicht”, erklärte Jordan.

Die Nullzinspolitik fällt den Währungshüter umso leichter als sie auf Jahre hinaus nicht mit Inflationsproblemen rechnen. “Gegenwärtig gibt es keine Anzeichen für einen Anstieg der Inflation in der Schweiz”, sagte Jordan. Im kommenden Jahr dürfte die Teuerung laut den SNB-Prognosen bei gerade mal 0,2 Prozent liegen. Das Wirtschaftswachstum schätzt die SNB für das kommende Jahr auf rund zwei Prozent. Die Europäische Union, der wichtigste Auslandsmarkt der Schweizer, werde aber weiterhin nur unterdurchschnittlich wachsen, so die Einschätzung der SNB. Die Kapazitätsauslastung in der Schweizer Industrie bleibe niedrig.

Niedrige Zinsen für Immobilienmarkt machen Sorgen

Sorgen machen der Währungshütern die Folgen der niedrigen Zinsen für den Immobilienmarkt. Die Hypotheken wachsen deutlich stärker als die Wirtschaft. “Das bedeutet, dass gesamtschweizerisch die bereits hohe Verschuldung weiterhin rascher zunimmt als die Fähigkeit, diese Schulden mit dem Einkommen auch zu tragen”, sagte SNB-Vizepräsident Jean-Pierre Danthine. Es sind nicht allein Häuselbauer, die Danthine Sorgen machen. Er befürchtet, dass vor allem mittlere und kleineren Banken bei der Hypothekenvergabe zu forsch vorgehen und sich nicht genug gegen einen plötzlichen Zinsanstieg oder einen Einbruch bei den Hauspreisen abgesichert haben. Indirekt sprach er sich dafür aus, den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer zu erhöhen. Das würde bedeuten, dass Banken Hypotheken mit zusätzlichem Eigenkapital unterlegen müssen. Die Entscheidung dafür liegt bei der Regierung, die auf Antrag der SNB tätig wird.

Auch die beiden systemrelevanten Großbanken müssen mit Druck von der SNB rechnen. Die Verschuldungsquote von Credit Suisse und UBS sei im internationalen Vergleich ungenügend, sagte Danthine. Zwar hätten sie ihre Eigenkapitalausstattung weiter verbessert und bei den risikogewichteten Aktiven (RWA) die Zielwerte erreicht oder stünden kurz davor. “Betrachtet man die ungewichteten Kapitalquoten, die Leverage Ratios, ergibt sich ein anderes Bild”, sagte der SNB-Vizepräsident.

Fragezeichen setzte Danthine auch hinter die Risiko-Berechnungsmodelle der Großbanken. Auf diese internen Modelle stützt sich die Beurteilung der Widerstandskraft einer Bank gegen größere Verluste. Zusammen mit der Bankenaufsicht FINMA untersuche die SNB derzeit, inwiefern sich die bankinternen von Standardmodellen unterscheiden. Zeigten sich wesentliche Unterschiede in der Risikobeurteilung und könnten sie nicht erklärt werden, “wären korrigierende Maßnahmen zu prüfen und umzusetzen”, erklärte Danthine.

(APA)

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