Wie VN-Recherchen belegen, war Oleg Deripaska (39), laut Forbes mit 16,8 Mrd. Dollar Vermögen zweitreichster Russe, vor Kurzem tatsächlich selbst in Lech, um das Hotel Aurelio am Schlegelkopf zu besichtigen.
Mit schwarzem Heli
Am 23. Mai ist Oleg Deripaska mit einem Hubschrauber in Lech-Zürs gelandet und dort durch die örtliche Polizei, wie in solchen Fällen üblich, kontrolliert worden, bestätigt Sicherheitsdirektor Elmar Marent auf VN-Anfrage. Die Landung am Tag des Putin-Besuchs zeigt, dass tatsächlich Deripaska selbst im Spiel ist. Denn in den Geschäftsunterlagen scheinen nur Strohmänner auf.
Objekt der Begierde ist das wegen Renovierung bis Ende 2008 geschlossene 18-Betten Hotel Aurelio samt benachbarter Grundstücke – derzeit im Besitz des 33-jährigen Geschäftsmanns Thomas Jagschitz. Dieser wird allerdings in Vorarlberger Immobilienkreisen lediglich als Zwischenhändler gesehen. Zuvor gehörten die Grundstücke nämlich dem ehemaligen Familia-Eigentümer Dkfm. Martin Zumtobel. Jagschitz selbst reagierte gestern nicht auf Anrufe. Zumtobel ließ ausrichten, er habe auch von Russen-Gerüchten gehört.
Hinter den Kulissen
Tatsächlich müssen alle Herren in den Deal direkt involviert sein. Denn während die Eigentümerfirma des Hotels Aurelio (besitzt 2092 Quadratmeter Grund) bereits im November 2005 von Zumtobel an den gebürtigen Wiener Jagschitz verkauft worden war, sind die letzten Vorbereitungen erst jetzt ins Grundbuch eingetragen worden: Für 2.071.359,60 Euro wechselte auch das 2467 Quadratmeter große Nachbargrundstück im Mai den Besitzer. Auch hier war der Verkäufer Diplomkaufmann Zumtobel, Käufer war Jagschitz. Quadratmeterpreis laut Vertrag: 840 Euro.
Wie Kurzzeit-Hotelbesitzer Jagschitz das Hotel überschrieben erhalten hat, wird es nun weiterverkauft. Geschäftsgrundlage für den […] Kaufvertrag (ist) der Anteilskauf- und Abtretungsvertrag, abgeschlossen zwischen Thomas Jagschitz und der Dornton Limited über den Erwerb der Geschäftsanteile, steht im Kaufvertrag zwischen Zumtobel und Jagschitz vom 22. März 2007. Der Grundverkauf wird also nur schlagend, wenn die zypriotische Firma Dornton Limited JagschitzÑ Hotel-Unternehmen kauft. Hinter der Immobilienfirma Dornton soll Deripaska stehen, auch sein STRABAG-Einstieg wurde über ein zypriotisches Unternehmen realisiert. Über den Kaufpreis kann nur spekuliert werden. 2000 Euro pro m seien nicht unrealistisch, heißt es – und es geht um 4500 m, wären rund 9 Millionen Euro.
Hotel in Schieflage
Zwar gehört die Jagschitz GmbH & Co KG derzeit noch Thomas Jagschitz (33). Der eingereichte Jahresabschluss 2006 zeigt aber, dass die Hotelbetriebs-Gesellschaft des Aurelio ein negatives Eigenkapital aufweist – also eigentlich überschuldet ist. Aktiva von 2.872.689 Euro stehen Verbindlichkeiten von 3.690.712 Euro gegenüber. Die Geschäftsführung – also Jagschitz – erläuterte dem Gericht: Die Jagschitz GmbH & Co KG wird im April 2007 verkauft. Deshalb liegt keine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechts vor. Will heißen: Weil ein potenter Geschäftspartner die Hotel-Firma in Schieflage übernimmt, droht kein Konkurs. Derzeit laufen bereits Bauarbeiten in Lech – aus dem Drei-Sterne-Haus soll bis Ende 2008 ein Luxustempel werden. Geführt werden muss es als Hotel – das ist das einzige, was für uns entscheidend ist, sagt der Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel.
Wer hat’s eingefädelt?
Wer den Deal eingefädelt hat, ist unklar. Kenner vermuten ein Vorstandsmitglied des Rings Freiheitlicher Wirtschaftstreibender, namentlich den aus Lech stammenden Immobilien-Projektmanager Reinhard Wolf, hinter dem Russen-Geschäft. Auf VN-Anfrage meinte Wolf: Ich klage jeden, der das behauptet. Er kennt aber das Geschäft offenbar sehr gut. Richtig sei, dass ein internationaler Konzern hinter dem Bauprojekt stehe: Ich bemühe mich, den Projektmanagement-Auftrag zu erhalten, mein einziger Ansprechpartner ist aber Thomas Jagschitz.