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Schulische Anforderungen während Corona-Lockdown nicht gesenkt

Bezüglich Lernstoff und Unterrichtsinhalte wurde während der Schulschließungen die Anforderungen festgehalten.
Bezüglich Lernstoff und Unterrichtsinhalte wurde während der Schulschließungen die Anforderungen festgehalten. ©APA/HARALD SCHNEIDER
Eine Studie zeigt, dass die Direktoren des Landes auch trotz coronabedingter Schulschließungen an den schulischen Standards bezüglich Lernstoff und Unterrichtsinhalten festgehalten haben.
Corona-Auswirkungen auf Berufsbildung

Ausnahme sind Schulen an "sozialräumlich benachteiligten Standorten" - also Brennpunktschulen.

Studie stellte Distanzunterricht während Corona-Lockdown in Fokus

In der Studie untersuchten Livia Jesacher-Rößler und Esther Dominique Klein von der Arbeitsgruppe für Schulentwicklungsforschung und Leadership am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Uni Innsbruck den Umgang mit dem Distanzunterricht an den einzelnen Standorten. Für die Auswertung der Direktoren-Befragung konnten sie 532 Online-Fragebögen heranziehen. Rund die Hälfte der Teilnehmer war an einer Volksschule tätig, ein Drittel an einer Neuen Mittelschule, der Rest verteilte sich auf andere Schulformen.

"Wir sehen in den Rückmeldungen der Schulleiterinnen und Schulleiter eindeutig, dass ein Herunterfahren der Anforderungen im Hinblick auf den Schulstoff und die Unterrichtsinhalte abgelehnt wurde", so die Studienautorinnen in einer Aussendung der Universität. Gleichzeitig gab nur ein geringer Teil der Direktoren an, für den Distanzunterricht Unterstützung von Schulerhalter oder Schulaufsicht bekommen zu haben - wenn doch, dann wurden vor allem Endgeräte und Lernsoftware zur Verfügung gestellt.

"Brennpunktschulen" stimmten Herabsenkung der Standards zu

Ein anderes Bild ergibt sich jedoch, wenn man Schulleitungen an Brennpunktschulen befragt. An diesen Standorten stimmten die Direktoren den abgefragten Aussagen zur Senkung der schulischen Standards klar zu - umgekehrt war das Ziel, schulische Standards zu sichern, weniger stark ausgeprägt. "Schulleitungen an sozial benachteiligten Standorten hatten demnach im Schnitt ein geringeres Vertrauen in die Fähigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler, selbstständig zu lernen, und schätzten die familiäre Situation durchschnittlich als zu prekär ein, als dass man sie aktuell zu stark mit schulischen Inhalten belasten könne. Daneben wurde der Distanzunterricht von den Schulleitungen an sozialräumlich benachteiligten Standorten auch signifikant weniger positiv wahrgenommen als an anderen Schulen", heißt es in der Studie.

Die geringeren Erwartungen der Direktoren bezogen sich laut Studie vor allem auf das familiäre Umfeld. Sie schätzten die Zusammenarbeit mit den Eltern weniger positiv ein und nutzten auch seltener deren Feedback, um sich über den Distanzunterricht zu informieren. Umgekehrt heißt das aber nicht, dass die Direktoren an diesen Schulen ihre Lehrer dafür stärker in die Verantwortung nahmen als Schulleitungen an privilegierten Standorten.

Österreich mit verhältnismäßig kurzen Corona-Schulschließungen

Österreich hat im Frühjahr mit neun Wochen (elf Wochen für Oberstufenschulen) seine Schulen aufgrund der Corona-Pandemie im internationalen Vergleich verhältnismäßig kurz geschlossen. Im OECD-Schnitt waren es 14 Wochen, heißt es im am Dienstag veröffentlichten OECD-Bericht "Die Auswirkung von Covid-19 auf die Bildung".

Laut dem Bericht sind zwei Staaten mit nur siebenwöchigen Schließdauern ausgekommen - etwa Island. In sechs, darunter auch Österreich, Israel, Dänemark und Norwegen, blieben die Schultore zwischen acht und zwölf Wochen geschlossen. 24 Staaten kamen auf Schließzeiten von zwölf bis 16 Wochen, 13 Länder auf 16 bis 18 Wochen.

Einschränkung: In diese Zeiten können auch Ferienzeiten hineingefallen sein (in Österreich etwa Ostern) - in Staaten, deren Sommerferien etwa Anfang Juni beginnen, ging die Corona-Pause außerdem gleich nahtlos in die Ferien über. Andere Länder wiederum haben das Schuljahr vorzeitig abgebrochen oder später angefangen und dafür die Ferien anders gestaffelt.

Österreich im internationalen Vergleich bei Klassen besser gerüstet

Außerdem haben viele Länder auch die verschiedenen Schulformen unterschiedlich behandelt - in Schweden blieben etwa die höheren Schulen länger als in Österreich geschlossen (13 Wochen), während niedrigere Schulstufen gar nicht zumachten. In Staaten wie Deutschland (bis zu 17 Wochen geschlossen) und der Schweiz (bis 13 Wochen) gab es starke regionale Unterschiede.

Besser gerüstet als andere Länder sieht die OECD Österreich in Sachen Klassengröße. Hierzulande sitzen im Schnitt in der Volksschule 18 Kinder in einer Klasse (OECD-Schnitt: 21), im Sekundarbereich I (AHS-Unterstufe, Mittelschule) sind es 21 Schüler (OECD: 23). Abstandhalten als eine der wichtigsten Corona-Präventionsmaßnahmen falle in Klassen mit weniger Schülern leichter - zumindest wenn ausreichend Räume vorhanden sind.

(APA/Red)

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