Schulheim: Walter Gross nimmt Abschied

Und er tat es mit großem Engagement. Nun ist der Tag des Abschieds gekommen. Emotionen kommen hoch und man spürt sofort, dass Walter Gross Herzblut in diese Einrichtung einbrachte. Mit seiner Pensionierung übergibt er die Geschäfte an Mag. Arnt Buchwald.
Was war Ihr Aufgabengebiet als Geschäftsführer im Schulheim?
Walter Gross: Es gibt zwei große Aufgabenbereiche im Haus. Die Schulleitung, die von Direktorin Maria Bauer-Debois wahrgenommen wird, und die Geschäftsführung. In meiner Funktion war ich für die Organisation der Pflege, Therapie, Haustechnik, Küche und natürlich für die gesamte finanzielle Gebarung verantwortlich.
Was war Ihnen besonders wichtig?
Walter Gross: Ganz klar, das Wohl der Kinder. Wir haben keine besonderen Kinder, unsere Kinder sind etwas Besonderes. Sie sind jede Mühe wert. Unsere Finanzen sind klar mit Tagsätzen strukturiert, doch Sonderausstattungen, wie die unverzichtbaren Busse, oder besondere Therapien, aber auch unsere Landschulwoche müssen immer mit Spenden oder Sponsoring aufgebracht werden. In dieses Bemühen habe ich sicher viel Energie gesteckt, war bei vielen Veranstaltungen präsent, um wieder an das Schulheim zu erinnern.
Was waren für Sie besonders schöne Erlebnisse?
Walter Gross: Wenn unsere Kinder zu einer Musikdarbietung laden oder eine Theateraufführung zum Besten geben, dann bekomm ich nach all den Jahren noch heute feuchte Augen. Es geht einfach in die Tiefe, wenn man weiß, was für eine immense Anstrengung das für unsere Kinder bedeutet. Aber auch zu sehen, wie sich die Kinder über einen neuen Bus mitfreuen, ist wunderschön. Dankbar bin ich auch über das entgegengebrachte Vertrauen der drei Obmänner des Trägervereins, die mir immer viel freie Hand zur Umsetzung meiner Ideen ließen.
Nach dem Neubau präsentiert sich das Schulheim im schönsten Kleid. Wie waren die Anfänge?
Walter Gross: 1994 besuchten 40 Kinder in sieben Klassen das Schulheim, heute sind es 70 Kinder in zehn Klassen mit der Kreativgruppe mit älteren Jugendlichen. Der Mitarbeiterstand ist von 46 auf 100 (Teil- und Vollzeit) gewachsen. Wir erlebten also eine große Expansionsphase, was platzmäßig viel Flexibilität erforderte. Ich erinnere mich, wie noch im alten Heim im Dachboden zwei Therapiezimmer eingerichtet wurden oder die Lehrküche ins Untergeschoss siedelte um Platz für ein Klassenzimmer zu schaffen.
Was hat Sie besonders viel Energie gekostet?
Walter Gross: Natürlich der Neubau. Ich bin nun aber in der glücklichen Lage, ein geregeltes, gut bestelltes Haus zu übergeben. Mein Ziel, den Umbau noch zu realisieren, habe ich geschafft. Erste Überzeugungsarbeit für die Notwendigkeit eines Umbaus starteten im Jahre 2000. Bis zum Einzug 2010 standen viele Termine am Programm und „viele Kilo Papier“ sind nach Bregenz geschickt worden. War ein hauseigenes Therapiebad anfangs in der Kategorie „Wunschträume“ beheimatet, so haben wir auch diese Hürde genommen. Die Forderung, 300.000 Euro selbst durch Spenden und Sponsoren zu lukrieren, war herausfordernd. Aber wir haben es geschafft. Das hat natürlich auch sehr viel Energie und Einsatz gekostet. Zudem wurde das Grundstück, auf dem das alte Schulheim stand, ans Land abgetreten.
Wie fühlt sich Walter Gross nun?
Walter Gross: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht es in Richtung Pension. Das Schulheim ist mein Lebenswerk geworden, ich identifiziere mich mit dieser Einrichtung. Und doch freue ich mich auf die Zeit mit der Familie, Freunden und für meine Hobbys. Begrüßte ich noch bei der Eröffnung des Neubaus die Gäste mit „Stillem Stolz und lautem Dank“, so übergebe ich nun „mein Schulheim“ doch mit großem Stolz und lautem Dank.
Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für ihre Pensionierung.
Zur Person Walter Gross:
Wohnort: Hohenems
Geburtsdatum: 22. April 1947
Lieblingsspeise: Salzburger Nockerl
Hobbys: Wandern, Spazieren, Schifahren
Motto: Nicht nachtragend sein.