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Schüler der HAK und HAS befassten sich mit Euthanasie

Dr. Mag. Werner Bundschuh, Mag. Doris Dobros, Mag. Manfred Hagen
Dr. Mag. Werner Bundschuh, Mag. Doris Dobros, Mag. Manfred Hagen ©Edith Rhomberg
Der Historiker Werner Bundschuh von erinnern.at war zu Gast in Lustenauer Schulen.
HAS HAK Lustenau | erinnern.at

Lustenau. Auf Einladung von Prof. Manfred Hagen und Prof. Doris Dobros referierte der Historiker Werner Bundschuh von erinnern.at zum Thema Euthanasie während der NS Diktatur. Die Schüler der II b HAS und der IV c HAK verfolgten die Ausführungen mit großem Interesse. Die meisten von ihnen beschäftigten sich das erste Mal so umfassend mit dem Thema Euthanasie, der systematisch durchgeführten Ermordung von psychisch kranken und behinderten Menschen durch die Nationalsozialisten.

Fragen stellen

„Geschichte heißt, Fragen zu stellen und sich mit diesen zu beschäftigen, auch wenn man keine Antworten bekommt, die vollständig sind”, so der Vortragende, der bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand vor zwei Jahren Lehrer am BG Dornbirn war. Als ehemaligen, und heute prominenten Schüler (der später auch Lehrerkollege war) nannte Bundschuh Kurt Fischer, den Bürgermeister von Lustenau. Bundschuh, der für erinnern.at in Vorarlberg die Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust im Bildungswesen unterstützt, erinnerte sich an die eigene Schulzeit, in der er nichts über Euthanasie erfahren habe. Zu Hause sei ebenfalls nicht darüber gesprochen worden und selbst im Studium habe er nichts darüber erfahren. Anfang der 1980er Jahre gab die Wortmeldung eines Schülers „Mich interessiert, wie es in Dornbirn während der NS-Zeit war” den entscheidenden Anstoß, eben dieser Frage nachzugehen. Und diese Unterrichtsstunde würde gewissermaßen bis heute andauern, erklärte Werner Bundschuh.

Den Opfern einen Namen geben

Während es in den 96 Gemeinden Vorarlbergs die gleiche Anzahl von Kriegerdenkmälern als eine Art der Heldenverehrung gebe, sei es nicht selbstverständlich, auch der Opfer der Euthanasie (über 300 in Vorarlberg) namentlich zu gedenken, stellte Bundschuh fest. Dass die Gemeinde Lustenau 75 Jahre nach der Reichspogromnacht eine Gedenkstätte für 28 ermordete Menschen errichtete, hängt für Bundschuh nicht zuletzt mit dem früheren Geschichtsunterricht und einem wichtigen Lernprozess zusammen.

Wie viel ist das Leben wert?

Die zentrale Frage, so Bundschuh, laute: „Wieviel ist das Leben wert?” Österreichische Jugendliche erarbeiteten 2012 ein Lernheft für Schüler ab der 8. Schulstufe mit dem Titel “Ein Mensch ist ein Mensch” – Rassismus, Antisemitismus und sonst noch was…

„Rassismus und Antisemitismus haben mit Ausgrenzung zu tun. Menschen werden abqualifiziert und Feindbilder werden geschaffen. Es gibt zahlreiche Formen von Ausgrenzung und Abwertung, jeder Mensch macht im Leben Erfahrungen damit. Das Heft behandelt Themen und Fragen, die uns alle angehen”, so die Autoren.

Die Schüler, die am Referat von Werner Bundschuh teilgenommen hatten, bekamen das Heft überreicht und bedankten sich mit viel Applaus für den lebendig gestalteten Vortrag und die Fakten über die Euthanasie während der NS-Zeit.
Das nehmen die Schüler mit:

Mete-Han Altindas
„Ich schreibe mit und mache Notizen über das, was hier während dem zweiten Weltkrieg passiert ist. Die Informationen brauche ich für den Geschichte Unterricht. Über Euthanasie höre ich heute zum ersten Mal so ausführlich.”

Theresa Nicolussi
„Der Vortrag war sehr informativ und lehrreich, man bekam Einblick in die Arbeit von erinnern.at. Über die NS-Zeit wird viel gesprochen. Die Euthanasie, die Ermordung von Behinderten ist neu für mich und ich bin entsetzt darüber, dass so etwas passieren konnte. Rassismus ist auch heute total abzulehnen.”

Vivien Nussbaumer
„Ich fand den Vortrag sehr interessant. Bereits im Geschichteunterricht haben wir vom zweiten Weltkrieg gehört. Auch meine Oma hat mir früher davon erzählt. Ich verstehe jedoch immer noch nicht, wie manche Menschen sich befähigt fühlten, sagen zu können, wer lebensfähig sei und wer nicht. Das kann keiner!”

Dogan Ucar
„Da ich mich davor noch nie mit dem Thema beschäftigt habe, fand ich den Vortrag äußert interessant. Ich wusste zwar, dass der zweite Weltkrieg sehr grausam sein musste, jedoch empfand ich das Ganze immer so weit weg. Heute erfuhr ich, dass es auch bei uns in Vorarlberg Leute gab, die aktiv tätig waren, was mich noch mehr schockiert. Ich finde es jedoch wichtig, dass man auch heute noch von den schrecklichen Taten erzählt und Bilder davon zeigt, um so etwas nie wieder vorkommen zu lassen”.

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