Schockierendes Video von Schlägerei erschüttert Schule in Rankweil

Was ist auf dem Gewaltvideo zu sehen?
Doch was ist genau passiert? Die Situation ist am Montag zwischen zwei Schülerinnen in Rankweil eskaliert. Dabei handelt es sich um zwei ehemalige Freundinnen, die laut Angaben der Schule sonst kein auffälliges Verhalten an den Tag legen.
Das Video zeigt eine Schülerin der Mittelschule Rankweil West, die eine Schülerin der selben Schule verprügelt. Die anderen Kinder feuern die Situation an. Verletzt wurde dabei zum Glück keine Beteiligte.

Schule reagiert auf Video
"Das besagte Video ist uns bekannt", bestätigt Schulleiter Peter Stieger auf VOL.AT-Anfrage. "Wir nehmen diesen Vorfall sehr ernst." Die Schülerinnen sind auf ihn zugegangen und parallel hat ein Schüler ihm das Video gezeigt. "Natürlich war ich sehr enttäuscht, weil wir in der Schule eine andere Kultur leben", erinnert er sich an den Moment zurück, als er von der Schlägerei erfuhr. "Bei mir steht die Bürotüre immer offen, wenn es darum geht, die Konflikte positiv zu bearbeiten."

Der Schulleiter hat gleich am Montagnachmittag schon Konsequenzen gezogen: "Den Konflikt haben wir gleich am Montag schon bearbeitet." Die Eltern wurden informiert und "eine der beteiligten Schülerinnen wurde suspendiert, und es findet derzeit eine intensive Einzelbetreuung statt, um sicherzustellen, dass sich ein solches Verhalten nicht wiederholt."

Hintergrund der Eskalation unbekannt
Warum es an diesem Tag zur Eskalation gekommen ist, sei nicht zu beantworten, heißt es. Der Schulleiter spricht von einem Einzelfall: "Wir können keine generelle Häufungen solcher Vorkommnisse an unseren Schulen feststellen."
"Kein generelles Gewaltproblem"
Von einem Vorfall an Mittelschule Rankweil Ost, die sich ebenfalls am selben Standort befindet, kursierte bereits vergangenes Jahr ein Video im Netz. Damals randalierten Jugendliche im Computerraum. "Ein generelles Gewaltproblem besteht an unseren Schulen nicht", meint dazu Stieger.

Präventionsmaßnahmen
Um den respektvollen Umgang miteinander zu unterstützen, setzt die Schule nach eigenen Angaben auf präventive Maßnahmen. Darunter ist etwa das Angebot von Mobbing- und Gewaltpräventionseminaren. "Dazu gehört eine fest etablierte Schulsozialarbeiterin, die sich um die Anliegen von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften sowie Eltern kümmert und in herausragender Weise zur Konfliktprävention beiträgt", so Stieger.

"Die Zündschnur ist kürzer geworden"
Der Schulqualitätsmanager der Bildungsdirektion, Christian Kompatscher, sieht an Schulen eine ähnliche Entwicklung wie generell in der Gesamtgesellschaft: "Es sinken sicher die Hemmschwellen", so der 59-Jährige. Die Zündschnur sei kürzer und er spricht von einer weniger vorhandenen Impulskontrolle.

Die Anzahl der Vorkommnisse sei nicht gestiegen, jedoch die Intensität. Etwa beobachtet er durchaus schlimmere Gründe in den Anträge auf Suspendierung als früher. Etwa habe in der Vergangenheit schon ein Schneeball ein Grund in einem derartigen Antrag sein können - welcher angemerkt nicht zwingend zu einer Suspendierung führte.

Die verstärkte Wahrnehmung dieser Entwicklung führt er zeitlich vor allem auf die Coronapandemie zurück. Auch regional hat sich das ausgebreitet: "Die gefühlte ländliche Idylle an Schulen gibt es nicht mehr. Die Themen sind überall angekommen. Nicht in der Häufung. Aber die Themen sind da."
Die richtige Reaktion will gelernt sein
Doch wirkt die Bildungsdirektion der Gewalt an Schulen entgegen? Als wichtigstes Gegenmittel sieht Kompatscher die Beziehung der Lehrpersonen zu den Kindern an. Dazu erwähnt er ein Supervisionsangebot. Außerdem spricht Kompatscher Fortbildungen für Lehrpersonen an, wie man richtig deeskalierend reagiert. Zudem gibt es weitere Angebote, unter anderem vom Land Vorarlberg oder dem Gewaltschutzzentrum des Ifs.

Weniger Erziehungskompetenz der Eltern
Mit den vorhandenen Maßnahmen sieht er zwar die Möglichkeit, die Entwicklung einzubremsen, aber nicht zu verhindern. Jedoch sieht er andere Veränderungen als notwendig an. Etwa spricht Kompatscher den Lehrermangel und die steigende Schüleranzahl an: "Wir brauchen qualifizierte Lehrpersonen." Zudem sieht er die Eltern in Sachen Erziehung besonders gefragt. "Wir merken, dass die Erziehungskompetenz von Eltern nicht generell, aber sukzessive abgenommen hat", sagt Kompatscher. Deswegen sieht er auch eine Unterstützung der Eltern gefragt. Nur so können sie den Kindern das bieten, was sie zur Bewältigung der Herausforderungen des Alltags benötigen.
Doch was brauchen Kinder? Erwachsene, die die Kinder unterstützen und Grenzen setzen, ist er überzeugt. Denn eines ist er sich sicher: "Die Kinder brauchen Orientierung."
Hilfe gesucht?
- Gewaltschutzzentrum Vorarlberg: +43 5 1755 535
- Frauenhelpline gegen Gewalt: +43 800 222 555
- Amazone: +43 5574 45 801
- Femail: +43 5522 310 02
(VOL.AT)