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Schockierend: AKH-Patienten müssen am Gangboden schlafen

Das AKH Wien lagert Patienten am Gangboden.
Das AKH Wien lagert Patienten am Gangboden. ©APA/PRIVAT
Nachdem der "Kurier" am Mittwoch über die Unterbringung von Patienten im Wiener AKH am Gangboden berichtete, klärte das Krankenhaus über die ungewöhnliche Maßnahme auf.

Es sind verstörende Aufnahmen aus der Uniklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im AKH Wien, die dem "Kurier" zugespielt wurden. Auf den in der Nacht vom 13. auf 14. Februar entstandenen Bildern ist nicht nur zu sehen, wie mehrere Patienten in Gangbetten untergebracht sind, dazwischen liegt mindestens eine Patientin auf einem Matratzenlager am Boden, wie der "Kurier" am Mittwoch berichtete.

Patienten am Gangboden: AKH Wien verweist auf Sturzgefahr

Im Wiener AKH betont man, dass eine Unterbringung am Boden auf dieser Station nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit den Angehörigen vorkomme. In besagter Nacht seien 29 statt der vorgesehenen 28 Patienten zu versorgen gewesen. Mit einer Unterbringung am Boden soll verhindert werden, dass Patienten, die nach Unfällen verwirrt oder unruhig sind, aus dem Bett fallen. Es handle sich um das gelindeste Mittel zur Abwehr von Fremd- und Selbstgefährdung.

"In Ausnahmefällen müssen Maßnahmen, wie Unterbringung in unmittelbarer Nähe des Pflegestützpunktes, an dieser einen unfallchirurgischen Station gesetzt werden", schrieb das AKH am Donnerstag in einer Stellungnahme gegenüber der APA. In einem Zimmer sei keine lückenlose Beobachtung durch das Personal möglich. "Patientinnen und Patienten mit kognitiven Einschränkungen, die auf zwei Matratzen ohne Bett untergebracht werden, können direkt überwacht werden, ohne dass sie sich selbst gefährden und ohne dass freiheitsbeschränkende Maßnahmen erforderlich sind", so die Argumentation des AKH. Im Sinne der Patientensicherheit sei es wichtig, Patientinnen und Patienten "zumindest eine Nacht zu beobachten".

Wiener Patientenanwalt kritisiert Unterbringung am Boden

Das sieht auch Wiens Patientenanwalt Gerhard Jelinek grundsätzlich so. Aus hygienischen und ethischen Gründen kritisiert er die Unterbringung von Patienten am Boden aber dennoch. "Sollten solche Vorfälle gehäuft auftreten, wäre das nicht zu tolerieren."

"Im konkreten Fall ist eine Notsituation gegeben gewesen, sowohl was die Kapazität der unfallchirurgischen Ambulanz, als auch eine medizinisch/pflegerische Notwendigkeit betrifft", bekräftigte Jelinek auch im Gespräch mit der APA. "Das darf aber kein üblicher Zustand sein", sagte der Patientenanwalt. Die Fotos machen jedenfalls "einen sehr schlechten, unerfreulichen Eindruck". Laut Jelinek gab es bisher "nie eine Beschwerde an die Patientenanwaltschaft über am Boden liegende Patienten". Über Bettenprobleme oder OP-Termine jedoch sehr wohl. Das Hauptproblem in den heimischen Spitälern "sind die fehlenden Pflegekräfte", bekräftigte Jelinek. Dass von der auf Matratzen liegenden Patientin Fotos angefertigt wurden, stelle jedenfalls einen enormen Übergriff in die Privatsphäre dar.

Lagerung am Boden in gewissen Situationen sinnvoll

Martin Nagl-Cupal, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Wien sagte im "Ö1"-Mittagsjournal, dass es durchaus Situationen gebe, wo eine Lagerung am Boden sinnvoll ist, etwa um einen Oberschenkelhalsbruch durch einen Sturz aus dem Bett zu verhindern. Damit werde eine Einschränkung der persönlichen Freiheit vermieden. Alternativ können Niederflurbetten und Sturzmatratzen verwendet werden.

Auch Wolfgang Hofer, Vorsitzender der Personalvertretung im AKH, verwies darauf, dass die Lagerung am Boden "wohl eine Sicherheitsmaßnahme" war und bei psychisch beeinträchtigten Personen ein "nicht unübliches Verfahren" sei. Aber auch Personalnot und gesperrte Betten führen laut Hofer zu solchen Maßnahmen.

Ärztekammer Wien vermisst Rettungsplan für Wiener Spitäler

Die Ärztekammer Wien forderte am Donnerstag einen Rettungsplan für die Spitäler in der Bundeshauptstadt. "Wir haben dem Wiener Gesundheitsverbund Anfang März einen detaillierten Themen- und Verhandlungsplan vorgeschlagen.

Angesichts der Szenen, die sich auf der Unfallchirurgie am Wiener AKH abspielen, kann ich nur hoffen, dass die Gespräche rasch beginnen", sagte Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien. Mit dem vorgeschlagenen Zeitplan würden die Verhandlungen noch vor dem Sommer abgeschlossen, so die Ärztekammer. "Das ist wichtig, weil bis spätestens Juli der Finanzausgleich und damit auch die Budgetmittel der Spitäler für die nächsten Jahre fixiert werden", betonte Ferenci.

Wiener FPÖ-Chef Nepp fordert Rücktritt von Gesundheitsstadtrat Hacker

Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer forderte, dass der zuständige Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) "endlich die Verantwortung übernehmen" müsse. "Es kann nicht sein, dass im Wiener Gesundheitsbereich jede Woche eine neue Schreckensmeldung aufschlägt und dies seitens der politischen Verantwortlichen, allen voran von Gesundheitsstadtrat Hacker schöngeredet wird", so die Gesundheitssprecherin der Wiener Volkspartei, Gemeinderätin Ingrid Korosec.

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp forderte nach den "schockierenden Fotos" den sofortigen Rücktritt von Hacker. "Es reicht jetzt endgültig", so Nepp in einer Aussendung. Er verwies unter anderem auf "hunderte Gefährdungsanzeigen durch Ärzte und Pflegepersonal.

(APA/Red)

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