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Schock für alle Skifans: Ab 2022 sind die Wengen-Klassiker Geschichte

Schlechte Nachrichten für alle Skifans
Schlechte Nachrichten für alle Skifans ©APA-KEYSTONE-ANTHONY ANEX
Ein entsprechender Antrag ist bereits bei der FIS eingegangen. Schuld am Lauberhorn-Aus ist nicht Corona, sondern das liebe Geld.
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Das könnte das endgültige Aus für die Wengen-Rennen sein. Der Schweizer Ski-Verband ließ am Dienstag die Ski-Klassiker in Wengen aus dem Rennkalender streichen. Ein entsprechender Antrag ab der Weltcup-Saison 2021/22 ist bereits bei der FIS eingegangen.

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Schuld am Wengen-Ende ist nicht Corona, sondern das liebe Geld. Swiss-Ski und Wengen-Organisationskomitee streiten schon seit Langem um die Einnahmen der TV-Rechte. Nun ist der Streit zwischen den Parteien - zum Leidwesen aller Skifans in ohnehin schwierigen Zeiten - vollends eskaliert.

Die Medienmitteilung vom Wengen-OK liest sich so:

"Wie öffentlich bereits bekannt ist, strebt das OK der Internationalen Lauberhornrennen seit Langem eine Einigung mit Swiss Ski an, was die Aufteilung von am Anlass in Wengen generierten Geldern betrifft. Nach einem kürzlich ergangenen Zwischenurteil des CAS versuchte das OK erneut, mit Swiss Ski Gespräche bezüglich einer gütlichen Einigung der Angelegenheit aufzunehmen. Eine materielle Reaktion von Swiss Ski blieb bisher aus. Nun hintergeht offensichtlich Swiss Ski die Lauberhornrennen und den Skirennsport: Wie die FIS dem OK mitteilte, will Swiss Ski die Lauberhornrennen vom Rennkalender streichen lassen."

Den kompletten Wortlaut können Sie hier nachlesen.

Nie mehr Hundschopf und Minschkante?

Die traditionsreichen Lauberhornrennen stehen damit vor ihrem Aus. Stand jetzt wird im kommenden Winter das letzte Mal auf dem Lauberhorn gefahren. Für heuer wurde der Rennkalender schon fix vom FIS-Vorstand beschlossen.

Dabei hatte Swiss Ski-Präsident Urs Lehmann nur wenige Tage zuvor in verschiedenen Interviews öffentlich die große Wichtigkeit der Lauberhornrennen betont.

Wengen-Klassiker vor dem Aus! - Foto: APA/KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Die beiden Partner Internationale Lauberhornrennen Wengen und Swiss Ski befinden sich seit Mitte 2018 in einem Verfahren vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS. Dabei geht es im Kern um eine vertraglich zugesicherte und gerechtere Verteilung der bei den Rennen in Wengen generierten finanziellen Mittel.

Swiss-Ski reagiert

Um 13.41 Uhr veröffentlichte auch Swiss-Ski ein Schreiben als Antwort auf das Wengen-OK:

Im Bereich der Vermarktung bestehen zwischen Swiss-Ski und den Internationalen Lauberhornrennen Wengen seit einiger Zeit Meinungsverschiedenheiten. Swiss-Ski kann die vom Organisationskomitee in Wengen gestellten finanziellen Forderungen nicht erfüllen. Aufgrund dieses Sachverhaltes hat Swiss-Ski im FIS-Long-Term-Kalender 2021/22 den eigentlichen Lauberhorn-Termin mit dem Platzhalter "SUI" versehen. Die Vergabe der Weltcup-Rennen liegt in der Verantwortung der nationalen Verbände; für die Rennen in der Schweiz folglich bei Swiss-Ski.

Der Vermerk "SUI" heißt übersetzt: An diesem Termin findet ein Weltcup-Rennen in der Schweiz statt. An welchem Ort ist aber unklar - das entscheidet der Verband. Swiss Ski führt seinen Entschluss zum Ende der Lauberhorn-Rennen folgendermaßen aus:

Da sich Swiss-Ski in einem laufenden Verfahren vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS befindet, sieht sich der Verband gezwungen, die damit ab 2022 verbundenen Risiken zu minimieren. Mit dem Schritt, Wengen aus dem Long-Term-Kalender der FIS zu nehmen, übernimmt Swiss-Ski seine Verantwortung. Es geht für den Verband darum, dass auch in Zukunft attraktive Weltcuprennen unter wirtschaftlich guten Voraussetzungen in der Schweiz – auch am Lauberhorn - stattfinden können.

Der Streit ums Geld im Detail

Swiss Ski legt mit den Schweizer Veranstaltern von internationalen Skisportanlässen die Konditionen für die Durchführung der Rennen jeweils in 5-Jahres-Verträgen fest. In den Jahren 2016 und 2017 konnten sich das OK der Lauberhornrennen und Swiss Ski nicht auf die Modalitäten für die Vertragsperioden 2018 bis 2022 einigen. Auf Initiative der Lauberhornrennen fanden noch bis Anfang 2018 weitere Gesprächsrunden statt, in welchen das OK Wengen jeweils Kompromissvorschläge einbrachte. Swiss Ski hielt jedoch trotz steigenden Einnahmen aus dem Anlass an den alten Konditionen fest.

Obwohl seit 2017 ein vertragsloser Zustand herrscht, man sich während den Rennen 2018 bis 2020 in einer Auseinandersetzung vor dem CAS befand und kein schriftlicher Veranstaltervertrag vorlag, organisierte das OK der Lauberhornrennen in diesen drei Jahren weiterhin Wettkämpfe. Diese brachten Swiss Ski hohe Einnahmen (insbesondere aus den Fernsehrechten).

"Eine gerechtere Verteilung ist nötig, damit der Veranstalter vor Ort den Anlass und die zunehmenden Risiken langfristig finanzieren kann. Nur so sind attraktive Rennen vor Ort möglich, welche Swiss Ski im Gegenzug die Finanzierung ihrer Leistungen zu Gunsten der Schweizer Skirennfahrer erlauben", betont das Organisationskomitee der Lauberhornrennen in seiner Aussendung.

Zwischenurteil des CAS

Im Frühjahr 2020 erging ein Zwischenurteil des CAS. Laut einer Abmachung darf über den Inhalt des Zwischenurteils nicht berichtet werden.

"Die neuesten Entwicklungen können nur dahingehend gedeutet werden, dass Swiss Ski nach dem Zwischenurteil nicht mehr mit einem Obsiegen vor dem CAS rechnet, aber trotzdem die Vergütungen nicht anpassen will", schlussfolgert das Wengen-OK.

"Sind keine Gespräche mit Swiss Ski möglich, wird das OK der Lauberhornrennen zu seinem Bedauern die Fortsetzung des CAS-Verfahrens verlangen müssen."

Lösung noch möglich

Für das OK der Internationalen Lauberhornrennen ist laut eigenem Bekunden "nach wie vor eine Lösung möglich."

Noch besteht Hoffnung für alle Skifans: "Aus der Sicht des OK wäre mit etwas gutem Willen eine einvernehmliche Lösung möglich."

(Red.)

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