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Schnupfen könnte Immunsystem auf Covid-19 vorbereiten

Team um Tiroler Forscherin in USA berichtet über Erkenntnisse in Fachblatt "Science Immunology".
Team um Tiroler Forscherin in USA berichtet über Erkenntnisse in Fachblatt "Science Immunology". ©APA/HERBERT PFARRHOFER
Einer Studie eines Teams um die in den USA tätige Tiroler Forscherin Daniela Weiskopf zufolge, könnten körpereigene Immunabwehrzellen durch vorhergegangene Infektionen mit anderen Coronaviren ein Stück weit auf SARS-CoV-2 vorbereitet werden.

Im Fachblatt "Science" sehen die Forscher darin eine mögliche Erklärung für die großen Unterschiede im Verlauf der Covid-19-Erkrankung.

T-Zellen im Zusammenhang mit Coronavirus

Eine Gruppe um die am La Jolla Institute for Immunology (LJI) in Südkalifornien arbeitende Wissenschafterin hat sich bereits im Juli im Rahmen einer im Fachmagazin "Science Immunology" vorgestellten Studie mit der Rolle von T-Zellen im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus auseinandergesetzt. Dabei handelt es sich um eine Gruppe der weißen Blutkörperchen, deren Aufgabe es ist, neue Bedrohungen zu erkennen und die erworbene Immunantwort voranzutreiben. Im Gegensatz zu den B-Lymphozyten produzieren T-Zellen keine spezifischen Antikörper, die sich gegen das Virus in Stellung bringen, sondern müssen ihre Zielstrukturen direkt auf der Oberfläche des Erregers erkennen.

Eventuelle Kreuzimmunität

Nicht nur fanden die Wissenschafter heraus, dass ihnen das im Fall des neuen SARS-CoV-2-Virus erstaunlich gut gelingt, sondern dass spezielle T-Zellen sogar überraschend weite Teile des neuen Erregers aufspüren können. Schon in der ersten Untersuchung konfrontierten Weiskopf und Kollegen auch ältere Blutproben aus den Jahren 2015 bis 2018 mit dem neuen Virus. Dabei fiel ihnen auf, dass T-Zellen in fast der Hälfte der lange vor der Covid-19-Pandemie genommenen Proben eine Reaktion auf Virusteile zeigten. Hier könnte man es mit Kreuzimmunitäten zu tun haben, "die von normalen in der Bevölkerung zirkulierenden Schnupfenviren verursacht wird", sagte Weiskopf damals zur APA.

Dieser Vermutung ist die Wissenschafterin nun u.a. mit dem Erstautor der neuen Studie, Jose Mateus, nachgegangen: Erneut konfrontierten sie vor dem Jahr 2019 genommene Blutproben mit über 100 Teilen des neuen Coronavirus. Dabei zeigte sich, dass eine ganze Reihe an T-Zellen sowohl auf SARS-CoV-2, als auch auf eine Reihe an humanen Coronaviren, die normale Erkältungen auslösen, reagierten. Die stärksten Immunantworten löste das charakteristische Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus aus, das der Erreger zum Eindringen in die menschlichen Zellen benutzt.

Im Gegensatz zu den von den B-Lymphozyten produzieren neutralisierenden Antikörpern, die das Immunsystem nur sehr spezifisch gegen einzelne humane Erkältungsviren, und nicht gegen das neue Coronavirus in Stellung bringen kann, können die T-Zellen offenbar ihre durch frühere Erkrankungen erworbenen Informationen auch im Kampf gegen den neuen Erreger nutzen. Laut Weiskopf und Kollegen könnte das zumindest ein Stück weit erklären, warum die Covid-19-Erkrankung derart unterschiedliche Verläufe nimmt.

(APA/Red)

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