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Schmusesänger James Blunt begeistert Wiener Publikum

Am Mittwochabend kam der britische Popsänger in einer fast ausverkaufte Wiener Stadthalle und begeisterte seine Fans mit einem Mix aus alten und neuen Songs.
 ”Let’s make this a rock’n’roll concert“, rief ein vor Energie sprühender James Blunt am Mittwochabend dem gänzlich auf Sitzplätze verteilten Publikum in der Wiener Stadthalle zu. “Aber davor muss ich noch ein paar traurige Songs spielen.” Man kann den Herzschmerz-Barden ob seiner Pop-Schnulzen, die ihn vor sieben Jahren berühmt gemacht haben, ablehnen. Aber eines muss man ihm lassen: James Blunt bewies beim Wien-Gastspiel seiner “Some Kind Of Trouble”-Tour jede Menge Selbstironie, wenn es um seine von Leid und Sehnsucht getränkten Balladen ging. Wäre da zwischendurch nicht der verkrampfte Versuch, sich als Rockstar zu positionieren, könnte man den Briten dabei fast liebgewinnen.

James Blunt gab Mix aus Schmusesänger und Rockstar

Das Problem bei dem 90-minütigen Mix aus Balladen und flotten Pop-Nummern, alten Hits und neuen Songs, ist nämlich die Frage der Glaubwürdigkeit: Wenn Blunt in einem Moment die weiblichen Konzertbesucher auffordert, doch kurz ihre T-Shirts zu heben und ihre Brüste zu entblößen (“Wenn ich weiter dränge, bekomme ich vielleicht, was ich will“), und gleich darauf unter einem einsamen Scheinwerfer die ultimative Ballade “Goodbye my lover” anstimmt, kauft man ihm den Frauenversteher mit gebrochenem Herzen nicht mehr ab. Genauso wenig geht er mit dem deutlich flotteren, aktuellen Material als Rockstar durch. (APA/Redaktion)

James Blunt wird sein Image nicht verlieren

Man kann ja verstehen, dass James Blunt, der seit seinem Durchbruch immer wieder mit wilden Partys und Sex-Geschichten in den Schlagzeilen war, sein Schmuse-Image ablegen will. Aber sein Balladen-Programm muss er ob seiner Zielgruppe, die sich seit Beginn seiner Karriere von Mädchen, die ihre Mütter zu Konzerten mitnahmen, zu Müttern, die ihre Töchter oder Partner mitschleppen, gewandelt hat, trotzdem abspielen.

Animations-Show in Wiener Stadthalle zu bunt

So ganz ist das aber nicht vereinbar mit dem Rest des Abends von James Blunt: Vier große Videowürfel und fünf vertikale LED-Streifen im Hintergrund der Bühne projizieren in knallbunten Farben billig wirkende Animationen, die optisch ablenken und überfordern. Songs vom neuen Album wie “These are the words” oder “Turn me on” kommen dazu eher als Hormon-geladene Teenie-Songs mit Schunkel-Flair statt als erwachsene Rock-Songs daher. Doch seine Fans lieben ihn so oder so. Ob er nun auf Lautsprecherboxen klettert und sich, die Arme triumphierend in die Höhe streckend, als Rockstar feiern lässt, oder mit der nächsten Ballade auftrumpft.

James Blunt hält an Tour-Tradition

Über eines konnte man sich im Laufe des Abends sicher sein: Sobald James Blunt es schafft, die seiner Meinung nach “viel zu zivilisierten” Konzertbesucher von ihren Sitzplätzen zu reißen, drückt er sie körperlich und psychisch mit der nächsten theatralischen Ballade gleich wieder nieder. Was am Ende bleibt, sind vor Rührung und Fröhlichkeit strahlende Gesichter, die James Blunt mit dem stimmungstechnisch eher lauen “1973” in die Nacht entlässt. Jedoch nicht, ohne davor – so will es seine Tour-Tradition – ein Foto von der begeisterten Menge zu machen. “Put your hands in the air and say ‘Schnitzel'”, fordert er mit einem schelmischen Grinsen. Und irgendwie hat man ihn dann ja doch wieder lieb.

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