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Schmuckausstellung im MAK

Ein flauschiges, anatomisch korrektes Herz am Revers? Oder eine aus Schaumstoff und Holz gefertigte Brosche in der Form eines grinsenden Eis-am-Stiel an der Bluse? Die Schmuckstücke von Iris Eichenberg und Wolfgang Lieglein sind nur zwei der unzähligen Beispiele, die aktuell im Wiener MAK "große Kunst in der kleinen Form" zeigen. Die Sammlung Bollmann und Fritz Maierhofer stehen dabei im Fokus.


Wobei es für die Besucher zunächst gar nicht so einfach sein dürfte, sich ob der Vielzahl an Objekten der Schau “Schmuck 1970-2015” einen Überblick zu verschaffen: Über 450 Exponate aus der Sammlung von Heidi und Karl Bollmann sowie knapp 200 Arbeiten des österreichischen Designers Maierhofer empfangen Schmuckinteressierte zwischen 14. Jänner und 29. März in der Ausstellungshalle des Museums am Stubenring. Bei allen handle es sich “um kleine Skulpturen, die auch getragen werden wollen”, wie MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein am Dienstag erläuterte.

Und die Bandbreite der Arbeiten kann sich wirklich sehen lassen: Jene aus der Sammlung Bollmann sind chronologisch in drei Abschnitte unterteilt, wobei die Präsentation in großen, nüchtern gestalteten Vitrinen, die auf schlichten Tischkonstruktionen aus Holzlatten ruhen, dem Variantenreichtum der Stücke sehr entgegenkommt. Hier finden sich klassisch anmutende Armbänder aus Gold oder Silber neben verspielten Strukturen und farbenprächtigen Anordnungen unterschiedlichster Materialien. Der Tragekomfort kann dabei leider nur erahnt werden, wie etwa bei dem “Familienglück” von Sophie Hanagarth, einer aus Bierkapseln bestehenden, enorm schwer anmutenden Kette.

Aber auch Zierliches findet sich in der Auswahl, beispielsweise Barbara Cartlidges “Musikraum als Ring” oder eine an den Rubikwürfel gemahnende Brosche von Lisa Walker. Acht Designposition werden zudem gesondert in eigenen Schaukästen präsentiert, während an den Wänden Fotos die getragene Ästhetik ausgewählter Schmuckstücke vorführen. “Neuer Schmuck soll endlich ins Publikum”, setzt Karl Bollmann Hoffnung in die Ausstellung, wobei sich der Sammler vor allem wünscht, dass “Intellektuelle den Mut haben, Schmuck zu tragen”. Das habe er bisher stets vermisst.

Wenn der Leihgeber davon sprach, dass diese Stücke “in einem Raum leben, der Kunst ist, sie aber gleichzeitig Schmuck bleiben müssen”, so trifft dies auch auf Maierhofers Exponate zu. Der gebürtige Wiener verfolge die kleine wie die große Form “mit gleicher Intensität”, wie MAK-Kustodin Elisabeth Schmuttermeier erläuterte. Vielfach ist eine klare, geometrische Formensprache dabei prägend, aber auch einen Hang zu ausgefallenen und skurrilen Gegenständen lässt er erkennen. Die Retrospektive überschreitet die kleine Form letztlich mit Grafiken, Tischen und Wandobjekten, die das Bild abrunden. Da wie dort, bei Maierhofer und der Sammlung Bollmann, verschwimmen die Grenze zwischen bildender Kunst und “nur” schmückendem Objekt auf eindrucksvolle Weise.

(S E R V I C E – Ausstellung “Schmuck 1970-1975. Sammlung Bollmann und Fritz Maierhofer – Retrospektive” von 14. Jänner bis 29. März im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK), Stubenring 5, 1010 Wien, Di 10-22 Uhr, Mi-So 10-18 Uhr,; Katalog zur Ausstellung, hg. von Christoph Thun-Hohenstein und Elisabeth Schmuttermeier, Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 144 S., 29,80 Euro)

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