Roland Schlosser, der als einziger österreichischer Fechter die Qualifikation für Olympia geschafft hat, zog mit seiner Freundin Alexandra zusammen, inskribierte auf der Universität für Software-Entwicklung und trainiert beim Club Hellerup unter der Leitung von Andrej Kljuschin. Seitdem ist vieles anders und besser geworden.
Er musste, erzählte Schlosser im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur, nicht aus Österreich weggehen, um gut zu werden. “Aber wenn ich die Situation mit jetzt und vor einem Jahr vergleiche, dann hat sich sehr viel verändert in meinem Leben, und zwar so, dass es positiv für meine Karriere war.” Der gebürtige Vorarlberger hat sein Leben geordnet, er hat die wichtigen Faktoren – das Privatleben, die Ausbildung, den Sport – an einen Ort zusammengezogen. “Mein Leben ist oben einfacher zu organisieren. Ich bringe die Sachen leichter unter einen Hut.”
Mit dem Fechten aufzuhören, sei vorher immer mal im Raum gestanden, aber schon vor dem Wechsel nach Dänemark hat Schlosser die Prioritäten verändert. “Ich möchte mein Studium fertigmachen, ich bin nicht mehr bereit, alles für den Sport zu opfern. Mir ist wichtig, dass ich mich sicher fühle. Selbst mit Fechten muss ich keine Angst um meine berufliche Karriere haben.” Es lässt sich so organisieren, dass er das Fechten nicht einschränken muss. “Gefühlsmäßig und vom Leben her bin ich nicht bereit, aufzuhören. Es macht einfach zu viel Spaß, das ist das Schöne. Ich habe das im vergangenen Jahr wirklich gemerkt – ich mache es nicht wegen der Erfolge, und nicht wegen Peking und nicht wegen der Qualifikation. Die Chancen auf Erfolg sind sehr klein. Und wenn man es nur deshalb macht, ist die Chance auf Enttäuschung sehr groß”, weiß Schlosser.
Nach wie vor tritt der 25-Jährige, der sich in Kiew mit EM-Bronze international wieder in Erscheinung gebracht hat, für den AFC Salzburg an. “Die letzten Jahre in Salzburg waren für mich nicht so erfolgreich, aber das hat nichts mit dem Club zu tun. Aber wenn man eine Zeit lang wo ist, und man merkt, man ist nicht produktiv, man kommt nicht weiter, dann muss man einfach noch mal was verändern, um dem wieder neuen Schwung zu geben, bei mir ist das definitiv passiert.”
In Kopenhagen ist der Mode-Liebhaber gut integriert. “Wir sind eine sehr gute Trainingsgruppe, homogen. Das sind auch alles gute Kumpel von mir. Und mit dem Trainer habe ich einen Konterpart gefunden. Seine Routine, sein Wissen, er war ja selber ein sehr guter Fechter, helfen mir in der jetzigen Phase meiner Karriere sehr.” Wichtig sei für ihn gewesen, dass er nicht nur nach Hellerup geht und die Zeit des Trainers beansprucht, sondern dass eine Win-Win-Situation entstehe. “Ich kämpfe für sie in der dänischen Meisterschaft und kann so ein bisschen was zurückgeben.”
Dass er es nach der Premiere 2004 noch einmal zu Olympia schafft, hätte er vor einem Jahr nicht gedacht. “Ich habe gezweifelt? Ich war so weit weg von Olympia, dass ich nicht mehr ernsthaft damit gerechnet habe.” Anfang des Jahres kam dann die fechterische Form wieder, der Durchbruch passierte im März beim Weltcup in Bonn, als er Dritter wurde. “Da habe ich gemerkt: Aha, ich kann’s wieder. Ich bin wieder da.” Danach hat er sich national durchsetzen müssen, um zur Zonenausscheidung zu kommen und dort hat er dann den Quotenplatz für Peking fixiert.
Es folgte die EM, es lastete der Druck auf ihn, dort das Limit des Österreichischen Olympischen Komitees zu erfüllen. “Die EM-Medaille war die Krönung. Das hat für mich nicht so was mit Olympia zu tun. Die EM-Medaille ist für mich ein Erfolg für sich, das ist was Einzigartiges in meiner Karriere, davon habe ich immer geträumt.”