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Schlepperring ausgehoben: Mindestens 300 Menschen geschmuggelt

Mindestens 300 Menschen sollen von der Türkei aus nach Europa geschmuggelt worden sein.
Mindestens 300 Menschen sollen von der Türkei aus nach Europa geschmuggelt worden sein. ©Bilderbox
Der Polizei in Salzburg ist in Zusammenarbeit mit etlichen anderen in- und ausländischen Behörden ein großer Schlag gegen das Schlepperunwesen gelungen.
In mehreren Ländern wurden insgesamt 50 Beteiligte ausgeforscht, die von August bis November 2010 mindestens 300 Menschen von der Türkei nach Europa geschmuggelt haben.

“Das ist die absolute Untergrenze, die wir eindeutig nachweisen konnten, wir gehen aber von einer deutlich vierstelligen Zahl aus”, sagte Christian Voggenberger vom Landeskriminalamt Salzburg am Freitag zur APA.

Insgesamt wurden in Deutschland, Rumänien, Spanien und Österreich 16 Bandenmitglieder festgenommen und weitere 35 Beteiligte wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Schlepperei und Beteiligung an einer kriminellen Organisation (“Mafia-Paragraf”) angezeigt. Kopf der Bande war der 48-jährige Mehmet D., der bis in die 1990er Jahren im Raum Salzburg lebte und sich zuletzt illegal in Spanien aufhielt und von dort die Fäden zog.

In der Türkei war eine fünfköpfige Gruppe zuständig für die Anwerbung von Menschen, die nach Europa gelangen wollten. Das waren hauptsächlich Kurden. Pro Schleusung wurden zwischen 5.000 und 9.000 Euro kassiert. “Am teuersten waren die Sicherheitsschleusungen, bei denen die Menschen mit gefälschten rumänischen Visa nach Rumänien geflogen wurden”, so Voggenberger. In Bukarest oder Temesvar wurden sie von den Mitgliedern der rumänischen Zelle übernommen und kurzzeitig in “Bunkerwohnungen” oder billigen Hotels untergebracht, bis die Weiterreise organisiert wurde.

Bei günstiger Gelegenheit wurden die Schleusungswilligen dann von den örtlichen Schleppern in das rumänisch-ungarische Grenzgebiet gebracht, wo sie von den darauf spezialisierten Fußschleppern übernommen und über die “grüne Grenze” nach Ungarn geschleppt wurden. In Ungarn standen Abholfahrzeuge für die Weiterschleppung in die bevorzugten Zielländer bereit. Die meisten wurden laut Voggenberger nach Deutschland gebracht, etliche aber auch nach Österreich und Italien.

In Österreich war ein Mann in Haag am Hausruck (Bezirk Grieskichen) federführend tätig, so der Kriminalist. Er war die Verbindungsstelle zwischen den Straßenschleppern und dem Boss in Spanien. Für Organisation und finanzielle Abwicklung in Österreich waren – gleichsam einem Familienbetrieb – die Angehörigen des Banden-Chefs in Salzburg zuständig: Vater und Mutter, ein Schwager, vier Schwestern und ein Sohn.

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