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Schlafwandeln: Forscher räumt mit Mythen auf

Schlafwandler haben teils Erinnerungen an nächtliche Spaziergänge.
Schlafwandler haben teils Erinnerungen an nächtliche Spaziergänge. ©SXC (Themenbild)
Schlafforscher Antonio Zadra von der Universität Montreal räumt mit drei Mythen rund um das Schlafwandeln auf.
Der Schlaf: das nicht ganz unbekannte Wesen

Der nächtliche Wanderer habe keine Erinnerung an seine Handlungen, das Verhalten während des Schlafwandels berge keine Motivation und Schlafwandeln wirke sich nicht auf den nächsten Tag aus. Der Wissenschaftler veröffentlichte Ausführungen dazu kürzlich in der medizinischen Fachzeitschrift “The Lancet Neurology”. Demnach erinnerten sich Schlafwandler durchaus daran, was nachts passiert ist, handelten nicht unbedingt planlos und stellten kaum eine Gefahr für sich und andere da.

Verwaschene Erinnerung

Der Schlafforscher Christian Baier vom Zentrum für Integrative Psychiatrie erklärt gegenüber pressetext: “Das klassische Schlafwandeln ist eine Aufwachstörung – es führt dazu, dass sich Teile des Gehirns wie im Wachzustand verhalten, es ist kein vollständiger Wach-, aber auch kein richtiger Schlafzustand.” Allerdings erinnere sich die Mehrheit der Betroffenen nicht bewusst an das Ereignis.

Auch eine Person, die nicht unter dem Phänomen leidet, vergisst am nächsten Morgen den Gang auf die Toilette in der Nacht – sofern es nicht länger als drei Minuten waren. Problematisch wird es bloß, wenn sich Schlafwandler in ihren Zuständen verletzen. “Es gibt auch den Mythos der schlafwandlerischen Sicherheit”, sagt Baier. Sollte der Schlafwandler für sich und andere eine Gefahr darstellen, werden Medikamente eingesetzt. In der Regel werden die Betroffenen aber nicht medikamentös behandelt.

Ursachen bleiben vielfältig

“Das Schlafwandeln kann aber auch durchaus psychisch manipuliert werden – es hört sich einfach an, aber man kann etwa dem Vorsatz ins Bett gehen, nicht schlafzuwandeln”, sagt Baier. Diese Menschen könnten sich auch den Wecker auf zwei, drei Stunden nach dem Einschlafen stellen, um zur Schlafwandelzeit richtig wach zu werden.

Wichtig sei, dass man nicht in dem Zwischenstadium von Schlafen und Wachsein hängen bleibe, rät der Schlafforscher. In 80 Prozent der Fälle sei Schlafwandeln vererbt, hat der kanadische Forscher Zadra entdeckt. Aber Schlafstörungen und Stress können auch Personen ohne Schlafwandler in der Familiengeschichte zu nächtlichen Spaziergängen führen.

(pte Austria)

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