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Scharon lässt Angriffe fortsetzen

Israel hat in der Nacht zum Donnerstag mit Schnellbooten Ziele im Gazastreifen beschossen und die Stadt Tulkarem im Westjordanland besetzt.

Zudem feuerte ein Kampfhubschrauber eine Rakete auf den Amtssitz des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat in Ramallah, als dieser mit dem EU-Gesandten Miguel Angel Moratinos konferierte. Beide blieben nach Angaben von Augenzeugen unverletzt. US-Außenminister Colin Powell forderte den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon auf, seine Politik der eisernen Faust zu überdenken.

Beim Beschuss der Schnellboote auf einen palästinensischen Kontrollposten bei Gaza und wurden Donnerstag Früh 13 Polizisten verletzt, teilten palästinensische Sicherheitsbeamte mit. Zugleich startete die israelische Armee einen Großangriff auf die autonome Stadt Tulkarem im Nordwesten des Westjordanlands. Bei einem Hubschrauberangriff wurden dort mindestens ein Palästinenser getötet und drei weitere verletzt.

Nach Angaben palästinensischer Sicherheitsvertreter drangen israelische Infanterieeinheiten mit rund 50 Panzern und gepanzerten Truppentransportern nach Tulkarem ein. Gleichzeitig zogen sie einen Ring um das benachbarte Flüchtlingslager Nur el Chams. Unterstützt wurde ihr Vormarsch aus der Luft von mehreren Kampfhubschraubern. Die Bevölkerung leistete zunächst keinen Widerstand, hieß es. Die israelischen Streitkräfte äußerten sich bisher nicht dazu.

Wie schon in der Nacht zuvor hatte die Armee zuvor mehrere Ziele in den Palästinensergebieten angegriffen. Unter anderem feuerten sie in Ramallah Raketen auf ein Gebäude des palästinensischen Geheimdienstes, das direkt an den Amtssitz von Palästinenserpräsident Arafat grenzt. Zum Zeitpunkt des Angriffs empfing Arafat gerade eine EU-Delegation unter Leitung des Nahost-Beauftragten Moratinos, verletzt wurde jedoch niemand.

Powell forderte angesichts der täglichen Gewalt mit zahlreichen Toten und Verletzten auf beiden Seiten Sharon auf, „seine Politik einer harten Prüfung zu unterziehen“. Weiter sagte er in einem Kongressausschuss an die Adresse Sharons: „Wenn Sie Krieg gegen die Palästinenser erklären und denken, Sie können das Problem lösen, indem Sie so viele Palästinenser wie möglich töten – ich weiß nicht, ob das zu was führt.“

Einen eindringlichen Appell richtete auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan an beide Seiten. Er nahm Arafat und Sharon in die Pflicht, die Gewalt zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren, wie UNO-Sprecher Fred Eckhard mitteilte. „Die Geschichte wird streng über Sie urteilen, und Ihre Völker werden Ihnen nicht verzeihen, wenn Sie damit scheitern“, sagte Annan. Er sei entsetzt über die zunehmende Zahl von Todesopfern und über die zunehmend aggressive Rhetorik beider Seiten. „Die Situation ist eindeutig außer Kontrolle und die Gefahren sind groß.“

Sharon hatte zuvor bekräftigt, der militärischen Druck auf die Palästinenser werde beibehalten. Vor Soldaten an einem Kontrollposten im Westjordanland sprach er von einem „aggressiven, konstanten Feldzug, mit keinen Einschränkungen“. Später veröffentlichte sein Büro eine Erklärung, in der betont wurde, dass man den Palästinensern nicht den Krieg erklärt habe. Der Konflikt sei Israel von der palästinensischen Autonomiebehörde und ihrem Führer aufgezwungen worden.

Ein Berater Arafats, Nabil Abu Rudeineh, verurteilte den israelischen Angriff auf die Arafat-Residenz. „Wir warnen die israelische Regierung, dass die Fortsetzung dieser Eskalation zu einer Explosion in der gesamten Region mit noch mehr Blutvergießen führen könnte“, sagte er.

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