"Schamlos schön": So setzt eine Frastanzerin ein starkes Zeichen gegen Bodyshaming

Darum geht's:
- Die Ausstellung "Schamlos schön" setzt ein Zeichen gegen Bodyshaming.
- Sie zeigt vermeintliche "Schönheitsfehler" bewusst vor der Kamera.
- Die Ausstellung soll dazu beitragen, dass sich jede Frau wohl in ihrem Körper fühlt.
Die von Gesellschaft, Film und Fernsehen vorgegebenen Schönheitsideale führen dazu, dass wir uns und andere immer wieder bewerten und beurteilen. Egal ob unrealistische Schaufensterpuppen oder stark retuschierte Models und Influencerinnen – die Schönheitsideale scheinen unerreichbar. Auch Bodyshaming gehört in der heutigen Gesellschaft leider mit dazu. Gegen dieses möchte eine Frastanzerin nun mit einer Ausstellung ein starkes Zeichen setzen.

Ein starkes Zeichen gegen Bodyshaming
Unter dem Titel "Schamlos schön" zeigen sich 29 Frauen und weiblich gelesen Personen aus Vorarlberg vor der Kamera. Sie setzen ihre vermeintlichen "Schönheitsfehler" bewusst in Szene – seien es Dehnungsstreifen, ein Schwangerschaftsbauch, das eine oder andere Röllchen oder in einem ganz besonderen Fall eine Beinprothese. "Ich bin sehr traurig darüber, dass viele junge Mädchen sich hinter ihren Schlabberpullis verstecken, denn sie denken, sie sind zu dick", verdeutlicht Initiatorin Rebecca Sonnweber. "Mich macht es wütend, dass die ganzen Frauenzeitschriften immer noch veraltete Bilder zeigen", betont sie. "Als Sprach- und Medienwissenschaftlerin weiß ich, wie wertvoll die Bilder auf den Leinwänden und in der Werbung sind", gibt sie gegenüber VOL.AT zu verstehen. Sonnweber ist zudem auch Achtsamkeitstrainerin, Yogalehrerin und Frauenmentorin. "Medien und die Werbung bestimmen, wie wir uns selbst sehen. Sehen wir immer die normschönen Körper, möchten wir auch so aussehen, wie diese normschönen Körper", betont sie.



29 ganz individuelle Frauen
Die Auswahl der Fotomodels lief ganz willkürlich, wie "die Sonnweberin" erklärt. "Hey, hast du Lust mitzumachen? Ich habe da gerade ein Projekt", fragte sie verschiedenste Frauen und weiblich gelesene Personen. "Mir ist es wichtig zu betonen, dass da jede Frau schön ist, dass jede Frau der Körper feiern sollte. Und deshalb sind es auch tatsächlich dann schlussendlich 29 ganz individuelle Frauen mit ihren Geschichten", gibt sie zu verstehen. Es gebe ein inneres und ein äußeres Bodyshaming, meint Rebecca Sonnweber. "Und bei diesen wunderschönen Plakaten sehen wir hier zu der linken Seite Aussagen, Kommentare, die ungefragt über die Frauenkörper sprechen. Und da sind die Aussagen, die von dieser Frau in Vorarlberg gesagt worden sind", erklärt sie. Das die Aussagen durchgestrichen sind, soll zeigen, dass Bodyshaming ganz klar abgelehnt wird. Die Frauen bleiben dabei bewusst anonym: "Mir geht es nicht darum, dass wir eine Frau an den Pranger stellen oder dass man dann sagt: Du, das ist die. Ich kenne dich", so Sonnweber. "Es geht darum, dass sich jede Frau, eigentlich jeder Mensch wohl in dem Körper fühlt. Und diese 29 Frauen stehen symbolisch für all die Frauen in Vorarlberg und für all die Frauen auf der ganzen Welt."



"So schau i us, des bin i"
"Ich habe mitgemacht, weil ich selbst eine Tochter habe und will, dass sie ihren Körper so akzeptiert, so wie er ist", meint eine der Frauen, die auf den Fotos zu sehen ist. "Ich habe schon von klein auf mit Gewichtsproblemen zu kämpfen", verrät eine andere: Selbstliebe und Selbstakzeptanz gingen bei ihr durch Mobbing verloren. Als Zweifach-Mama möchte sie ihren Töchtern diesen Leidensweg ersparen und zeigen, dass jeder Körper schön ist. "Ich habe mitgemacht, weil es mir wichtig ist aufzuzeigen, dass ungefragte Kommentare zu Frauenkörper kein Einzelfall oder gar ein persönliches Thema sind. Als junge Frau wird man bereits früh darüber informiert, dass man sich ein dickeres Fell zulegen oder sich diese Kommentare nicht zu Herzen nehmen solle", schildert eine weitere Vorarlbergerin. "Ich wurde mit einer Geschlechtsdysphorie geboren, weil ich als Mann gesehen wurde. Viel schöner wäre es, die Geschlechtseuphorie wahrzunehmen, d.h. ich mich als Frau", verrät eine Teilnehmerin: "Ich bekomme oft tolle Komplimente, wenn ich mich mal aufbrezle. Wenn ich aber normal angezogen daher komme: Iss mal mehr, du verhungerst ja." Eine andere Vorarlbergerin meint: "Mein Körper hat sich in den letzten Jahren immer wieder verändert. Genauso wie meine Einstellung zu meinem Körper und meinem Körpergefühl. Heute stehe ich da und denke mir: So schau i us, des bin i."

"Schamlos schön" live erleben: Ausstellung im Frödischsaal
Die Ausstellung "Schamlos schön" gibt es am Samstag, dem 18. November 2023, ab 20 Uhr im Frödischsaal in Muntlix zu sehen. Der Eintritt ist frei. Es gibt mehr als nur die Fotos zu sehen: Auch ein Video, gestaltet von Sophia Konstantinou, wird erstmals präsentiert. Das Video wird nach der Premiere auch online zu sehen sein. Der humoristische Teil kommt von Nadine Dunst-Ender, bekannt als "undnadineso" in sozialen Medien. Sie wird auf der Bühne einen passenden Sketch vorführen. "Man muss sich auch vor Augen halten, dieses Bodyshaming, das macht was mit den Frauen und mit allen Menschen, die als Frauen gelesen werden", verdeutlicht Dunst-Ender gegenüber VOL.AT. "Und da ist es ganz spannend mal zu hinterfragen, wer profitiert denn von dieser Unsicherheit, die da einfach bei Frauen dann passiert."
"Um dieses Thema nicht so in der Luft stehen zu lassen, habe ich noch Kurse und Workshops kreiert, um sich ganz bewusst mit dem eigenen Körper und mit dem Thema Bodyshaming auseinanderzusetzen", verrät Rebecca Sonnweber gegenüber VOL.AT. Im Frühjahr sind zudem noch weiter Termine geplant, bei denen die Ausstellung zu sehen sein wird. Auch in den Bregenzerwald soll "Schamlos schön" kommen.
(VOL.AT)