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Schallenberg traf Studierende aus Russland und der Ukraine in Wien

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) traf ukrainische und russische Studierende am Donnerstagabend.
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) traf ukrainische und russische Studierende am Donnerstagabend. ©APA/BMEIA/FLORIAN SCHRÖTTER
Donnerstagabend traf sich Außenmminister Alexander Schallenberg (ÖVP) mit Studierenden aus der Ukraine und Russland im Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) in Wien.
LIVE-Blog zur Ukraine am Freitag

Die Studierende erzählten insbesondere über praktische Probleme, die der Krieg in der Ukraine auch für sie in Österreich ausgelöst hat. Sie machten dabei in eindrücklichen Worten deutlich, wie sehr die Ereignisse des letzten Monats ihre Leben verändert haben.

Schallenberg traf Studierende aus Russland und der Ukraine in Wien

Ukrainische Studierende sprachen zunächst über das Problem, dass vor dem 24. Februar in der Europäischen Union befindliche Ukrainer laut den gültigen Regeln Probleme der Legalisierung ihres Status hätten. Auch Studierende würden nach Studienende im Sommer trotz der aktuellen Situation mit hohen bürokratischen Hürden konfrontiert, wenn sie Österreich bleiben wollten. "Niemand wird in die Ukraine zurückgeschickt werden. Das ist politisch völlig klar", versprach der Außenminister. Man müsse freilich klären, wie dies rechtlich geklärt werden könne.

Schallenberg: "Niemand wird in die Ukraine zurückgeschickt"

Obwohl sich die Situation von Studierenden aus Russland und der Ukraine drastisch unterscheide, haben man es mit ähnlichen Problemen zu tun, schilderte eine russische Studentin. Langfristige Pläne seien nun obsolet geworden. "Wir haben uns innerhalb eines Monats neu erfinden müssen, wir mussten ein neues Land finden, denn ich kann als Oppositionelle nicht mehr zurück", klage sie. Im besten Fall würden ihr in Russland drohen, dass sie das Land nicht mehr verlassen könne.

Student: "Möchte nicht mitmachen, ich will niemanden töten"

Sobald er nach Russland zurückkehren würde, drohte ihm die Einziehung in die Armee und die Entsendung in die Ukraine, sekundierte ein russischer Student. "Ich möchte da nicht mitmachen, ich will niemanden töten, den ich mag, und auch niemanden, den ich nicht mag. So funktioniert kein Dialog", sagte er. Die Rede war auch davon, dass Studierende aus der Ukraine - bedingt durch den Krieg - und aus Russland - bedingt durch die Konsequenzen von Sanktionen - in Österreich mit ökonomischen Problemen kämpften.

Schallenberg verwies auf die Sanktionen gegen Russland

Schallenberg verwies im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland auf die Entscheidung von US-Präsident Joe Biden und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, keine Soldaten in die Ukraine zu entsenden, um eine etwaige militärische Konfrontation zwischen Russland und der NATO zu vermeiden. "Unsere Waffen, mit der wir die Situation etwas beeinflussen wollen, sind wirtschaftlicher Natur", sagte er. Man sei dabei auf der Suche nach "zerstörerischen Sanktionen" ("crippling sanctions", Anm.), die auch für Österreich sehr schmerzhaft seien. Man sei schließlich in Russland sehr aktiv gewesen und es habe auch den Slogan "Wandel durch Handel" gegeben. Jetzt habe man jedoch eine Lektion erteilt bekommen.

Kooperation von russischen und ukrainischen Studenten gefordert

Einer russischen Studentin, die für einen gemeinsamen Kampf gegen Hass und für Kooperation mit ukrainischen Kollegen plädierte, sagte der Außenminister, dass er ihr völlig zustimme. "Es könnte emotional für manche zu früh sein. Aber als Außenminister muss ich an übermorgen denken", erklärte er und betonte, kein Vertreter von "Cancel culture" zu sein. Russland gehöre wie die Ukraine zur europäischen Geschichte und man verdanke der russischen Kultur Persönlichkeiten wie Gogol, Dostojewski und Schostakowitsch. "Wir haben ein größeres Problem mit der politischen Führung und jener Richtung, die sie geht", erklärte er.

Schallenberg habe versucht Sergej Lawrow zu kontaktieren

Es gibt manchmal Situation in der Politik, in der es zu einem "Dialog der Tauben" komme, klagte er. "Ja, ich gebe zu, dass ich versucht habe, (den russischen Außenminister, Anm.) Sergej Lawrow zu erreichen", erklärte Schallenberg. Auf APA-Nachfrage zum Zeitpunkt dieses Kontaktversuchs reagierte Schallenberg mit Schweigen.

Krastev: "Es gibt Krieg und keine Möglichkeit, ihm zu entkommen"

"Es gibt Krieg und keine Möglichkeit, ihm zu entkommen", wandte sich der bulgarische Politologe und IWM-Mitarbeiter Ivan Krastev am Ende des Treffens an die Studierenden aus Russland und der Ukraine. Obwohl man den Ort der Kriegshandlungen verlassen könne, würde man dennoch mit diesbezüglichen moralischen Fragen konfrontiert werden. Das betreffe sowohl Ukrainer als auch Russen. "Dieses Gespräch heute war einfach, hier sind freundliche Menschen. Aber es wird viel schwieriger werden und es wird sicher Attacken auf Sie geben", erläuterte Krastev.

(APA/Red)

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