Sieben Bilder wurden bis dato noch nie öffentlich ausgestellt. “Chromos goo bugly” heißt der Titel der auf zwei Stöcke verteilten Bildersammlung. Es handle sich dabei um eine “Wortinnovation”, meinte der Künstler bei einer Presseführung am Donnerstag, bei der er sich ansonsten aber – wohl getreu dem Motto “Die Bilder für sich sprechen lassen” – eher zugeknöpft gab. Das Wort Chromos sei einerseits der Farbstiftreihe Polychromos entlehnt, andererseits stecke darin Chronos, der mythologische griechische Zeitgott. “goo bugly” hingegen beruhe auf einer Zusammenziehung von good, bad and ugly. Ansonsten herrsche aber gleichsam – wie bei seinen Werken – eine Wiederkennungs- und Assoziierungsfreiheit, erklärte der 51-Jährige.
Eine Frau, die teilnahmslos Totenköpfe aus dem Haus trägt. Eine kleinbürgerliche Vorstadtsiedlung, in der ein “Poor Girl” nackt, bleich und fahl vor einem Haus gezeigt wird, gleich neben einer Kinderrutsche, die auch als das legendäre “Zungen”-Symbol der Rolling Stones assoziiert werden soll. Eine schmuddelige Kachelwand mit bunten Quadraten, vor deren Hintergrund eine auf einem kleinen Podest aufgebaute dunkle Figur, ein Flügelwesen ohne Kopf, Assoziationen an das Foto eines Abu Ghraib-Folteropfers weckt. Die (Bilder)-Welt des Daniel Richter strotzt vor einer subversiven, aber doch wieder deutlichen Anschaulichmachung und Anprangerung von zeitgenössischen Lebenswelten und abgründigen, weltpolitischen Zuständen. Die meist großformatigen Werke sind voller feiner Striche, überhitzter Gestalten in grellen Neonfarben in all ihrer psychischen Befindlichkeit und in einer Atmosphäre von Furcht und Schrecken.
Weshalb immer wieder Vögel auf seinen Bildern zu sehen seien, wurde Richter während der Führung gefragt. Er könne es sich auch nicht erklären und habe das auch gerade erst bemerkt, meinte der Künstler, wohl etwas mit einem Schalk im Nacken ausgestattet. “Es ist wohl das starke Bedürfnis des Künstlers, Vögel zu malen”, meinte er spitzbübisch-trocken. Die meisten Elemente könne er sich selber erklären, die Vögel nicht. Was bleibt, ist somit das Auge des Betrachters bzw. Besuchers. Als Richter beim Pressegespräch animiert werden sollte, etwas zu den ausgestellten Werken zu sagen, meinte er folgerichtig unter anderem: “Aber sie alle haben ja Augen in den Gesichtern”.