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Scala verkürzt Pereiras Vertrag wegen Operndeals

Pereira in der Zwickmühle
Pereira in der Zwickmühle
Der Verkauf von Opern der Salzburger Festspiele an die Scala kommt Alexander Pereira teuer zu stehen. Einen Monat nach dem Ausbruch des Skandals um den umstrittenen Operndeal, zwingt der Scala-Aufsichtsrat den designierten Intendanten zu einer Vertragsverkürzung von sechs Jahren auf lediglich 15 Monate.


Am Ende einer mehrstündigen Sitzung, die der Mailänder Bürgermeister und Präsident der Scala-Stiftung Giuliano Pisapia als durchaus schmerzhaft bezeichnete, beschloss der Aufsichtsrat des Mailänder Opernhauses, Pereira wegen seines “unkorrekten Verhaltens” zu einer Vertragsverkürzung auf Ende 2015 zu zwingen. Wie Pisapia bei einer Pressekonferenz im Mailänder Rathaus berichtete, soll Pereira auf jegliche rechtliche Auseinandersetzung mit dem Opernhaus verzichten. Jede Ausgabe, die der Intendant in diesem Zeitraum auch in Zusammenhang mit Verträgen von Künstlern und Regisseuren beschließen sollte, müsse vom Aufsichtsrat genehmigt werden, lautet der Vorschlag des Aufsichtsrats.

Eine Antwort Pereiras liegt noch nicht vor. Der Aufsichtsrat warte spätestens bis Ende dieser Woche auf eine Reaktion des Österreichers, berichtete Pisapia. “Sollte Pereira unseren Vorschlag nicht annehmen, wird es zu einem Rechtsstreit kommen”, sagte der Bürgermeister. Er gab zu, dass die Scala in große Schwierigkeiten geraten würde, sollte der designierte Intendant das Angebot ablehnen. “Wir müssten dann sofort einen Intendanten von Profil finden, doch wir werden uns etwas einfallen lassen”, erklärte Pisapia.

Der Beschluss, Pereira, der im Oktober sein Amt antreten soll, eine Vertragsverkürzung vorzuschlagen, sei für den Aufsichtsrat schwierig gewesen und nicht einstimmig ergriffen worden. Der Vertreter der Region Lombardei, Fiorenzo Tagliabue, habe dagegen gestimmt, da er eine Vertragsauflösung forderte. “Wir haben den einzig möglichen Beschluss gefasst. Das ist kein Vermittlungsversuch, sondern der einzige Weg, um eine Katastrophe zu vermeiden”, sagte Pisapia. Die Zeit für die Planung der nächsten Saison, in der die Scala wegen der Mailänder Weltexpo im internationalen Rampenlicht stehen wird, sei bereits knapp.

Pereira habe Fehler begangen und seine Kompetenzen deutlich überschritten. “Er hat sich jedoch zum vollen Engagement bereit erklärt, um unser Vertrauen am Ende einer Saison auf höchstem Niveau zurückzugewinnen”, erklärte Pisapia. Pereira habe sich wegen des Vertrags für den Erwerb von vier Opern der Salzburger Festspiele zwar entschuldigt, dies genüge jedoch nicht. “Über diesen Punkt war sich der ganze Aufsichtsrat im Klaren”, erklärte der Bürgermeister. Nach Ablauf des Mandats Ende 2015 werde Pereira seine Kandidatur für den Intendantenposten eventuell wieder einreichen können, räumte Pisapia ein.

Der Vertreter der Region Lombardei im Scala-Aufsichtsrat, Fiorenzo Tagliabue, kritisierte den Beschluss Pisapias und seiner Kollegen. Pereira habe seine Glaubwürdigkeit verloren, sagte Tagliabue, der mit Nachdruck eine Auflösung des Vertrags mit Pereira forderte. “Der Aufsichtsrat hat eine große Chance verloren, um klar zu machen, dass die Scala eine ernsthafte und unabhängige Institution ist”, so Tagliabue.

Kritisch äußerste sich auch die für Kulturfragen zuständige Mailänder Stadträtin, Cristina Cappellini, die den Beschluss des Scala-Aufsichtsrats als “lächerlich” bezeichnete. “De facto wird Pereira als Intendant bestätigt. Dabei ist es unmoralisch, ihn im Amt zu lassen, nachdem er das wichtigste Opernhaus der Welt weltweit blamiert hat”, so Cappellini.

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