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"Sandprinz" Thiem ist Favorit im ersten Paris-Achtelfinale

Dominic Thiem freut sich auf sein Match
Dominic Thiem freut sich auf sein Match
Seiner Setzung ist Dominic Thiem bei den French Open schon gerecht geworden. Und wenn man in diesem Fall schon gerne von der Pflicht spricht, dann könnte auch die Kür in Paris für den Niederösterreicher noch länger dauern. Der 22-jährige Weltranglisten-15. hat am Montag jedenfalls eine große Chance, gegen den Spanier Marcel Granollers sein erstes Viertelfinale bei einem Tennis-Major zu erreichen.


“Zuerst war es das Ziel, die zweite Woche zu erreichen. Natürlich ist der nächste Schritt jetzt, ins Viertelfinale zu kommen”, sagte Thiem nach seinem Vier-Satz-Sieg im von vielen zum “Zukunfts-Duell” hochstilisierten Drittrundenmatch gegen Alexander Zverev. Der 19-jährige Deutsche traut Österreichs Nummer eins jedenfalls einen weiteren Sieg zu. “Ich glaube, dass er Granollers höchstwahrscheinlich schlägt, um ehrlich zu sein.”

Thiem wird aber den Teufel tun und Granollers unterschätzen. Daran ändert auch nichts, dass er gegen den 30-Jährigen aus Barcelona eine 3:0-Bilanz im Head-to-head stehen hat (alle Spiele 2014 auf Sand). “Ich habe dreimal gegen ihn gespielt vor zwei Jahren. Das waren ziemlich knappe Matches”, erinnerte sich der sechsfache Turniersieger. “Er ist ein unorthodoxer Spieler, hat einen sehr guten Touch, spielt sehr gute Volleys.” Zudem sei Granollers nach dem Ausfall des Spiels gegen Rafael Nadal natürlich auch frischer.

Granollers hat überhaupt erst ein volles Match in den ersten drei Runden gespielt. In der ersten Runde eliminierte er allerdings immerhin Fabio Fognini (ITA-32) in drei Sätzen. Danach gab Nicolas Mahut (FRA) bei 3:6,2:6,0:1 gegen Granollers auf und Nadal trat erst gar nicht an. Der Weltranglisten-56. stand aber dieses Jahr auch nach Siegen über Zverev und David Goffin im Monte-Carlo-Viertelfinale. Dennoch weiß auch Thiem, dass all diese Facts nichts an der Tatsache seiner Favoritenstellung ändern.

Sollte sich Thiem als erster Spieler seit Jürgen Melzer (French Open 2010) bzw. bei den ÖTV-Damen Tamira Paszek (Wimbledon 2012) für das Viertelfinale eines Majors qualifizieren, dann hätte er eine realistische Chance, sogar die Runde der letzten vier zu erreichen. Der Sieger aus David Goffin (BEL-12) und Ernests Gulbis (LAT) wäre der Viertelfinalgegner und durchaus in Reichweite. Der als Nummer sechs gesetzte Lokalmatador Jo-Wilfried Tsonga hatte am Samstag gegen Gulbis ja aufgeben müssen.

Mit nunmehr 33 Siegen auf Sand ist Thiem eine Art “Sandprinz”. Er hat die meisten Siege auf diesem Belag in diesem Jahr, auch schon ehe Nadal nun für ungewisse Zeit ausfällt. Auch die Saisonbilanz liest sich mit 39:10-Siegen und bereits drei Turniertiteln ganz ausgezeichnet. Von Müdigkeit ist bei Thiem dennoch keine Spur. “Nein, ich fühle mich wohl. So lange alles in Europa ist und es keine langen Flüge gibt, ist es nicht so hart wie am Anfang des Jahres. Wenn man einen Jetlag nach dem anderen hat, wird es wirklich schwer.”

Keine Sorge bereitet ihm auch, dass es den Anschein macht, dass er zuletzt ein Langsam-Starter war. “Ich kann nicht bei jedem Match gleich 3:0 oder 4:0 in Führung gehen. Man muss ja auch bedenken, dass es ‘best of five’ ist. Man sollte sein Pulver nicht von Anfang an verschießen.” Der Schützling von Günter Bresnik erwartet übrigens nicht, dass er nun mit neuer Lockerheit ob des schon Erreichten in das nächste Match geht. “Nicht wirklich, ich habe eigentlich bei dem Turnier von Anfang an gut gespielt, es war nicht so wie bei anderen Turnieren”, sagte Thiem und attestierte sich ein “gutes Level”.

Immer wieder wird Thiem auch von internationalen Fernsehstationen nach der “new generation” befragt, deren Teil er ja auch ist. Jungstars wie Zverev, Nick Kyrgios, Borna Coric, Taylor Fritz und eben auch er selbst werden die Zukunft im ATP-Zirkus mitformen. “Ich bin glücklich, ein Teil von ihnen zu sein. Sie sind toll und sogar jünger als ich”, erklärte Thiem. “Ich hoffe, dass ich in den nächsten 10 Jahren irgendwann mit ihnen um die großen Titel kämpfen werde.”

Größen wie Roger Federer oder Nadal fehlen in Paris verletzungsbedingt, dies ist aber maximal ein Indiz für die Zukunft. “Das war ja nicht unser Verdienst, sie sind beide verletzt”, sagte Thiem. “Aber natürlich ist es normal, dass da ein Wechsel kommen wird. Wegen deren Alter und auch weil wir immer stärker werden. Das ist ein ganz normaler Prozess.”

Man wird das Gefühl nicht los, dass das Erreichen der zweiten Woche bei einem Major-Turnier, wenn Thiem unverletzt bleibt, auch schon bald ein “normaler Prozess” wird. Für Thiem geht es am Montag vielleicht auch schon um den Einzug in die Top Ten, seine bisher beste Platzierung (Rang 13) wird er zumindest egalisieren. Zieht Thiem ins Viertelfinale ein, erhält er nicht nur 294.000 Euro Preisgeld und 380 ATP-Zähler – er klopft auch schon ganz kräftig an die Top Ten an.

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