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Salzburgs Ausflug in die armenische Pampa

Salzburgs Red-Bull-Millionen-Kicker staunten nicht schlecht, als sie am Mittwochabend zum Abschlusstraining für das Erstrunden-Rückspiel der UEFA-Cup-Qualifikation gegen Bananz Eriwan antraten.

Das Stadion Kotajik im rund zehn Kilometer außerhalb von Eriwan gelegenen Ort Abowjan würde in Österreich nämlich die Bezeichnung Sportplatz erhalten und das Spielfeld gleicht einer Blumenwiese weit mehr als einem Rasen.

Zudem liegt die wenig schmucke Satelliten-Stadt Abowjan auf rund 1.400 Meter Seehöhe. Damit stand am Donnerstag eine der höchstgelegenen Partien der ÖFB-Europacup-Geschichte auf dem Programm. “Und wer ist schuld? Giovanni Trapattoni”, scherzte der eine oder andere mitgereiste Salzburg-Anhänger, nachdem in der Vorsaison unter Leitung des italienischen Maestros “nur” der Vizemeistertitel geholt worden war.

“Die Bullen spielen erstmals wirklich auf der Alm”, war ein weiterer Schmäh angesichts der großen Höhenlage. Was der nach Irland abgewanderte Trapattoni in Abowjan ebenfalls “versäumt” hat, ist u.a. ein kurios kleiner Pressekonferenzraum, in dem die Trainer und Journalisten auf Couch-Sesseln aus den 50er Jahren Platz nehmen. Geschmückt ist das Stadion trotz allem überall mit den Olympischen Ringen. Dies jedoch zurecht, denn 2007 fanden dort die panarmenischen Spiele statt, bei denen sich viele im Ausland lebende Armenier in diversen Sportarten messen.

Ein Hauch von großer Fußball-Welt weht aber dennoch durch Abowjan, schließlich betreten die Kicker von einem unterirdischen Spieler-Tunnel aus die Wiese. Bei guter Sicht hat man von der Spielstätte in Abowjan gute Sicht auf den 5.165 m hohen und biblischen Berg Ararat, auf dessen Gipfel dem Alten Testament zufolge die Arche Noah nach der Sintflut gelandet ist. Erst vor wenigen Tagen hatte es Schlagzeilen rund um den höchsten Berg der Türkei, der von armenischer Seite aus nicht bestiegen werden darf, gegeben, weil drei deutsche Bergsteiger dort von der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) entführt und erst nach zwölf Tagen freigelassen worden waren.

In der nordostanatolischen Hochebene siedelten bis zur Vertreibung durch Türken im Ersten Weltkrieg auch viele Armenier. Der Ararat ist nach wie vor ein nationales Symbol der Armenier und prangt auf dem aktuellen Staatswappen der Kaukasusrepublik. Das Bergmassiv war in den 1980er und 90er Jahren wiederholt Schauplatz von Kämpfen kurdischer Separatisten mit der türkischen Armee. Aus diesem Grund war der Gipfel als militärisches Sperrgebiet von 1993 bis 2000 nicht für Bergsteiger freigegeben. Seit 2004 sind der Ararat und seine Umgebung ein türkischer Nationalpark.

Kulturell war der Trip für die Fans also auf jeden Fall lohend, schließlich gehen auch die Wurzeln der armenischen Hauptstadt bis ins achte Jahrhundert vor Christus zurück. Die Schere zwischen Arm und Reich ist jedoch überdeutlich zu sehen. Etwas außerhalb der Stadt hat sich z.B. der Chef der Bierbrauerei Kotajik, Namensgeber des Stadions, eine ritterburgähnliche Villa bauen lassen, rund um die hohen Burgmauern hausen die Leute hingegen teilweise in Wellblechhütten. Den Red-Bull-Kickern fehlte es jedoch in Armenien an nichts, sie stiegen in einer der Fünf-Stern-Unterkünfte der Hauptstadt ab.

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