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Sängerin Maria Bill im Interview zur bevorstehenden Farewell-Tour

Sängerin Maria Bill beim Interview
Sängerin Maria Bill beim Interview ©APA
Ab 5. Oktober geht Maria Bill auf große Abschiedstournee - und feiert damit das Ende eines Lebensabschnitts. Die Schauspielerin und Sängerin sprach aus diesem Anlass mit der APA über den emotionalen Vorrang von Gesang gegenüber der Schauspielerei, Freude über Weihnachtspäckchen und ein gelungenes Konzert sowie ihr neues Leben als Single.
Maria Bill beim Interview

Als Interpretin ihrer eigenen Lieder feierte Maria Bill in den 1980ern große Erfolge – etwa mit “I mecht so gern landen”. Nun nimmt sie Abschied – und feiert mit einer großen Farewell-Tournee das Ende eines Lebensabschnitts. Aus diesem Anlass veröffentlicht die Künstlerin ihre erste CD erneut. Nach eigenen Angaben blickt sie optimistisch in die Zukunft – wie sie im Interview mit der APA verriet.

Maria Bill über Abschiede und ihre Tour

APA: Sie feiern nun Ihr Comeback, um Abschied zu nehmen. Weshalb dieses Goodbye?

Maria Bill: Ich nehme nicht Abschied von Wien, oder vom Leben, sondern von meinen alten Liedern, nach denen es immer wieder Anfragen vom Publikum gab. Und ich möchte jetzt noch einmal auf Tournee gehen – einfach, weil es Spaß macht. Ich habe die Lieder sehr lange nicht mehr gesungen und probe sie jetzt mit einer jungen Band neu.

APA: Verabschieden Sie sich damit auch von der Vorstellung, jemals wieder eigen-geschriebene Lieder zu veröffentlichen?

Bill: Jetzt, da mein Leben ruhiger wird, und ich möglicherweise eine Zeit vor mir habe, in der ich nichts tun muss, wer weiß? Wenn diese Zeit da wäre, könnte ich mir vorstellen, dass mir wieder etwas einfällt zu Liedern mit Themen, die mit meinem jetzigen Leben zu tun haben.

Von der Sängerin zur Schauspielerin

APA: Wie kam es damals eigentlich zum Umbruch, dass Sie die Phase als Sängerin hinter sich gelassen und sich ganz der Schauspielerei verschrieben haben?

Bill: Die Singerei war meine Leidenschaft – mein Beruf ist Schauspielerei. Meine Lieder lagen damals schon lange in der Schublade, bevor sie eingespielt wurden. Und der Druck, einen Vertrag zu unterschreiben und Lieder produzieren zu müssen, hat mir irgendwie die Fantasie abgeschnitten. Es gab nicht mehr die unbeschwerte Anfangslust. Ich hätte nichts dagegen gehabt, dass mir Tausende Lieder einfallen – aber es war eben nicht so.

APA: Ist die Schauspielerei, bei der man fremde Texte interpretiert, nicht auch etwas gänzlich anderes als das Öffnen mit eigen-verfassten Liedern?

Bill: Wenn ich mir eine Rolle erarbeite, füttere ich die auch mit meinen Erfahrungen. Deshalb ist die Umsetzung einer Rolle schon etwas sehr Persönliches. Aber beim Singen werden Emotionen freigelegt, die weit über das Theaterspielen gehen. Wenn ich singe, dann bin das ich: die absolute Freude, bei der ich wegfliegen könnte oder auch ein Weinen. Am Ende eines Konzerts, wenn ich zufrieden bin und mich vergessen konnte, dann bin ich so glücklich wie zu Weihnachten, wenn man ein Päckchen aufmacht, in dem etwas ist, über das man sich wirklich freut.

Die Bedeutung von Chansons für Bills Musik

APA: Welche Rolle spielt der Dialekt bei Ihren Chansons?

Bill: Wenn man diese Lieder übersetzte, ginge wohl der Charme verloren. Die hiesige Sprache ist doch bluesiger, Deutsch etwas abgehakter – auch wenn Leute wie Grönemeyer damit wunderbar spielen können. Deshalb bin ich damals schnell vom Schweizerdeutschen ins Wienerische gefallen. Es macht Spaß, sich eine Sprache zu erobern. Mittlerweile ist das Wienerische kein fremdes Kleid für mich, sondern eine zweite Muttersprache.

APA: Sie und Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg haben sich vor einiger Zeit getrennt. Wie sehr hat diese Trennung auch Ihre beruflichen Perspektiven verändert?

Bill: Ich lebe jetzt wieder alleine und habe so viel mehr Zeit für mich. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, wie aufregend es sein kann, nicht jeden Morgen sofort in die Jeans zu hüpfen und zu schauen, wo das Leben tobt. Ich habe viele Bereiche abgedeckt – Hausfrau, Mutter, Schauspielerin, Sängerin, Partnerin – und das reduziert sich jetzt auf mich alleine. Das ist wie bei einer Schneekugel, wenn die Flöckchen runterkommen und man wieder klar sieht. Ich würde die Zeit davor nicht missen wollen, aber jetzt ist eben eine andere Zeit. Ich bin jetzt offen für alles, was kommt.

(Das Gespräch führte Martin Fichter-Wöß/APA)

Das bewegte Leben von Maria Bill

Sie war die Einzelstimme in der Welle des Austropops, die eine andere Richtung einschlug, sich stärker am französischen Chanson als der Disco orientierte: Maria Bill. Die Schauspielerin mit der markant-brüchigen Stimme eroberte mit dem 1983 veröffentlichten “I mecht so gern landen” die Hitparade. In ihren selbst geschriebenen Liedern sang Bill vom Lieben und Scheitern, vom Saufen und von den großen Gefühlen und kleinen Freuden – all dies im Wiener Idiom.Wien. Auch wenn ihre Stücke wie Tagebucheinträge daherkamen, ließ die Sängerin mit “Bill Drei” 1987 diese Lebensphase hinter sich. Nun wird ihre erste CD samt einem Überraschungssong gemeinsam mit einem Best-of-Album neu aufgelegt, und Bill geht ein letztes Mal mit ihren eigenen Werken auf Tour.

Diese Tournee durch ganz Österreich und das Wiener Idiom waren Bill dabei keineswegs in die Wiege gelegt, wurde die Künstlerin doch am 15. November 1948 in der Schweiz geboren. Dort wuchs sie in einem Kinderdorf für Kriegswaisen auf, das ihr Vater leitete. Nach ihrer Schauspielausbildung in Zürich und in Paris begann Anfang der 80er-Jahre ihre Karriere am Wiener Schauspielhaus mit dem Erfolg als Edith Piaf.

Es folgte eine Bühnenkarriere am Burg- und nicht zuletzt am Volkstheater, das von ihrem mittlerweile geschiedenen Ehemann Michael Schottenberg geleitet wird. Daneben war und ist Maria Bill auch in mehreren Filmen (so in Michael Glawoggers “Slumming”) und im Fernsehen zu sehen. Mit Chansonabenden von Edith Piaf und Jacques Brel hielt sie auch nach dem Ende ihrer Austropopphase die Verbindung zur Musik aufrecht. Für ihre Arbeit wurde sie auch mehrfach geehrt, so etwa 1982 mit der Kainz-Medaille, oder 2010 mit dem Karl-Skraup-Preis. Im selben Jahr erhielt Maria Bill auch das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

(apa/red)

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