Sachsen: Wasserstandsmesser ausgefallen
Die Flutkatastrophe im deutschen Bundesland Sachsen steht vor einem neuen traurigen Höhepunkt. Zuletzt kletterte das Wasser der Elbe um bis zu 30 Zentimeter. Aus Richtung Tschechien droht eine Hochwasserwelle. In Schöna sei bereits die automatische Pegelmessung ausgefallen, sagte ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium am Donnerstag in der Früh. In Schöna stieg der Pegelstand um 7.00 Uhr auf handgemessene 9,95 Meter, 30 Zentimeter mehr als zwei Stunden zuvor. Bei Usti nad Labem (Aussig) in Tschechien führte die Elbe einen Pegelstand von 10,35 Metern. In Torgau stagnierte der Wasserstand bei 7,74 Meter.
Der Pegel werde in den nächsten Stunden deutlich schneller als in der Nacht steigen, teilte der Krisenstab der Stadt Dresden mit. Zwischen 02.00 und 07.00 Uhr sei der Wasserstand um insgesamt 25 Zentimeter gestiegen. In der nächsten Stunden werde ein Anstieg um einen Meter erwartet. Um 08.00 Uhr lag der Pegel bei etwa 7,50 Meter. Der Höhepunkt wurde mit 8,50 Meter gegen 12.00 Uhr erwartet.
In der Früh seien mehrere hundert Menschen im Stadtteil Laubegast in Sicherheit gebracht worden, teilte der Krisenstab weiter mit. Im Stadtteil Gohlis drohe ein Damm zu brechen. Die Bewohner dort seien bereits am Mittwoch in Notquartiere gebracht worden. Auch in Pirna nahe Dresden dauerten die Evakuierungsmaßnahmen an. Es wurde befürchtet, dass die Innenstadt überschwemmt wird. In ganz Sachsen stieg die Zahl der Todesopfer auf neun.
Bereits in der Nacht war damit begonnen worden, alle 170 Intensivpatienten aus Dresden auf andere Kliniken in Deutschland zu verteilen. Eine Sprecherin des Dresdner Krisenstabes sagte, die Evakuierung der Intensivpatienten solle gegen 11.00 Uhr abgeschlossen sein. Es sei zunächst nicht vorgesehen, weitere Patienten auszufliegen.
Wie das Innenministerium in Sachsen mitteilte, ist ein seit Beginn der Hochwasserkatastrophe in Sachsen vermisster Feuerwehrmann tot. Der 35-Jährige aus Graupa in der Sächsischen Schweiz ertrank in der Elbe, als er Flutopfer bergen wollte, teilte das Innenministerium am Donnerstag in Dresden mit. Er wurde am Montagnachmittag von einem im Wasser treibenden Auto in Pirna-Zuschendorf unter die Fluten gedrückt. Die Zahl der Toten bleibt nach Angaben des Innenministeriums aber bei neun. Ein Mann, der zunächst als Opfer der Katastrophe angesehen wurde, sei an Altersschwäche gestorben. 95 Menschen erlitten Verletzungen.
Der Landkreis Prignitz im nordwestlichen Teil des deutschen Bundeslands Brandenburg hat unterdessen die Einwohner von 46 Orten vor dem in den nächsten Tagen erwarteten Elbe-Hochwasser gewarnt. Die Einwohner sollen sich auf eine Evakuierung einstellen, sagte ein Kreissprecher am Donnerstag dpa. Das Elbe-Hochwasser wird vermutlich alle bisherigen Dimensionen übersteigen. Ging man am Dienstag noch von 6,80 Metern am Pegel Wittenberge aus, werden jetzt 7,75 Meter erwartet. Damit würde die Rekordflut des Jahres 1938 von 7,44 Meter übertroffen. Mit 65.000 Sandsäcken sollen die Deiche verstärkt werden. Häuser vor den Elbdeichen sind akut von Überflutung bedroht. Die Bewohner von Hinzdorf, Scharleuk und Sandkrug wurden deshalb vom Kreis aufgefordert, ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.