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S1: "Lobau-Besetzung möglich"

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In der Wiener Lobau könnten im kommenden Herbst Erinnerungen an Hainburg wach werden. Umwelt-Aktivisten und Bürgerinitiativen wollen Widerstand gegen Probebohrungen leisten.

Diese sind als Vorarbeit für die Untertunnelung des Nationalparks im Zuge der Nordost-Umfahrung (S1) geplant. Noch will sich niemand in die Karten schauen lassen, doch eine Au-Besetzung steht im Raum, ergab eine APA-Recherche.

Es geht um 18 Bohrlöcher mit einen Durchmesser von 15 bis 20 Zentimetern, die im Nationalpark Donauauen zur Erkundung des Untergrundes bis in eine Tiefe von 70 bis 80 Metern vorgetrieben werden sollen. Die Stadt Wien als Grundeigentümer hat der Autobahngesellschaft Asfinag die Bohrungen unter strengen Umweltauflagen erlaubt. Durchgeführt werden dürfen sie in der so genannten vegetationsfreien Zeit, konkret zwischen 1. November 2006 und 31. März 2007.

Die Gegner des Projekts wollen sich das nicht gefallen lassen. „Für uns ist das der Startschuss für den Bau der Lobau-Autobahn“, sagte Heinz Högelsberger, Verkehrsreferent bei Global 2000, zur APA: „Wir werden auf jeden Fall nicht nur zuschauen.“ Und: „Das Schlagwort von einem ’zweiten Hainburg’ ist sehr ernst zu nehmen.“

Was genau geplant ist, wollen die Ökoaktivisten zwar nicht verraten, eine Au-Besetzung will man aber nicht ausschließen. „Vielleicht ist das sogar wahrscheinlich“, meinte Global-Pressesprecher Andreas Baur. Ähnlichen Widerstandswillen äußern auch die beteiligten Bürgerinitiativen. „Wir werden versuchen, das zu verhindern“, sagte etwa Stefan Wirius von der Gruppe „Rettet die Lobau“.

Politische Rückendeckung gibt es von den Grünen. „Wir unterstützen eine etwaige Besetzung, werden das aber nicht selber machen“, so der Wiener Umweltsprecher Rüdiger Maresch. Man werde die Lobau-Autobahn keinesfalls akzeptieren, so die Linie der Grünen, könne sich aber mit der ebenfalls geplanten Donauquerung zwischen Donauuferautobahn (A22) und Ostautobahn (A4) abfinden. Auch der ÖAMTC ist für die rasche Realisierung dieses Straßenstücks, und zwar möglichst günstig und damit oberirdisch.

Bei der Asfinag zeigt man sich gelassen. „Die Panungen für die Bohrungen laufen“, so eine Sprecherin: „Wir werden das auf jeden Fall in dieser Wintersaison machen.“ Sollten es Gegenaktivitäten geben, werde man das Gespräch suchen. „Es wird zu keinerlei Gewaltanwendung kommen, wir werden die Aktivisten nicht wegtransportieren“, versicherte die Sprecherin. Sie verwies auf die Zuständigkeit der Gemeinde als Grundeigentümer: „Wenn gar nichts geht, müssen wir die Bohrungen einstellen. Wie die Stadt dann reagiert, wissen wir nicht.“

Dort will man – zumindest offiziell – noch gar nicht an ein solches Szenario denken. „Aus heutiger Sicht ist ’was wäre wenn’ nicht das Thema“, hieß es im Büro von Umweltstadträtin Ulli Sima (S). Klar sei, dass die Stadt zu dem Tunnelprojekt stehe, weil der Nationalpark dadurch unberührt bleibe. Die Probebohrungen seien “ökologisch absolut vertretbar“, so eine Sprecherin.

Beim ÖAMTC ist man dagegen über die Tunnelvariante unglücklich. Die geplante Fertigstellung bis 2015 ist aus Sicht von Willy Matzke, Tunnelfachmann des Klubs, nämlich aus Kostengründen, aber auch wegen der bautechnischen Schwierigkeiten eines solchen Projekts völlig unrealistisch. Dass der ÖAMTC damit generell von der Nordost-Umfahrung abgehe, wie in Umweltschützerkreisen gemunkelt wird, stimme jedoch ganz und gar nicht. „Vielleicht fällt uns da etwas ganz neues ein“, ließ Matzke die Tür für neue Umfahrungsvarianten offen.

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