Russland rückt im Ukraine-Krieg im Donbass vor

"Gemeinsam zum Sieg!", teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Montag auf Facebook mit. Das 227. Bataillon der 127. Brigade habe die Staatsgrenze erreicht. Die Frontlinie im Donbass verschob sich indes zugunsten von Russland, ging aus Angaben des ukrainischen Militärs hervor.
Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video mit Soldaten neben einem Grenzpfahl in den Nationalfarben Blau-Gelb. Sie sind zumindest an einer Stelle bis zur russischen Grenze vorgestoßen. Es seien Soldaten, die die Stadt Charkiw verteidigten, teilt der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Sinegubow, auf Telegram mit. "Wir danken allen, die die Ukraine unter Einsatz ihres Lebens von russischen Invasoren befreien." Es war zunächst nicht klar, um wie viele ukrainische Soldaten es sich handelt und wo genau sie an die Grenze gelangt sind.
Im Krieg gegen die Ukraine rückt Russland im Donbass vor
Im Nordosten des Landes machten die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen Tagen Boden gut und drängten russische Einheiten im Raum Charkiw zurück. Charkiw ist nach der Hauptstadt Kiew die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Eine unabhängige Bestätigung der Äußerungen Sinegubows war nicht möglich. Die Kämpfe in der Nähe von Charkiw seien "unsere Gegenoffensive", sagt der Berater des Innenministeriums, Wadym Denysenko, im Fernsehen. "Sie kann nicht mehr gestoppt werden." Dank dieser Offensive könnten ukrainische Soldaten den russischen Truppen in den Rücken fallen.
In der ostukrainischen Region Luhansk blieb die Lage nach Angaben des dortigen Gouverneurs Serhij Hajdaj schwierig. Russische Truppen versuchten weiterhin, die Stadt Sewerodonezk einzunehmen, sagt Hajdaj im Fernsehen. Die Anführer der selbst ernannten Volksrepublik Lugansk hätten die Generalmobilmachung ausgerufen. Die Volksrepublik Lugansk wird von Russland, nicht aber international anerkannt und erstreckt sich über das von pro-russischen Separatisten kontrollierte Gebiet in der ukrainischen Region Luhansk.
Pro Person nur noch ein Glas Wasser am Tag im Asow-Stahlwerk
Im Donbass rückten russische Kräfte an einigen Stellen vor. Es wird zudem erwartet, dass Russland in Izium im Süden des Landes Streitkräfte zusammenzieht.
In der Nähe der Hafenstadt Odessa im Süden des Landes wurde ukrainischen Militärangaben zufolge eine touristische Unterkunft durch einen Russischen Raketenangriff zerstört. Das Kommando Süd der ukrainischen Streitkräfte berichtete von mindestens drei verletzten Zivilisten. Zudem sei Feuer ausgebrochen. Ziel war demnach eine zuvor schon angegriffene und beschädigte Brücke über der Mündung des Flusses Dnister. Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.
Russland sollen ukrainische Kampfjetz abgeschossen haben
Ukrainische Grenztruppen wehrten einen Einfall russischer Sabotage- und Aufklärungseinheiten in die im Nordosten gelegene Region Sumy ab. Die russischen Soldaten seien unter Feuerschutz vorgerückt, teilt der Gouverneur der Region Sumy, Dmytro Schywytzki auf Telegram mit. Sie hätten sich aber zurückgezogen, als ukrainische Kräfte das Feuer erwidert hätten.
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau drei ukrainische Kampfjets abgeschossen. Ein Flugzeug sei in der Nähe der Schlangeninsel im Schwarzen Meer getroffen worden, die anderen beiden in den Regionen um Mykolaiw und um Charkiw. Der Raketenbeschuss werde fortgesetzt und ziele auf den Osten der Ukraine.
1.000 ukrainische Soldaten in Mariupol verschanzt
Im umkämpften Asowstal-Werk wurden unterdessen katastrophale Zustände geschildert. Pro Person gebe es nur noch ein Glas Wasser am Tag, berichtete eine der Ehefrauen eines im Stahlwerk verbliebenen ukrainischen Kampfers in einem Interview, aus dem ukrainische Medien am Sonntag zitierten. Sie habe zuletzt vor einigen Stunden mit ihrem Mann telefonieren können, sagte die Frau. Sie und die anderen Ehefrauen forderten einmal mehr eine Evakuierung aller verschanzten Kämpfer - zuerst der Schwerverletzten unter ihnen. Deren Situation sei "schrecklich": Manchen fehlten Arme oder Beine, es gebe kaum noch Medikamente oder Betäubungsmittel.
Russland habe Asowstal mit Phosphorbomben beschossen
In dem Stahlwerk, das seit Wochen von Russen und pro-russischen Separatisten umzingelt und beschossen wird, haben sich nach ukrainischen Angaben rund 1.000 Verteidiger von Mariupol verschanzt. Rund 600 sollen verletzt sein, hieß es zuletzt. Die ukrainische Armee ist weit von Mariupol entfernt und hat derzeit keine Chance, die weitgehend von den Russen eingenommene Stadt zu befreien. "Die Stimmung ist pessimistisch, weil es fast keine Hoffnung auf Rettung gibt", sagte die Frau eines Kämpfers in dem Interview. "Sie bereiten sich auf den letzten Kampf vor, weil sie nicht an eine diplomatische Lösung glauben."
Das Verteidigungsministerium in Moskau meldete unterdessen mehr als 100 Luftangriffe auf militärische Infrastruktur in der Ukraine in der Nacht auf Montag. Zudem seien Raketen auf mehr als 300 Ziele abgefeuert worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
(APA/Red)