Russland: Riesen-Explosion und Rauchwolke über Rüstungsfabrik

Bei einer heftigen Explosion in der Stadt Sergijew Possad rund 70 Kilometer nordöstlich von Moskau hat es nach offiziellen Angaben mindestens 45 Verletzte gegeben. Die Explosion habe sich am Mittwochvormittag in einem Lager für Pyrotechnik ereignet, das ein Unternehmen auf einem Firmengelände der Stadt angemietet habe, teilte die Verwaltung von Sergijew Possad auf Telegram mit. Ersten Erkenntnissen zufolge seien missachtete Sicherheitsvorkehrungen der Grund für den Vorfall.
Beobachter in sozialen Netzwerken hatten zuvor vermutet, dass die Fabrik, die optische Geräte unter anderem für den militärischen Gebrauch herstellt, Ziel einer Drohnenattacke geworden sein könnte. Auf Fotos und Videos war zu sehen, wie eine große Rauchsäule am Himmel emporstieg. Auf rund 50 Quadratmetern werde ein Feuer gelöscht, hieß es. Unter den Trümmern werde zudem noch nach möglicherweise verschütteten Menschen gesucht. Nahe gelegene Gebäude wurden beschädigt und evakuiert.
Zuvor hatte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin berichtet, dass Moskau Ziel eines versuchten Drohnenangriffs geworden sei. Zwei Drohnen seien von der Luftabwehr abgeschossen worden, teilte Sobjanin am Mittwochmorgen in seinem Blog im Nachrichtendienst Telegram mit. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums gab es weder Verletzte noch Schäden. Das Ministerium in Moskau machte das "Kiewer Regime" für die Attacken verantwortlich.
Ende Juli/Anfang August war die russische Hauptstadt mit dem Wolkenkratzerviertel Moskwa City binnen drei Tagen zweimal Ziel eines Drohnenangriffs geworden. Mehrere Drohnen wurden nach russischen Angaben abgeschossen. Allerdings wurde auch die Fassade eines Glasturms getroffen.
Die Millionenmetropole war bereits zuvor mehrfach Ziel von Drohnenangriffen, die allerdings in keinem Verhältnis stehen zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem - nunmehr 17 Monate dauernden - zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau beschießt auch die Hauptstadt Kiew immer wieder mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Es gab in Kiew Tote, Verletzte und massive Schäden.
Das ukrainische Militär wehrte unterdessen eigenen Angaben zufolge im Osten erfolgreich russische Angriffe ab. "Es finden schwere Kämpfe statt", sagte Generalstabssprecher Andrij Kowaljow am Mittwoch gemäß einer Mitteilung. Im Verlaufe des vergangenen Tages habe es über 30 Gefechte gegeben. Hervor hob er dabei russische Vorstöße beim Dorf Synkiwka knapp zehn Kilometer vor der im vergangenen Jahr von den Ukrainern befreiten Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw. Zudem habe es im benachbarten Donezker Gebiet russische Gegenangriffe südlich der russisch kontrollierten Stadt Bachmut beim Ort Klischtschijiwka gegeben.
Kowaljow zufolge setzen die ukrainischen Truppen dabei ihre eigenen Offensivbemühungen in den Gebieten Saporischschja und Donezk fort. Konkretere Angaben zu Geländegewinnen machte er jedoch nicht.
Nach britischer Einschätzung bleiben ukrainische Seedrohnen eine Gefahr für Russland. Das britische Verteidigungsministerium blickte in seinem täglichen Update am Mittwoch auf die Angriffe gegen den russischen Tanker "Sig" und das Landungsschiff "Olenegorski gornjak". Zuvor sei offenbar auch ein Anschlag auf russische Patrouillenboote vereitelt worden, die wahrscheinlich das russische Handelsschiff "Sparta IV" eskortiert hätten, schrieben die Briten bei Twitter.
Russische Militärschiffe
Obwohl die Schiffe unter ziviler Flagge unterwegs seien, seien die "Sparta IV" und die "Sig" schon lange mit dem Transport von Treibstoff und militärischen Gütern zwischen Russland und Syrien beauftragt, hieß es weiter. Da russische Militärschiffe seit dem 28. Februar 2022 nicht mehr den Bosporus passieren könnten, seien russische Streitkräfte in Syrien und im Mittelmeer von der "Sig", der "Sparta IV" und einer Handvoll anderer ziviler Schiffe abhängig. "Die Angriffe zeigen, dass die Operationen mit unbemannten Wasserfahrzeugen immer stärker zu einem wichtigen Bestandteil moderner Seekriegsführung werden und gegen die Schwachstellen der russischen Seeversorgungswege eingesetzt werden können", schrieb das Ministerium in London.
Moskau wirft London Desinformation vor
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
(APA)