Russland meldet Stopp von ukrainischem Vormarsch

Darum geht's:
- Russland stoppt ukrainischen Vormarsch bei Kursk mit Luftangriffen
- Ukrainische Truppen sollen 1.000 Quadratkilometer in Russland eingenommen haben
- Putin verspricht Vertreibung ukrainischer Truppen und angemessene Antwort
Russische Kriegsblogger berichteten am Dienstag von intensiven Kämpfen entlang der Front in der Region. Nach ukrainischen Angaben brachte Russland Soldaten und schwere Waffen in Stellung und konnte Angriffe abwehren.
"Je eher sich Russland bereit erklärt, einen gerechten Frieden wiederherzustellen, insbesondere auf der Grundlage der Friedensformel, die zu diesem Frieden führt, desto eher werden die Angriffe der ukrainischen Verteidigungskräfte auf russisches Gebiet aufhören", sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhij Tykhyj, am Dienstag in einem Medienbriefing in Kiew. Das Ziel des Angriffs sei nicht die Eroberung fremder Gebiete, sondern der Schutz des Lebens der ukrainischen Bevölkerung und der Schutz des eigenen Territoriums vor russischen Angriffen. Die Aktionen der Ukraine seien absolut legitim, da die Streitkräfte nicht gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen.
Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte Aufnahmen von Suchoi Su-34-Bombern, die angeblich ukrainische Truppen in dem russischen Grenzgebiet angriffen, und von Infanterie, die ukrainische Positionen stürmte.
Die militärische Lage in der Ukraine
Erdgas fließt weiter
"Der unkontrollierte Vorstoß des Feindes wurde bereits gestoppt", sagte Generalmajor Apti Alaudinow, Kommandant der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat. "Der Feind weiß bereits, dass sein geplanter Blitzkrieg nicht funktioniert hat." Es war unklar, welche Seite die russische Stadt Sudscha kontrolliert, durch die Russland Gas aus Westsibirien durch die Ukraine in die Slowakei und andere EU-Länder liefert. Gazprom teilte am Dienstag mit, dass weiterhin Gas durch Sudscha in die Ukraine gepumpt werde. Der Pipeline-Betreiber Gas Connect Austria sah keine Unterbrechungen in den Erdgaslieferungen nach Österreich.
Unterschiedliche Angaben zum Vorstoß
Der Gouverneur von Kursk, Alexej Smirnow, hatte am Montag erklärt, die Ukraine kontrolliere 28 Siedlungen in der Region. Der Einfall sei etwa zwölf Kilometer tief und 40 Kilometer breit. Nach ukrainischen Angaben wurden 1.000 Quadratkilometer russischen Gebiets eingenommen, mehr als das Doppelte der von Smirnow angegebenen Zahlen. Reuters konnte die Angaben unabhängig nicht überprüfen. Vor einer Woche hatten ukrainische Soldaten überraschend die russische Grenze durchbrochen.
Russland eakuiert Zivilisten
Präsident Wladimir Putin sagte, der Angriff ziele darauf ab, die Verhandlungsposition Kiews vor möglichen Gesprächen zu verbessern und den Vormarsch russischer Kräfte an der Front auf ukrainischem Gebiet zu verlangsamen. Die russische Regierung ließ in der Region mindestens 200.000 Menschen evakuieren, schickte Reserven und verhängte eine Sicherheitssperre. 11.000 Zivilisten sind zudem in der Nachbarregion Belgorod nach Angaben der dortigen Behörden evakuiert worden. In seiner Residenz Nowo-Ogarjowo bei Moskau sagte Putin führenden Beamten, Russland werde die ukrainischen Truppen vertreiben und versprach eine "angemessene Antwort".
"Sicherheitsfrage für die Ukraine"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner nächtlichen Video-Ansprache, die Operation in Russland sei eine Frage der ukrainischen Sicherheit. Die Region Kursk sei von Russland genutzt worden, um viele Angriffe gegen die Ukraine zu starten. In der Nacht griff sie mit Drohnen an und Bodentruppen versuchten, die russischen Verteidigungslinien zu durchbrechen, um weiteres Gelände unter ihre Kontrolle zu bringen.
"Deshalb sind unsere Operationen eine reine Sicherheitsfrage für die Ukraine, um die Grenze vom russischen Militär zu befreien", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Kursk werde zum Symbol vom Anfang und Ende des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Selenskyj mit Blick auf die Katastrophe beim Untergang des modernsten russischen Atom-U-Boots "Kursk", das im August 2000 mit 118 Besatzungsmitgliedern an Bord gesunken war. "Vor 24 Jahren gab es die Kursk-Katastrophe, die den symbolischen Beginn seiner Herrschaft darstellte; jetzt sehen wir das Ende davon - und es ist wieder Kursk."
Russische Angriffe in der Ukraine
Die ostukrainische Großstadt Sumy ist nach Behördenangaben in der Nacht auf Dienstag Ziel eines russischen Raketenangriffs gewesen. Es seien Objekte der Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärverwaltung des Gebietes Sumy auf Telegram mit. Angaben über mögliche Treffer auf militärische Ziele macht die ukrainische Seite prinzipiell nicht. Über Sumy werden die ukrainischen Truppen versorgt, die seit mehr als einer Woche im russischen Nachbargebiet Kursk operieren.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte die russische Armee in der Nacht zwei ballistische Iskander-Raketen und 38 Kampfdrohnen gegen die Ukraine ein. 30 Drohnen seien abgefangen worden, hieß es. In weiten Teilen der Ukraine hatte nachts Luftalarm gegolten.
(APA)