Russland gibt entführte ukrainische Kinder zur Adoption frei

US-Sicherheitsberater Jake Sullivan bezeichnet diese Taten als „verabscheuungswürdig“ und spricht von einem Krieg gegen die ukrainische Bevölkerung.

Verschleppung und Adoption
Ein Kinderheim in Cherson wurde zum Schauplatz einer Tragödie, als russische Behörden Kinder aus der ostukrainischen Stadt verschleppten und auf die Krim brachten. Die „Financial Times“ konnte durch die Analyse öffentlicher Dokumente und Interviews mit ukrainischen Beamten und Verwandten vier ukrainische Kinder im Alter von acht bis 15 Jahren auf der russischen Adoptionsseite usynovite.ru identifizieren. Bei einem Kind wurden sogar Name und Alter geändert, ein anderes Kind wurde mit der russischen Version seines ukrainischen Namens registriert, ohne Hinweise auf den ukrainischen Ursprung.
Russische Propaganda und Staatsbürgerschaft
Bereits zuvor hatte die „New York Times“ über 46 Babys und Kleinkinder berichtet, die aus einem Kinderheim in Cherson entführt und auf die Krim gebracht worden waren. Diese Kinder erhielten die russische Staatsbürgerschaft, was ihre Adoption erleichterte und ihre Rückkehr fast unmöglich machte. Sieben dieser Kinder konnten dank ukrainischer Behörden und Vermittlern aus Katar zurückgebracht werden, doch 17 Kinder sind weiterhin auf den Adoptionsseiten gelistet.
Internationale Reaktionen
US-Sicherheitsberater Jake Sullivan nannte diese Taten „verabscheuungswürdig und entsetzlich“. Er betonte, dass Russland nicht nur gegen das ukrainische Militär, sondern auch gegen die ukrainische Bevölkerung Krieg führt.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) schätzt, dass mindestens 20.000 ukrainische Kinder verschleppt wurden. Diese Zahl könnte jedoch viel höher liegen. Der Bericht der OSZE sprach von ernsthaften Verstößen gegen die Genfer Konvention und möglichen Kriegsverbrechen.
Hindernisse für die Rückkehr
Laut OSZE unternehme Russland keine aktiven Schritte zur Rückführung der entführten Kinder und erschwere vielmehr die Bemühungen der Familien, ihre Kinder zurückzubekommen. Diese Handlungen widersprechen den Prinzipien der Genfer Konventionen.
Genozidvorwürfe
Menschenrechtsanwalt Gabriel Sebbah erklärte, dass die Entführungen und die Zwangsintegration der Kinder in russische Familien als Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten könnten. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat daher gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa internationale Haftbefehle ausgestellt. Beide leugnen die Verschleppung der Kinder und behaupten, im besten Interesse der Minderjährigen zu handeln.
(VOL.AT)