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Russland: Gas-Zahlungen laut Gewessler weiter in Euro möglich

Zahlungen für Gazprom-Gas können laut Gewessler weiter in Euro erfolgen. Der Gazprom-Sitz ist in St. Petersburg (Russland).
Zahlungen für Gazprom-Gas können laut Gewessler weiter in Euro erfolgen. Der Gazprom-Sitz ist in St. Petersburg (Russland). ©APA/GEORG HOCHMUTH (Symbolbild)
Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) zufolge sind Zahlungen für Gazprom-Gas - Gazprom hat seinen Sitz in Russland - weiterhin in Euro möglich.
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Gazprombank-Konto notwendig
Russland zu Gas-Zahlung

Westliche Staaten wie Deutschland und Österreich müssen nach russischer Darstellung ab 1. April Konten bei der Gazprombank eröffnen, um weiter Gas zu erhalten. "Nach derzeitigen Wissenstand ist es so, dass die Zahlungen weiter in Euro abgewickelt werden können, weil eine Bank dazwischen geschaltet wird", sagte Umwelt- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Freitagabend in der "ZIB2".

Russische Gazprom: Lieferung nur gegen Rubel-Zahlung

Nach der Ankündigung von Gazprom, künftig nur noch gegen Bezahlung in Rubel zu liefern, haben der heimische Öl- und Gaskonzern OMV und der russische Konzern Kontakt aufgenommen, wie ein Firmensprecher am Freitag mitteilte: "Mittlerweile haben wir eine schriftliche Information von Gazprom erhalten, die wir nun analysieren." Die Verträge der OMV mit Gazprom lauten auf Euro.

Vorbereitung auf Ende von Gaslieferungen aus Russland

Gewessler betonte erneut, dass man sich "auf alle Fälle" vorbereite, auch auf eine Einstellung der Gaslieferungen aus Russland. Die Regulierungsbehörde E-Control sei im Austausch mit Gas-Großverbrauchern, um im Falle einer Energielenkung schnell entscheiden zu können.

Österreich bezieht Gas mehrheitlich aus Russland

Die Kritik der Industriellenvereinigung am Krisenmanagement des Energieministeriums wies Gewessler zurück. Man habe unter anderem in Rekordzeit die strategische Gasreserve im Nationalrat beschlossen und die Gas-Frühwarnstufe ausgerufen. Durch die hohe Abhängigkeit von russischem Gas sei die heimische Industrie verwundbar, so die Ministerin. Die Betriebe hätten jahrelang von billigem Gas profitiert. In den letzten 10 bis 15 Jahren sei von den Regierungen nichts unternommen worden, um die Abhängigkeit Österreichs von Russland zu reduzieren, sagte Gewessler. Österreich bezieht sein Gas zu 80 Prozent aus Russland, Deutschland zu 50 Prozent. Die Umweltministerin appellierte an die heimischen Betriebe und Verbraucher "sorgsam" mit Öl und Gas umzugehen.

Russland mit Ankündigung - Österreich rief Gas-Frühwarnstufe aus

Österreich hat am 30. März die Frühwarnstufe im Notfallplan für die Gasversorgung ausgerufen. Grund dafür sei die Ankündigung Russlands, dass Gaslieferungen künftig nur noch in Rubel bezahlt werden sollen, hieß es damals aus dem Energieministerium.

Aufgrund der Frühwarnstufe informiert der unabhängige Systemmanager Austrian Gas Grid Management (AGGM) nun täglich über die aktuelle Lage: "Die Gasflüsse in Richtung aller österreichischen Marktgebiete, auch die Importe über die Ukraine, laufen aktuell unterbrechungsfrei", heißt es im Lagebericht vom 1. April. Die Preissituation an den Märkten sei aber "weiter angespannt und volatil". "Die heimische Versorgung von Endkunden wurde in den letzten Tagen vollständig aus Importen gedeckt, die Speicherfüllstände steigen", so die AGGM. "Trotz der im historischen und saisonalen Vergleich niedrigen Speicherfüllstände in Österreich sowie des Konflikts in der Ukraine ist aus aktueller Sicht keine Störung der Versorgung österreichischer Endkunden zu beobachten."

Österreichische Gasspeicher

Die Gasspeicher in Österreich waren laut Daten des europäischen Branchenverbandes GIE (Gas Infrastructure Europe) am 31. März zu 13,1 Prozent gefüllt. Vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt belief sich der Füllstand auf 24,6 Prozent, vor zwei Jahren auf 73,4 Prozent und vor drei Jahren auf 48,1 Prozent. Ähnlich niedrig wie derzeit war der Gas-Füllstand im Jahr 2017 und 2018 mit 14,6 bzw. 14,5 Prozent.

Trotz Ukraine-Krieg: Gazprom pumpt Gas Richtung Westen

Ungeachtet des Kriegs in der Ukraine pumpt der russische Staatskonzern Gazprom weiterhin in großem Umfang Gas in den Westen. An diesem Samstag sollen 108 Millionen Kubikmeter durch das Leitungssystem des Nachbarlands geliefert werden, wie der Konzern in Moskau mitteilte. Dies entspricht nach russischen Angaben der bestellten Menge. Damit gehen die Lieferungen durch die anderen Leitungen auch nach der Umstellung der Zahlungen auf Rubel weiter.

Die vertraglich mögliche maximale Auslastung liegt bei 109 Millionen Kubikmetern Gas pro Tag. Bestätigt wurde die Lieferungen vom Betreiber des ukrainischen Gastransitnetzes, wie die Agentur Interfax meldete.

Transit von russischem Gas: Ukraine bezieht Gebühren

Die Ukraine bezieht aus dem Transit des russischen Gases für den eigenen Staatshaushalt wichtige Durchleitungsgebühren. Durch die russisch-europäische Pipeline "Jamal-Europa" fließt Interfax zufolge hingegen derzeit kein Gas über Belarus und Polen nach Deutschland. Vielmehr werde Gas im so bezeichneten Reverse-Verfahren aus europäischen Speichern von Deutschland nach Polen umgeleitet.

Damit erfolgen die Lieferungen auch nach der Umstellung auf den Rubel weiter. Präsident Wladimir Putin hatte angewiesen, Gas an westliche Staaten nur noch gegen Rubel zu verkaufen, was diese strikt ablehnen. Daraufhin erließ Putin ein Dekret, das westliche Kunden seit Freitag verpflichtet, ein Rubelkonto bei der Gazprombank zu eröffnen und die Zahlungen darüber abzuwickeln.

Russland will so Rubel stützen

So will Russland seine Währung stützen, aber auch sicherstellen, dass das eingezahlte Geld tatsächlich ankommt. Bisher konnten die Zahlungen auch über andere Konten laufen. Putin hatte Deutschland und anderen Ländern mit einem Lieferstopp gedroht, falls die Zahlungen ausbleiben.

(APA/Red)

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