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Rücktritt: NEOS-Chef Matthias Strolz gibt sein Amt ab

Matthias Strolz will eine neue Führung für die NEOS.
Matthias Strolz will eine neue Führung für die NEOS. ©FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
NEOS-Gründer und Parteichef Matthias Strolz kündigte am Montag völlig überraschend seinen Rückzug von der Spitze der NEOS an. Der Vorarlberger will bis nach der Anfangsphase in eine Wachstumsphase überleiten. Strolz tritt auch aus dem Nationalrat aus.
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Matthias Strolz tritt zurück

Matthias Strolz hat nach nur sechs Jahren genug von der Politik und hebt die Flügel, um den Pinken davon zu fliegen. Er legt in den nächstens Monaten alle politischen Funktionen zurück und scheidet aus dem Nationalrat. Das kündigte der 44-Jährige überraschend am Montag in einer Erklärung an. Er begründete diesen Schritt mit dem Ruf seines Herzens.

Wiener Chefin als Nachfolgerin?

Als Favoriten für seine Nachfolge werden die Wiener NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, der stellvertretende Klubobmann Nikolaus Scherak sowie der Medienmanager und NEOS-Mitbegründer Veit Dengler genannt.

Strolz’ Rücktritt erfolgt “schrittweise und geordnet”. Er wird bis Ende Juni den Parteivorsitz und bis zum Herbst die Führung des Parlamentsklubs abgeben. Danach wird er aus dem Nationalrat ausscheiden und sich völlig aus der Politik zurückziehen.

Strolz hatte die NEOS im Oktober 2012 gegründet und im Jahr darauf in den Nationalrat geführt. Voriges Jahr sind die NEOS zum zweiten Mal ins Parlament eingezogen. Der Rückzug ist auch deshalb überraschend, weil die Pinken heuer in drei von vier Landtagswahlen erfolgreich waren und in Salzburg sogar vor dem Einzug in die Landesregierung stehen.

Aufbauphase der NEOS zu Ende

Strolz selbst nannte aber genau das als einen der Gründe für seinen Rücktritt. Die Aufbauphase der Partei sei erfolgreich absolviert, nun stehe die nächste Wachstumsphase bevor. Das Ziel für die nächsten zehn Jahre sei es, zu einer 20-Prozent-Partei zu wachsen.

“Ich liebe Politik”, sagte Strolz. Und er habe vor sieben Jahren auf den Ruf seines Herzens gehört und mit den NEOS “eine politische Kraft der Mitte” in Österreich etabliert. Am Beginn sei die Angst größer als die Lust gewesen. “Aber die Lust ist größer geworden.” Anfang 2012 habe man mit dem Aufbau der Partei begonnen. “Und aus einer Idee ist rasch eine Bewegung geworden.”

Keiner hätte den NEOS diesen Erfolg in nur sechs Jahren zugetraut, so Strolz. “Mit der Wahl in Salzburg ist unsere Pionierphase, unsere Aufbauphase zum Abschluss gekommen. Wir haben in den letzten sechs Jahren an 30 Wahlen teilgenommen. Ich war immer mitten drinnen und vorne dabei. Seit Jahresbeginn habe ich zunehmend Klarheit darüber bekommen, dass 2018 das Jahr meiner Amtsübergabe sein wird. So wie mich mein Herz in die Aufgabe einer Parteigründung gerufen hat, so sagt mir die Stimme meines Herzen nun, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, die Führungsverantwortung zu übergeben.”

Zukunft von Strolz noch ungewiss

Seine Zukunft sei offen “und ich will es offen halten”, sagte Strolz. Er habe “einige Buchprojekte im Kopf”. “Ich bin nicht Passagier, ich bin der Pilot meines Lebens. Ich werde ein Feld weiterziehen. Wie das Feld heißt, weiß ich nicht.”

Am Ende seiner Erklärung bedankte sich Strolz mit Tränen in den Augen, “dass mir das Leben diese Aufgabe mit auf dem Weg gegeben hat”.

Von der politischen Konkurrenz gab es zum Abschied nur freundliche Worte. “Sie waren ohne Zweifel ein Bereicherung für die österreichische Politik”, meinte etwa SPÖ-Chef Christian Kern.

Strolz übergibt Bundesmandat

Wenn NEOS-Chef Matthias Strolz im Herbst sein Nationalratsmandat zurücklegt, könnte ihm eine Vorarlbergerin nachfolgen. Nächste auf der Bundesliste wäre nämlich Doris Hager-Hämmerle – sollte nicht Beate Meinl-Reisinger Strolz’ Nachfolge in Partei und Parlament übernehmen.

Für Meinl-Reisinger müsste niemand auf ein Mandat verzichten. Denn der Wiener Partei- und Klubchefin wäre ein solches nach der Wahl vom Oktober zugestanden. Aber sie verzichtete darauf, um die Partei in die (turnusgemäß) im Jahr 2020 anstehende Wiener Wahl zu führen. Sollte sie es sich jetzt anders überlegen, könnte sie sowohl über die Bundesliste (da stand sie auf Platz 3 hinter Strolz und Irmgard Griss) als auch über die Wiener Liste in den Nationalrat. Für die Zusammensetzung des Klubs wäre das gleichgültig, weil allenfalls Claudia Gamon statt des Wiener Mandats ein Bundeslisten-Mandat bekäme.

Bleibt Meinl-Reisinger aber in Wien und wird Strolz’ Nachfolge aus dem aktuellen Nationalratsklub besetzt, kommt Doris Hager-Hämmerle (über Bundeslistenplatz 10) neu ins Parlament. Die Geschäftsführerin der Internationalen Akademie für Philosophie (IAP) in Liechtenstein ist Mitglied des erweiterten Bundesvorstandes des NEOS.
(APA/red)

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